Hypochondrie: Wie du einem Betroffenen helfen kannst
Es ist nicht einfach, jemandem zu helfen, der an Hypochondrie leidet. Sich den besorgniserregenden Symptomen von Menschen mit dieser Störung auszusetzen, kann sehr frustrierend sein, vor allem wenn es sich um ein Familienmitglied handelt. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen, um dem Betroffenen zu helfen, begrenzt sind. Darüber hinaus verspüren Hypochonder häufig einen Mangel an emotionaler Unterstützung in Bezug auf ihre Beschwerden, was sie häufig dazu veranlasst, sich in die Isolation und Einsamkeit zurückzuziehen.
Unabhängig davon, ob die jeweilige Krankheit real ist oder nicht, treten bei Menschen, die an Hypochondrie leiden, tatsächlich die Symptome auf, über die sie klagen. Mit anderen Worten, sie täuschen diese nicht vor. Obwohl medizinische Untersuchungen das Vorliegen einer körperlichen Erkrankung ausschließen, bestehen hypochondrische Patienten in der Regel auf weiteren Tests und Untersuchungen, um anderen ihren Verdacht zu beweisen.
Hypochondrie: emotionale und verhaltensbezogene Aspekte
Hypochondrie ist gekennzeichnet durch eine übermäßige Sorge um die eigene Gesundheit und mögliche Erkrankungen. Die wichtigste emotionale Komponente ist eine Angst, die sich speziell auf die eigene Gesundheit bezieht. Ein Mensch, der an Hypochondrie leidet, betrachtet fast alle körperlichen Signale als Zeichen einer möglicherweise schwerwiegenden Krankheit, die sein Wohlbefinden oder sogar sein Leben gefährdet.
Diese Angst steht häufig im Zusammenhang mit Angststörungen, wobei es sich in diesen Fällen um den sichtbaren Teil dieser Störungen handelt, insbesondere der generalisierten Angststörung (GAS).
Eine weitere Schlüsselkomponente der Hypochondrie ist die wiederholte Selbsterforschung in Bezug auf körperliche Symptome und die Veränderungen, die sie im Körper auslösen. Zum Beispiel Muttermale, Gewicht, Verletzungen und verschiedene Arten von Schmerzen. Hypochonder versuchen, durch diese Beobachtungen zu belegen, dass ihre Krankheit real ist.
Hypochondrie im Internet: Eine riesige Sammlung unterschiedlichster Erkrankungen
Was findest du, wenn du in einer Suchmaschine den Begriff “Kopfschmerzen” eingibst? Wenn ein Hypochonder über bestimmte Symptome im Internet liest, erhält der Betroffene dadurch Werkzeuge zur Selbstdiagnose – oder zumindest, das, was er dafür hält. Sobald ein Hypochonder glaubt zu wissen, woran er leidet, sucht er nach weiteren Informationen. Allerdings berücksichtigt der Betroffene in der Regel aber nur jene Aspekte, die bestätigen, was er bereits zu wissen glaubt. Alles andere wird einfach ignoriert. Diese kognitive Verzerrung wird in der Psychologie als Bestätigungsfehler bezeichnet.
Suchmaschinen im Internet sind ein zweischneidiges Schwert, wenn es darum geht, Ängste über die eigene Gesundheit zu schüren. Einerseits ist es natürlich großartig, dass diese Informationen für jeden zur Verfügung stehen. Wenn diese Informationen jedoch falsch interpretiert und gehandhabt werden, erzeugen sie letztendlich nur große Ängste.
Darüber hinaus kann dies auch die Intervention erschweren, weil das Internet einem Hypochonder scheinbar alle “Beweise” für seinen Verdacht liefert. Infolgedessen ist der Betroffene dann auch überzeugt davon, dass seine Probleme real sind und er weigert sich zu glauben, dass all dies nur das Resultat seiner eigenen Ängste ist.
Wie kannst du jemandem helfen, der an Hypochondrie leidet?
Jeder Mensch war bereits an einem bestimmten Zeitpunkt des Lebens in unterschiedlichem Maße hypochondrisch. Es ist mittlerweile zu einer Art Running Gag geworden, dass man, wenn man ein beliebiges Symptom googelt, am Ende denkt, man hätte Krebs.
Aber ein echter Hypochonder lässt sich nicht so leicht von dieser Überzeugung abbringen. Selbst die Meinung eines Arztes reicht nicht aus, um den Betroffenen davon zu überzeugen, dass ihm körperlich nichts fehlt. Da ein Hypochonder so fest daran glaubt, dass er an einer schweren Krankheit leidet, können auch negative Testergebnisse und medizinische Gutachten nichts dazu beitragen, diese Angst zu beseitigen.
