Ich mag diese Pausen, die nur für mich sind und in denen ich mich darauf beschränke, einfach nur zu fühlen

Ich mag diese Pausen, die nur für mich sind und in denen ich mich darauf beschränke, einfach nur zu fühlen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Unsere Pausen, diese Zeit, in der wir allein im Stillen für uns sind und unsere Sinne mal abschalten können, sind wahre Vitaminbomben für unser Herz und unser Gehirn. Auf diese Weise können wir uns wieder „neu starten“ und uns tiefgründiger unseres Inneren bewusst werden. Wir nehmen das war, was unserem Inneren entspringt und uns ermöglicht, das Gleichgewicht, die mentale Ausgeglichenheit und das Wohlbefinden hinsichtlich der eigenen Person wiederherzustellen. In diesem Artikel werden wir das Konzept von diesen kleinen Pausen reflektieren.

Dazu wollen wir diese Art der Pausen zunächst definieren Wenn wir einen beliebigen Menschen fragen würden, würde uns dieser wahrscheinlich sagen, dass er im Laufe des Tages unzählige Pausen einlegt. Etwa wenn er im Zug oder Bus sitzt und die Gelegenheit nutzt, um zu lesen, wenn er den Arbeitsplatz für eine halbe Stunde oder eine Stunde verlässt, um zu Mittag zu essen, oder wenn er ins Fitnessstudio geht. Sollten wir das als gute Beispiele für Pausen sehen?

„Der Beginn der Weisheit ist die Stille.“

Pythagoras

Die Antwort ist nein. Diese Situationen könnten wir als das zusammenfassen, was man heutzutage unter „aktiven Pausen“ versteht. Damit sind Aktivitäten gemeint, bei denen sowohl der Verstand als auch das Gehirn aktiv sind, obwohl wir in diesem Moment keine Aufgabe an unserem Arbeitsplatz o. Ä. erledigen. In richtigen Pausen allerdings kappen wir die Verbindung zu unserem Umfeld, zu unseren Verpflichtungen und vor allem zu unserem erdrückenden Gedankenfluss.

Das sind Augenblicke, die wir uns selbst schenken. Augenblicke, in denen es keinen Druck, keinen Lärm, keine lustlos geführten Unterhaltungen gibt; Momente, in denen es keine Erwartungen, Forderungen, noch zu erledigenden Aufgaben oder Menschen gibt, denen wir es recht machen wollen.

Rote Tasse mit heißem Getränk

Wieso es uns so schwerfällt, in unserem Alltag richtige Pausen zu machen

Wir müssen es zugeben, für viele von uns bedeutet eine Pause zu machen, nichts zu tun, und nichts zu tun ist in dieser Gesellschaft, in der Zeit Gold und Geld ist, ein Privileg. Zu entschleunigen, die Uhrzeiger anzuhalten und uns dazu zu entscheiden, eine Stunde unserer Zeit nur uns selbst zu widmen, ist ein Vorhaben, das nicht leicht umzusetzen ist. Etwas so Einfaches, wie die Türen zu den Erwartungen anderer an uns zuzumachen, um uns nur darauf zu beschränken, zu sein, ist nichts, an das wir gewöhnt sind.

Man hat uns davon überzeugt, dass Pausen ein Privileg und nicht kein Recht seien. Das hat uns irgendwann einmal jemand gesagt und das geben wir auch an die nächste Generation weiter. Wir sehen es tagtäglich, wenn unsere Kinder von der Schule heimkommen und wir ihren Kalender aufschlagen: Er ist voll von Aufgaben, die sie noch zu erledigen haben. Nichtsdestotrotz müssen sie zuvor noch zu ihren Wahlfachstunden gehen, zur Englisch-AG, zum Musikunterricht, zum Basketball, zur Mathenachhilfe und zum Psychopädagogen, um ihre Legasthenie oder Hyperaktivität zu behandeln. Pausen zum Spielen oder einfach um nichts zu tun sind also bereits in der kindlichen Welt rar. Solche Pausen dürfen Kinder nur machen, wenn sie sich gut benehmen und vorher ihren Aufgaben nachgegangen sind.

