Inadäquate Gefühlsreaktionen durch Parathymie

Parathymie ist eine affektive Störung, bei der der gezeigte affektive Ausdruck nicht mit dem Kontext zusammenhängt, in dem sich die Person befindet.
Inadäquate Gefühlsreaktionen durch Parathymie

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 13. August 2021

Parathymie bezeichnet eine Störung der Affektivität, die an inadäquaten Gefühlsreaktionen zu erkennen ist. Dabei kommt es zu einer Dissonanz zwischen der gegenwärtigen Situation oder dem Erleben und dem Gefühlsausdruck. Betroffene lachen unter anderem auf einer Beerdigung oder reagieren bei Wut mit Freude.

Wir sprechen heute über die Merkmale dieser Störung und die Unterschiede im Vergleich zu anderen Störungen. Des Weiteren beantworten wir weitere Fragen im Zusammenhang mit der Parathymie.

Die Psychopathologie der Affektivität

Inadäquate Gefühlsreaktionen durch Parathymie

Parathymie ist eine affektive Störung, die wir etwas später ausführlich erläutern werden. Zuerst erklären wir kurz, was eine Psychopathologie der Affektivität ist. Wir sprechen von einem sehr spezifischen Feld der Psychologie, das sich mit der Untersuchung und Beschreibung von Störungen oder Veränderungen der Affektivität beschäftigt. Es geht also um Affekte, Gefühle und Emotionen, die von der “Normalität” abweichen.

Der Begriff Affektivität bezeichnet das Gefühls- und Gemütsleben, das heißt alle Erfahrungen, die das emotionale Leben einer Person definieren und begrenzen und ihre Persönlichkeit sowie ihr Verhalten prägen.

Es handelt sich also um ein Phänomen subjektiver und idiosynkratischer Natur. Und was ist Parathymie?

Parathymie: Was ist das?

Es handelt sich um eine affektive Störung, die durch die Inadäquatheit des emotionalen Ausdrucks im Kontext, in der sich die Person befindet, gekennzeichnet ist. Mit anderen Worten: Bei der Parathymie stimmt der äußerlich gezeigte Affekt nicht mit dem Kontext oder der Umgebung überein, in der er auftritt.

Von Parathymie sprechen wir auch dann, wenn der mimische Ausdruck der Person nicht dem Gefühl entspricht, das sie nach außen zeigt (z. B. wenn eine Person bei Schmerzen lacht). Parathymie wird deshalb auch als affektive Inadäquatheit bezeichnet.

Ein sehr anschauliches Beispiel ist, wenn ein Mensch in traurigen Situationen lacht, oder bei einer guten Nachricht zu weinen beginnt. Andererseits neigt eine Person, die an Parathymie leidet, zu Reaktionen, die nicht mit dem Inhalt ihrer Erfahrungen übereinstimmen.

Die Inadäquatheit der Parathymie

Wie wir gesehen haben, handelt es sich um eine inadäquate Reaktion mit einer Dissonanz zwischen dem emotionalen Ausdruck (Weinen…) und der Situation (Party…) oder der Geste (Lachen) und den Worten (die betroffene Person spricht darüber, dass sie traurig ist).

Diese Inadäquatheit kann sich auch durch die Bedeutung oder Intensität des affektiven Ausdrucks äußern (die Intensität ist übermäßig oder geringer als erwartet).

Parathymie und andere Störungen

Die affektive Inadäquatheit kann alleine, das heißt ohne eine andere psychische Störung auftreten, wird jedoch häufig im Zusammenhang mit verschiedenen psychischen oder medizinischen Störungen beobachtet.

Schizophrenie

Der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler (1857 – 1939) bezeichnete die Parathymie als eines der grundlegenden Symptome der Schizophrenie. Als weitere charakteristische Anzeichen definierte er die Inkohärenz (Verlust der zusammenhängenden Ordnung von Denkabläufen), die Depersonalisation (Verlust oder einer Beeinträchtigung des Persönlichkeitsbewusstseins), Autismus und die affektive, intellektuelle oder Willensambivalenz.

Darüber hinaus tritt die affektive Inadäquatheit insbesondere bei Schizophrenie mit negativen Symptomen auf. Laut Dr. Tomás Rodelgo können sich Menschen mit Schizophrenie, wenn Parathymie auftritt, “albern” oder mit einer besonderen kindlichen Freude verhalten.

Manisch-depressive Psychose

Eine andere Störung, bei der es häufig zur affektiven Inadäquatheit kommt, ist die manisch-depressive Psychose. Der Begriff wurde von Emile Kraepelin in der 6. Auflage seines Buches “Psychiatry” (1896) geprägt. Es handelt sich um eine Störung des psychotischen Spektrums, in dem es zu psychotischen Episoden kommt, die mit depressiven und manischen Manifestationen auftreten.

Der Verlauf verschlechtert sich nicht (im Gegensatz zum Verlauf der Schizophrenie). Heute ist der Begriff veraltet, Experten sprechen von einer „bipolaren Störung“.

Hirnorganische Syndrome

Auch bei hirnorganischen Syndromen kann es zu einer Parathymie kommen. Dieser Begriff bezieht sich auf die Veränderung der psychischen Funktion aufgrund einer nicht-psychiatrischen Erkrankung. Die häufigsten Ursachen sind Vergiftung oder Überdosierung von Substanzen (Medikamenten), Demenz, Infektionen usw.

Depression oder Manie

Inadäquate Gefühlsreaktionen durch Parathymie

Obwohl dies seltener vorkommt, kann Parathymie auch bei depressiven oder manischen Störungen auftreten. Diese Affektivitätsstörungen werden zudem von anderen Symptomen begleitet.

Depressionen sind außerdem an tiefer Traurigkeit, Schuldgefühlen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit (oder Hypersomnie), Appetitlosigkeit oder übermäßigem Appetit usw. zu erkennen. Eine Manie (manische Episode) wird von Symptomen wie Gedankenflucht, Ablenkung, vermindertes Schlafbedürfnis, verbale Sprache, psychomotorische Erregung usw. begleitet.

Unterschiede zu anderen affektiven Störungen

Parathymie ist nicht mit anderen affektiven Störungen zu verwechseln. Einige davon sind:

  • Emotionale Labilität: In diesem Fall kommt es zu plötzlichen Affektänderungen und es gibt keine Kontrolle über die Emotionen.
  • Affektive Ambivalenz: Gegensätzliche Emotionen werden gleichzeitig über dasselbe Objekt oder dieselbe Situation erfahren.
  • Affektive Starrheit: Hier geht die Fähigkeit verloren, Emotionen zu regulieren und an den Kontext anzupassen.
  • Neothymie: Diese Störung beinhaltet das Auftreten eines neuen Gefühls, das schwer zu erkennen ist, da es noch nie zuvor erlebt wurde.

Kümmere dich um deine eigenen Emotionen und unterschätze sie nie.

Robert Henri

Parathymie ist eine Störung, die idealerweise aus einer multidisziplinären Perspektive (einschließlich Psychiatrie und Psychologie) behandelt wird. Schlüsselelemente sind dabei die Ursachen, die aufrechterhaltenden Faktoren sowie die Auswirkungen auf das Leben des Patienten. Eine entsprechende Therapie hilft Betroffenen, ihr Wohlbefinden zu verbessern.


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  • Belloch, A., Sandín, B. y Ramos, F. (2010). Manual de Psicopatología. Volumen II. Madrid: McGraw-Hill.

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