J.K. Rowling als Beispiel für den Erfolg

J.K. Rowling als Beispiel für den Erfolg

Letzte Aktualisierung: 03. Juni 2017

Den meisten, die diesen Artikel lesen, muss nicht erklärt werden, wer J. K. Rowling ist. Wenn ich noch dazu sage, dass sie die Autorin von Harry Potter ist, weiß spätestens jetzt jeder, was sie erreicht hat. Für mehr als nur eine Generation waren sie bzw. ihre Werke Teil ihrer Jugend.

Eine Volksweisheit besagt, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau stünde (und andersherum). Wenn wir dies etwas allgemeiner formulieren, können wir sagen, dass es hinter jedem erfolgreichen Menschen eine Geschichte zu entdecken gibt, aus der wir etwas lernen können. Vor allem bei Schriftstellern ist das der Fall, da sie sich – ohne es wirklich vermeiden zu können oder zu wollen – regelmäßig dazu verleiten lassen, ihre persönlichen Erlebnisse in ihre Erzählung einzubauen.

„Ich wähle gern bedeutende Daten. Wenn ich ein Datum oder eine Nummer brauche, greife ich auf solche zurück, die im Zusammenhang mit meinem persönlichen Leben stehen. Ich weiß nicht, wieso ich das tue, das ist so ein Tick. Der Geburtstag von Harry beispielsweise ist mein eigener. Die in den Büchern auftauchenden Zahlen haben mit mir selbst zu tun.“

J. K. Rowling

Manche Biografien sind voller Fehler. Vor Kurzem hörte ich einen Schriftsteller, an dessen Namen ich mich nicht erinnere, sagen, wenn ihn sein Beruf etwas gelehrt habe, dann sei es, „wie man Körbe wirft“.  Damit meint er, wie man Blätter in den Papierkorb wirft, wenn auf diesen nur Nutzloses steht, und das als einen Teil seiner Arbeit zu akzeptieren.

“So werden wir am Ende unseres Lebens einen gut gefüllten Papierkorb voller Fehler haben, die wir akzeptieren können: Das ist ein Gesetz des Menschenlebens. Ich spreche nicht von Fehlern, die objektive Irrtümer sind, sondern von Fehlern, die wir als solche empfinden.”

Vielleicht fragt sich der Leser nun, aus welchem Grund ich diesen Artikel mit Worten über J. K. Rowling begonnen habe. Das habe ich getan, da ich mich von ihrer Rede vor Absolventen der Harvard University (Massachusetts, USA) im Jahr 2008 habe inspirieren lassen, als ich diesen Artikel schreiben wollte. Darin sagte sie:

„Ich hatte größtmöglich versagt. Meine extrem kurze Ehe war gescheitert, ich hatte keinen Job, war alleinerziehend und so arm, wie man in England nur sein kann, wenn man immerhin noch ein Dach über dem Kopf hat.“

Bei uns, dem Publikum, löst es positive Gefühle aus, wenn wir von jemandem hören, der wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden ist. Aber die Art, in der J.K. Rowling davon erzählte, verdeutlichte zudem, dass es ohne diese gescheiterte Ehe und ohne diese persönliche Krise Harry Potter heute wahrscheinlich nicht geben würde. Sie sagte, dass sie nicht beabsichtigt hätte, mit Harry Potter einen solchen Erfolg zu verzeichnen, als sie anfing, das Buch zu schreiben. Sie wollte sich eigentlich nur ablenken, ihre Gedanken ordnen und ihr Leben irgendwie wieder auf die Reihe bekommen.

Wir sollten nicht vergessen, dass wir viel investieren müssen, wenn wir von etwas ganz Großem träumen, und sogar noch mehr, wenn wir von Propaganda umgeben sind, die uns sagt, dass wir nicht erreichen können, was wir uns wünschen. Wenn wir außerdem mit bescheidenen Ansprüchen und geringem Einsatz beginnen, könnte es sein, dass wir einen hohen Preis für unsere Fehler zahlen müssen. Falls wir unser Projekt zurückstellen oder auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen, können wir somit Handlungsspielraum gewinnen. Wenn wir nicht unser ganzes Leben diesem Projekt gewidmet haben, ist es selbstverständlich einfacher, auszusteigen. Aber dann nützt uns der ganze Handlungsspielraum nichts – wir werden das Ziel nicht erreichen.