All das ist natürlich vernünftig, weil jeder von uns seine Verpflichtungen hat. Doch im Erwachsenenalter angekommen können wir schnell feststellen, wie uns Folgendes passiert: Wir sind unfähig dazu, richtige Pausen zu genießen.

Erschöpfter Mann sitzt vor seinem Computer

Es kostet uns ein ganzes Universum, uns davon zu überzeugen, dass es unser gutes Recht ist, dass es keine Beleidigung ist, den Rest der Welt warten zu lassen, um wieder zu uns selbst zu finden, dass es kein Privileg, sondern in Wahrheit ein Synonym für Gesundheit ist. Dennoch hat ein Großteil der Bevölkerung immer noch folgende Probleme, wenn er diese Pausen macht:

  • Schuldgefühle: Was wird dieser Freund oder dieses Familienmitglied über mich denken, wenn ich nein zu ihm sage und lieber allein sein will?
  • Priorität ist, die Erwartungen anderer zu erfüllen.
  • Verzerrte oder dysfunktionale Denkweisen: Pausen sind ein Synonym dafür, nichts zu tun und faul zu sein.
  • Die eigene Gesundheit als selbstverständlich ansehen: Wir sagen zu uns selbst, das alles gut laufe, wir nicht entspannen müssen und wir mehr von uns selbst geben können, obwohl wir in Wahrheit unsere gesamten Ressourcen aufgebraucht haben und unsere Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ja zu einer Stunde Pause täglich

Der Autor Daniel Goleman sagte in seinem Buch Focus  bereits, dass die Fähigkeit, eine Pause einzulegen, notwendig sei, um unsere Aufmerksamkeit wiederherzustellen. Nur so handeln wir nicht länger aus Impulsen heraus und auf automatische Art und Weise, so als wären wir nicht Herr über unser eigenes Leben. Diesen Schritt zu gehen und diesen Ratschlag für unsere Gesundheit zu befolgen, hat außerdem noch weitere Vorteile:

  • Der laterale präfrontale Kortex wird mit größerer Intensität aktiviert. Wenn es uns gelingt, uns selbst eine halbe Stunde oder eine Stunde Entspannung zu gönnen, hilft uns dieser Teil des Gehirns dabei, die Dinge aus einer rationaleren, logischeren und ausgewogeneren Perspektive zu betrachten.
  • Es ist ein Gehirnareal, das auch verantwortlich für die Entstehung von emotionalen Reaktionen, wie Furcht oder Angst, ist. Außerdem wird der Fluss von automatischen Gedanken reduziert, um uns dabei zu helfen, mehr in der Gegenwart zu sein.
  • Gleichzeitig werden wir auch dazu in der Lage sein, eine weitere Hirnstruktur anzuregen: den medialen präfrontalen Kortex. Dabei handelt es sich um einen Teil des Gehirns, den Neurologen als das „Zentrum des Ichs“ definieren. Hier werden alle Informationen verarbeitet, die sich auf unseren physischen und emotionalen Zustand beziehen, um unsere Beziehungen, unser Glück, was wir mögen oder was uns missfällt, zu reflektieren.
Mann meditiert am Strand

Zusammengefasst können wir sagen, dass wir uns jeden Tag selbst Pausen gönnen, unser Handy auf lautlos stellen und anderen mitteilen sollten, dass wir uns nun Zeit für uns selbst nehmen und uns dafür entscheiden, einen Moment lang einfach nur zu sein und zu fühlen. Das macht aus uns keinen minderwertigeren oder weniger produktiven Menschen. Ganz im Gegenteil, unsere Gesundheit verbessert sich dadurch, genauso wie unser persönliches Wachstum und unsere emotionale Stärke.

Letztendlich nehmen sich auch das Leben und die Natur ihre Zeit und ihre Pausen. Auch Wolken und Meere bleiben einmal ruhig und der Mond beobachtet und reflektiert ab und an nur.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.