Können neue Arten der Kommunikation die Qualität unserer Beziehungen beeinflussen?

Können neue Arten der Kommunikation die Qualität unserer Beziehungen beeinflussen?
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Pedro González Núñez

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Es gibt ein wirklich einzigartiges Zitat von Peter Drucker, welches die neuen Arten der Kommunikation genauer unter die Lupe nimmt: “Das Wichtigste ist, zu hören, was nicht gesagt wird.”  Wie kannst du jedoch wissen, was nicht gesagt wird, wenn du deinen Gesprächspartner nicht beobachtest? Wie kannst du wissen, ob eine kommunikative Stille herrscht oder es eine Stille ist, in der dein Gesprächspartner an etwas anderes denkt?

Wie Drucker behauptete, gebe es in einem Gespräch viele Gesten, Bewegungen und Grimassen, die nicht von Worten begleitet würden, aber viel aussagen. Mit Kommunikation über neue Technologien, wie etwa Sofortnachrichten oder E-Mails, verlieren wir all diese Details. Beeinflusst das die Qualität unserer Beziehungen?

“Die Art und Weise, wie wir mit anderen Menschen und uns selbst kommunizieren, bestimmt die Qualität unseres Lebens.”

Anthony Robbins

Die neuen Arten der Kommunikation

Es gibt ohne Zweifel neue Arten der Kommunikation, die unsere Sicht auf die Welt verändert haben. Was einst eine einfache Unterhaltung zwischen zwei Menschen war, oder höchstens ein Telefongespräch, kann jetzt eine WhatsApp-Gruppe sein, ein öffentlicher Kommentar auf Facebook oder ein Beitrag auf Twitter, der nur 280 Zeichen umfasst. Dies sind nur ein paar Beispiele.

Eine Frau sitzt an einem Tisch und macht ein Foto von ihrem Essen.

Auf diese Weise verändern neue Technologien und deren Beiträge unsere Kommunikation mit rasanter Geschwindigkeit. Der Kontakt von Angesicht zu Angesicht scheint mit jedem fortschreitenden Tag weniger wichtig zu werden. Während diese Veränderungen jedoch hervorragende Vorteile bieten, in Form von schnellerer und praktischerer Kommunikation, so haben sie auch ihre Nachteile. Sind WhatsApp-Konversationen also effektiv wie jene Gespräche, die wir einst von Angesicht zu Angesicht hielten?

Laut David R. Olson, einem angesehenen kognitiven Psychologen, müssen einige Faktoren berücksichtigt werden, wenn wir diese Frage beantworten wollen. Kommunikation basiert auf drei Akten: dem lokutionären, dem illokutionären und dem perlokutionären Akt:

  • Ein lokutionärer Akt ist die Erzeugung von Lauten, Wörtern und der Bedeutung eines Satzes.
  • Der illokutionäre Akt bezeichnet die Macht eines Satzes.
  • Der perlokutionäre Akt befasst sich mit der Wirkung, die von dem Satz ausgeht.

Hier ein Beispiel:

Olson glaubt, dass Sprache nicht präzise in etwas Geschriebenes oder Gelesenes umgewandelt werden könne. Laut ihm gehe mit den neuen Technologien deswegen der illokutionäre Akt verloren. Das bedeutet, dass nur der lokutionäre Akt und der perlokutionäre Akt übrig bleiben.

Aus diesem Grund fallen relevante Aspekte der Kommunikation, wie etwa der Tonfall oder was darin mitschwingt, weg. Es ist tatsächlich richtig, dass wir Ausrufezeichen und sogar Großbuchstaben verwenden können, um unsere “Stimme zu erheben”. Wir können jedoch keinen Akzent und keine Intonation interpretieren, obwohl das relevante Informationen sind , um Nervosität, Wut, Unzufriedenheit usw. feststellen zu können.

Dieser Mangel der illokutionären Aspekten in einer Konversation erzeugt nicht nur Unsicherheit in dem Empfänger der Nachrichten, sondern kann auch Frustration in der Person hervorrufen, die die Nachricht verschickt: Sie mag das Gefühl haben, dass etwas fehle, damit der Empfänger wirklich verstehen könne, was sie sagen möchte.

Neue Arten der Kommunikation und deren Besonderheiten

Eine weitere Besonderheit dieser neuen Formen der Kommunikation kommt zum Vorschein, wenn wir mit fremden Menschen sprechen. Wir können nicht interpretieren, wie sich die Person verhält, da sie nicht vor uns steht. Aus diesem Grund ist es schwer für uns, uns eine Idee davon zu machen, was für eine Art von Person das Gegenüber wirklich ist.

Wir können nicht sagen, dass dieser Punkt mehr oder weniger negativ sei. Die Art der Kommunikation ist einfach anders. Sicher ist, ist, dass eine Menge an Intimität verloren geht und der illokutionäre Akt ausbleibt. In der Tat könnten diese Mängel zu unbegründeten Vermutungen über die wahren Absichten der Person auf der anderen Seite der Kommunikation führen. Oder dazu, dass begründete Vermutungen nicht angestellt werden.

Neue Arten der Kommunikation: Ein Mann starrt auf sein Handy; auf der weißen Wand hinter ihm sind kleine Zeichnungen dargestellt, unter anderem Gedankenblasen oder eine Glühbirne.

 

“Der Charakter eines Mannes kann aus den Adjektiven gelernt werden, die er regelmäßig in seinen Gesprächen verwendet.”

Mark Twain

Führen moderne und neue Arten der Kommunikation zu Einsamkeit?

Es wird deutlich, dass die virtuelle Kommunikation nicht schlechter ist als die traditionelle Kommunikation. Sie ist einfach anders und erfüllt andere Zwecke. Heutzutage besitzen wir bereits die Technologie, um Videoanrufe zu tätigen, sodass sich beide Sprecher während des Gesprächs sehen können.

Wenn zwei Menschen über WhatsApp, oder einer anderen Form der Kommunikation für Direktnachrichten, miteinander sprechen, dann gibt es da zudem eine weitere Variable. Wenn sie sich bereits sehr gut kennen, dann kann ein Teil des illokutionären Akts teilweise bestehen bleiben. In diesem Fall kann der Empfänger die Interaktion besser interpretieren.

In Wirklichkeit sind die neuen Technologien also ein zusätzliches Mittel zur Konversation. Beeinträchtigt dies womöglich die Qualität unserer Beziehungen? In Wahrheit ermöglicht uns die Technologie, dass wir Gespräche führen, die wir sonst nicht gehabt hätten. Die Qualität dieser Gespräche wird jedoch niemals an solche von Angesicht zu Angesicht heranreichen.

Letztendlich zeigen Studien, dass das Gefühl der Einsamkeit, das in der heutigen Gesellschaft immer häufiger auftritt, auf den erhöhten Konsum von gewissen Medien zurückzuführen ist. Wir können die Menschen auf dem Bildschirm sehen, aber es fällt uns schwerer, uns ihnen nah zu fühlen. In einem Videoanruf können wir ihnen direkt in die Augen schauen – wir können sie jedoch nicht in den Armen halten oder berühren.

Aus diesem Grund sollten wir diese Technologien dafür verwenden, mit jemandem zu kommunizieren, der weit weg ist. Wir sollten sie aber nur begrenzt einsetzen, um mit jemandem zu sprechen, der nah ist. Wir sollten die Vorteile ausnutzen, aber nicht zulassen, dass die Nachteile der Technologien unseren Beziehungen Schaden zufügen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.