Incubus und Succubus: die Geister des Schlafes
Incubus und Succubus sind gespenstische Wesen, die die Legenden verschiedener Kulturen bereichern. Sie erscheinen in der Nacht, während wir den Schlaf genießen, und können ihre wehrlosen Opfer lähmen, berühren oder überwältigen.
Nicht alle Erfahrungen mit Incubus und Succubus sind schrecklich. Diese mythologischen Wesen können sogar eine Ekstase hervorrufen, allerdings ist das nicht die Norm. Die Erfahrung hängt außerdem vom Geschlecht des Opfers ab. Erfahre heute Interessantes über diese nachtaktiven Dämonen.
Incubus und Succubus: die Geister des Schlafes
Im Mittelalter wurden diese dämonischen Wesen ernst genommen und mit Exorzismen, Amuletten, Weihwasser, Kruzifixen und anderen abergläubischen Methoden bekämpft. Ihre Anwesenheit war ein schlechtes Omen, denn sie brachten Unglück, Krankheiten oder den Tod einer geliebten Person. Je nach Geschlecht des Opfers verwendeten Incubus und Succubus unterschiedliche Methoden:
- Die männlichen Incubi waren bei Frauen für Albträume verantwortlich, verhinderten Bewegungen und waren auch in der Lage, sie zu schwängern, um Dämonen zur Welt zu bringen.
- Die weiblichen Succubi hingegen stahlen die Samen der schlafenden Männer, um sie den Frauen zu überbringen.
Heute verwenden wir die Namen dieser Buhlteufel noch immer, um verschiedene Phänomene des Schlafes zu bezeichnen.
Incubus oder Nachtangst
Nachtangst oder Pavor nocturnis ist auch als Incubus bekannt. Betroffene Personen wachen plötzlich in der Nacht mit großer Angst und Unruhe auf, oft mit einem Angstschrei. Sie können sich normalerweise nicht daran erinnern, warum sie mit dieser Angst aufgewacht sind. Erst nach einigen Minuten oder sogar Stunden kommen sie zur Ruhe und können sich wieder orientieren.
Diese Störung tritt während der Tiefschlaf- oder NREM-Phase auf. Daraus lässt sich schließen, dass die Person nicht geträumt hat und sich auch nicht an den Grund für ihre nächtliche Notlage erinnern kann. Verschiedene Psychoanalytiker gingen davon aus, dass es sich um eine Episode der Selbstbestrafung für einen anstößigen Traum handelt. Diese Hypothese ist jedoch von der Wissenschaft vollständig widerlegt worden.
Succubus und nächtliche Pollutionen bei Männern
Die Legende der Succubi bietet eine übernatürliche Erklärung für nächtliche Erektionen und Pollutionen. Das lateinische Wort “succubus” bedeutet “unten liegen” und bezieht sich auf eine Prostituiert. Die Sukkubi verführen Männer in der Nacht, während sie träumen. Dies kann zu einer Pollution führen.
Manchmal Patienten berichten über das Gefühl, berührt und geküsst worden zu sein. Sie erleben die sexuelle Beziehung als real, doch einige Minuten oder Stunden nach dem Erwachen verschwindet der Traum.
Einige jungianische Autoren haben darauf hingewiesen, dass die Begegnung mit dem Succubus nichts anderes ist als die Begegnung mit der Anima (der Projektion des idealisierten Frauenbildes in der Psyche des Mannes). Deshalb ist die Beziehung mit dem Sukkubus oder der Anima unglaublich lustvoll.
Lilith: eine der berühmtesten Succubi
Lilith ist eine Figur aus der mesopotamischen Mythologie und der jüdischen dämonologischen Folklore: die böse Schönheit, die leidenschaftliche sexuelle Beziehungen unterhält. Wir können in historischen Dokumenten wie der Bibel oder dem Gilgamesch-Epos über diese “femme fatale”, die Männer ins Verderben führt, lesen.
Nach dem hebräischen Mythos repräsentiert Lilith die Gleichheit vor dem Menschen, da sie im Gegensatz zu Eva gleichberechtigt mit Adam erschaffen wurde. Da sie sich selbst als gleichwertig mit ihrem Partner betrachtete, rebellierte sie gegen seine Forderungen nach Unterwerfung und ließ ihn im Stich. Sie hatte andere Liebhaber und viele Kinder.
Lilith war die erste freie Frau der Geschichte und gilt deshalb als frühe Figur des Feminismus.
Incubus und Succubus: eine wissenschaftliche Erklärung
Natürlich sprechen wir über mythologische Wesen, doch es gibt tatsächlich Menschen, die das Gefühl haben, im Schlaf angegriffen zu werden. Die Wissenschaft vermutet in diesem Fall eine Schlafparalyse. Betroffene Menschen wachen auf und können sich nicht bewegen. Sie hören und nehmen war, was im Umfeld passiert, können jedoch nicht reagieren. Dieser Zustand hält nur wenige Minuten an.
Stress und Schlafmangel können zu abnormalen Schlafzyklen führen.
Die Wissenschaft konnte bisher die Ursachen für die Schlafparalyse noch nicht genau klären. Eine Theorie geht davon aus, dass sich die REM-Phase mit der Wachphase überschneidet und so die Symptomatik verursacht.
Wie dieses Phänomen wahrgenommen wird, hängt von den Überzeugungen und der Kultur der betroffenen Person ab. Abergläubische Menschen könnten dahinter einen Incubus vermuten. Muslime schreiben diese Erfahrungen dämonischen Wesenheiten zu, die Dschinns genannt werden. Die Schlafparalyse passt sich an die individuellen Voraussetzungen an. Sie kann auch im Rahmen einer Demenzkrankheit oder einer Psychose auftreten.
Obwohl die meisten dieser Phänomene von der Wissenschaft weitgehend erklärt worden sind, sind sie noch immer mysteriös.
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