Die Versagensangst

Die Versagensangst kann uns paralysieren, doch sie kann auch unser Antrieb sein. Ob sich daraus eine Niederlage oder ein Erfolg entwickelt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der wichtigste dieser ist wahrscheinlich die Eigenliebe. Wer sich selbst anerkennt und respektiert, wird nicht so schnell das Handtuch werfen, wenn er Stolpersteine auf seinem Weg entdeckt. Wer aber nicht an sich selbst glaubt, wird schneller aufgeben und wird Rückschläge auch nicht nutzen, um erneut Motivation zu finden.

Unsere Motivation hängt mitunter auch von den Menschen ab, auf die wir zählen. Harry lebt interessanterweise einen Widerspruch, der in jedem von uns mehr oder weniger stark ausgeprägt ist: Eine gewisse Neigung hin zur Einsamkeit geht mit dem Bedürfnis einher, sich mit anderen zu verbinden, da wir soziale Wesen sind. Eine Niederlage oder eine drohende Niederlage zeigen uns, auf wen wir bauen können. Ganz gleich, ob sie unserer Meinung sind oder nicht, diese Menschen bleiben an unserer Seite. Ihre Liebe ist bedingungslos, ist weder an unser Streben noch an unsere Vorhaben geknüpft, sondern an den Menschen, der wir sind.

Die Angst, zu versagen, kann uns paralysieren, aber auch unsere Motivation sein.

Wenn du etwas tun willst, musst die die ersten Schritte allein gehen

Man sagt, dass sich die Mehrheit der Jugendlichen nicht verstanden fühlt – wie die Mehrheit der Hochschulabsolventen, die Mehrheit junger Arbeitskräfte, die Mehrheit der Arbeitskärfte mittleren Alters, die Mehrheit der Arbeiter im höheren Alter und die Mehrheit der Rentner. Es ist doch so, dass nur wenige Menschen von jemandem Unterstützung erfahren, wenn sie ihm sein Ziel erstmalig vorstellen.

Im Falle der Jugendlichen sind es normalerweise die Eltern, von denen sie sich nicht verstanden fühlen. J.K. Rowling erlebte dieses Unverständnis am eigenen Leib, als ihre Eltern sie nicht in ihrem Vorhaben unterstützten, Englische Literatur statt Moderne Sprachen zu studieren. Sie betonte auch, dass „es ein Verfallsdatum für die Schuldzuweisung in Richtung der eigenen Eltern gibt, einen auf die falsche Fährte zu leiten“ Dieses Verfallsdatum ausfindig zu machen, habe mit der eigenen Reife zu tun, denn es bedeute, nicht länger anderen die Schuld zu geben, in diesem Fall den Eltern, und selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Jugendliche sind noch unreife Menschen, die Angst davor haben, Fehler zu machen, weshalb sie sich durch Impulsivität auszeichnen. Fehler zeigen uns auch auf, was wir erreicht haben, sei es weil wir danach etwas verloren haben oder weil wir das Gefühl hatten, dem Ziel ganz nah zu sein. So werden sich viele Menschen ihrer Erfolge erst dann bewusst, wenn sie merken, sie könnten sie wieder verlieren oder wenn sie sie tatsächlich verloren haben.

Letztendlich können wir sagen, dass uns Niederlagen in eine Krise stürzen, in der wir das Unvermeidbare zu spüren bekommen. Das Unvermeidbare ist nichts weiter als das, womit wir gerechnet haben, und das wird zu einer Erfahrung, zu dem, was wir aus guten und schlechten Zeiten gelernt haben. Wenn du demnach an etwas scheitern solltest, stecke nicht den Kopf in den Sand, da du dich in der Traurigkeit und Isolierung nicht neu erfinden musst, sondern glaube an dich, und steige wieder aufs Pferd.

Wenn du vom Pferd fällst, solltest du versuchen, so heil wie möglich am Boden anzukommen, aber am wichtigsten ist, dass du deine Eigenliebe beschützt. Denn genau sie wird es sein, die dir neuen Wind unter den Flügeln macht, wenn dich eine Niederlage zu Boden gerissen hat.

„Ich war plötzlich frei, denn meine schlimmsten Ängste hatten sich ja bereits materialisiert. Aber ich war noch am Leben, und ich hatte immer noch meine süße Tochter. Und ich hatte meine alte Schreibmaschine und eine tolle Idee in meinem Kopf. Und so wurde der harte Felsen, auf dem ich saß, das Fundament, auf den ich mein Leben wieder aufbauen konnte.“

J. K. Rowling

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