Dennoch gibt es einige Strategien, mit denen du einem Menschen, der an Hypochondrie leidet, helfen kannst.
Validierung der Erfahrung: Versuche, dich in die Situation des Hypochonders zu versetzen
Dies ist einer der wichtigsten Punkte, denn Hypochonder haben häufig keine ausreichende Gelegenheit, über ihre Symptome und Ängste zu sprechen.
Folglich bedeutet Validierung der Erfahrung, sich in die Lage der anderen Person zu versetzen. Du musst versuchen zu verstehen, wie sich der Betroffene unter den gegebenen Umständen fühlen könnte. Versuche, die Situation durch die Augen des Hypochonders zu sehen und die Welt aus seiner Perspektive zu verstehen.
Allerdings ist dies keineswegs einfach und wenn du nicht die ernsthafte Absicht hast, dich in die Lage des Betroffenen hineinzuversetzen, wirst du möglicherweise letztendlich genau das Gegenteil tun. Die folgenden Sätze sind häufig sehr treffend. Dennoch tragen sie in keiner Weise dazu bei, die Ängste und Befürchtungen eines Hypochonders zu verringern:
- “Du hast doch gar nichts.”
- “Du wirst sehen, der Arzt wird dir sagen, dass alles in Ordnung ist.”
- “Mein Vater litt tatsächlich an dieser Erkrankung. Wenn du sie wirklich hättest, würde es dir nicht so gut gehen.”
- “Warum willst du noch einmal zum Arzt gehen, obwohl er dir doch bereits gesagt hat, dass alles in Ordnung ist?”
Halte eine gewisse Distanz, um nicht selber Teil dieses Kreislaufs zu werden
Mit anderen Worten: Lasse dich nicht auf die fortlaufenden Klagen des Betroffenen ein. Menschen, die an Hypochondrie leiden, suchen oftmals Beruhigung und Bestätigung bei ihren Mitmenschen. Sie wollen, dass andere ihnen sagen, dass es ihnen gut gehen wird oder dass ihre imaginäre Krankheit eine gute Prognose hat.
Allerdings ist die Erleichterung, die sie dadurch erfahren, nur von kurzer Dauer. Es wird nicht lange dauern, bis der Betroffene erneut zur Beruhigung zu dir kommt und du so in einen gefährlichen Kreislauf geraten könntest.
Entwickle Alternativen zu diesem nach Beruhigung suchenden Verhalten
Eine Möglichkeit, jemandem mit Hypochondrie zu helfen, besteht darin, ihn dabei zu unterstützen, Aktivitäten zu finden, die ihm Spaß machen und ihn gleichzeitig davon abhalten, permanent in sich hineinzuhorchen.
Aber körperliche Bewegung kann zunächst tatsächlich zu einem Stressfaktor werden, da sie möglicherweise „Symptome“ auslöst, die zu all den „Beweisen“ beitragen, die der Hypochonder über seine Krankheit und die damit verbunden Ängste sammelt.
Wenn es jedoch eine Aktivität ist, die der körperlichen Verfassung des Betroffenen angemessen ist, überwiegt schließlich das Gefühl des Wohlbefindens. Infolgedessen kann er sich nicht mehr so gut auf die potenziellen Beschwerden konzentrieren.
Ermutige den Betroffenen, sich Hilfe zu suchen
Wenn du jemanden kennst, der an Hypochondrie leidet, benötigt dieser Mensch wahrscheinlich mehr Hilfe, als du ihm geben kannst. Wenn du versuchst, alles alleine zu bewältigen, verlierst du möglicherweise schnell die Geduld und deine Energie. Daher raten wir dir dringend, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Stattdessen solltest du den Betroffenen dazu bewegen, sich so schnell wie möglich professionelle psychologische Hilfe zu suchen. Wenn du dies noch nicht getan hast und dich bereits ausgebrannt fühlst, solltest du keine Zeit mehr verlieren!
Ein Hypochonder wird vermutlich zunächst zögern, diesen Schritt zu tun. Denn dies könnte sich für ihn so anfühlen, als würde er Zeit und Energie in etwas investieren, das nicht die Ursache des Problems ist. Eine Strategie, um den Betroffenen zu überzeugen, besteht darin, diese Maßnahme als einen Weg zu präsentieren, um besser mit der Angst umgehen zu können. Auch wenn du glaubst, dass Hypochondrie die wahre Ursache der Probleme ist, solltest du dieses Thema überhaupt nicht erwähnen.
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