Kindliche Einsamkeit: Ursachen und Auswirkungen
Kindliche Einsamkeit ist trotz sozialer Beziehungen kein seltenes Phänomen. Dieses Gefühl entsteht durch das Missverhältnis zwischen den gewünschten und den realen sozialen Beziehungen. Das bedeutet, dass die Beziehungen nicht erfüllend sind. Oft ist es schwierig, diese Situation zu erkennen, denn jedes Kind geht damit anders um. Fehlende Bewältigungsmechanismen und mangelnde Zuwendung können allerdings psychische Krankheiten wie Depressionen auslösen, deshalb ist es entscheidend, auf Anzeichen zu achten, die mit Einsamkeit zusammenhängen könnten.
“Die Einsamkeit in der Kindheit ist ein Übel, das keinen Namen hat und die Seele nach und nach tötet.”
Gabriel García Márquez
Kindliche Einsamkeit
Kinder sind in der Schule, im Park oder bei Kindergeburtstagen von Gleichaltrigen umgeben. Doch trotz dieser Fülle an sozialen Kontakten können sie sich einsam fühlen. Die gefühlte Einsamkeit ist eine schmerzhafte Erfahrung, die nicht mit sozialer Isolierung gleichzusetzen ist (Cacciopo et al., 2006). Veränderungen wie Umzug oder Schulwechsel erhöhen das Risiko für die kindliche Einsamkeit. Wir analysieren anschließend weitere Faktoren, die dieses Gefühl bei Kindern begünstigen.
“Die Einsamkeit der Kindheit ist die größte Traurigkeit, die es auf der Welt geben kann, denn sie ist die Traurigkeit eines unschuldigen Wesens.”
Ernest Hemingway
Mögliche Ursachen für kindliche Einsamkeit
Ein Forscherteam der Durham University in Großbritannien hat in einer Studie festgestellt, dass sich drei bis vier von zehn Kindern unter 15 Jahren einsam fühlen. Mädchen erleben dieses Gefühl häufiger und intensiver als Jungen. Die Wahrnehmung dieses belastenden Zustands nimmt in den folgenden Fällen zu (Xerxa et al., 2021):
- Behinderung
- Streitereien mit anderen Kindern und Mobbing
- Vorliebe für virtuelle statt physische Beziehungen
- Nicht normtypische sexuelle Orientierung
- Eltern mit Depressionen, Angstzuständen und/oder Drogenmissbrauch
Kindliche Einsamkeit hat erhebliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden und stellt einen Risikofaktor für körperliche Krankheiten dar. Deshalb ist die frühzeitige Erkennung grundlegend, um Kindern in dieser Situation zu helfen.
“Kein Kind sollte auf dieser Welt einsam sein, denn Einsamkeit ist ein Gift, das das Herz zerfrisst.”
J.K. Rowling
Welche Auswirkungen hat Einsamkeit in der Kindheit?
Kinder, die sich häufig einsam fühlen, haben ein höheres Risiko für klinische Krankheiten. Die Forschung über kindliche Einsamkeit weist vorwiegend auf soziale Ängste und Depressionen (Maes et al., 2019) hin.
Andererseits ist bekannt, dass einsame Menschen eine kürzere Lebenserwartung haben, unabhängig von ihrem Einkommen, ihrer Bildung, ihrem Geschlecht oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Dies ist auf folgende Parameter zurückzuführen (Yang et al., 2016) zurückzuführen, die bei Einsamkeit oft erhöht sind:
- Bluthochdruck
- Entzündungen, die durch das C-reaktive Protein vermittelt werden
- Erhöhter Body-Mass-Index und Taillenumfang
“Das Ausmaß dieses Effekts ist vergleichbar mit dem von Rauchen und Fettleibigkeit oder körperlicher Inaktivität.”
Yllza Xerxa
Wenn kindliche Einsamkeit nicht erkannt und behandelt wird, kann sie chronisch werden und zu psychiatrischen Symptomen führen. Anzeichen von Angst oder Drogenmissbrauch sind in diesem Zusammenhang zusammen mit Depressionen die am häufigsten festgestellten klinischen Auswirkungen. Diese Symptome können auch im Erwachsenenalter sehr negative Folgen für die betroffenen Personen haben (Xerxa et al., 2021). Einsamkeit wird außerdem mit Suizidgedanken in Verbindung gebracht (Goodfellow et al., 2023).
Wie kann man einsamen Kindern helfen?
Um kindliche Einsamkeit zu erkennen, müssen sich die Eltern in ihr Kind einfühlen. Es kann sehr hilfreich sein, sich in die eigene Kindheit zurückzuversetzen und einsame Augenblicke und ihre Gründe zu analysieren. Eine angemessene Kommunikation und Empathie sind entscheidend, um einsamen Kindern zu helfen.
Des Weiteren ist eine Intervention nötig, um die Integration des Kindes in der Schule zu erreichen. So wurde beispielsweise festgestellt, dass die Förderung einer stärkeren Bindung an den schulischen Kontext ein Schutzfaktor gegen potenzielle Einsamkeit ist. Ein Gespräch mit dem Schulpsychologen kann Möglichkeiten aufzeigen, um betroffenen Kindern zu helfen.
Außerdem kann eine kognitive Verhaltenstherapie den Auswirkungen von Einsamkeit entgegenwirken. Es handelt sich um eine wichtige präventive Maßnahme zur Verhinderung von Depressionen, Angstzuständen und Suizid.
“Die Einsamkeit der Kindheit ist die dunkelste Nacht in der Seele eines Kindes, aber die Liebe ist der Stern, der sie leiten kann.”
Víctor Hugo
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