Hilfe nach einem Suchtrückfall
Wenn jemand in deinem Umfeld einen Suchtrückfall erleidet, ist es wichtig, mit Vorsicht und Einfühlungsvermögen zu reagieren. Rund 50 % der drogensüchtigen Menschen erleben nach der Behandlung einen Rückfall, was Betreuer oft vor große Herausforderungen stellt.
Zu den wichtigsten Leitlinien in einer solchen Situation gehören die Vermeidung sozialer Isolation und die Unterstützung der Person bei der Identifizierung von Triggern. Wir sehen uns anschließend weitere Strategien an, um Personen nach einem Suchtrückfall zu unterstützen.
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Suchtrückfall, eine ständige Bedrohung
Jeder Rückfall bringt eine Mischung aus Emotionen mit sich, die sowohl für den Betroffenen als auch für die Begleitperson schwer zu bewältigen sind: Sorgen, Traurigkeit, Frustration und Ohnmacht. Es ist jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein Rückfall Teil des Krankheitsprozesses ist.
Tatsächlich ist die Häufigkeit von Suchtrückfällen ähnlich wie bei anderen chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Asthma, so ein Bericht des National Institute on Drug Abuse. In all diesen Fällen ist das Rezidiv ein Zeichen dafür, dass die Behandlung wieder aufgenommen oder angepasst werden muss.
Strategien zur Unterstützung nach einem Suchtrückfall
Angehörige investieren Liebe, Energie und Hoffnung in die Unterstützung der Genesung, weshalb es besonders schmerzhaft ist, Zeuge eines Rückschlags zu werden. Dieses Szenario verdeutlicht gleichzeitig, wie heimtückisch und schwierig die Sucht ist, und kann Schuldgefühle oder Zweifel darüber auslösen, wie man damit umgehen sollte. Berücksichtige daher die folgenden Strategien, um die betroffene Person zu unterstützen.
1. Information über die Suchtkrankheit
Um einer Person mit einem Suchtrückfall zu helfen, ist ein umfassendes Verständnis dieser chronischen Krankheit wichtig, die durch das zwanghafte Verlangen nach Substanzen oder bestimmte Verhaltensweisen gekennzeichnet ist, trotz negativer Konsequenzen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Sucht nicht auf Unwillen oder eine bewusste Entscheidung zurückzuführen ist, sondern auf biologische und chemische Veränderungen im Gehirn, die die Impulskontrolle, die Entscheidungsfindung und die Fähigkeit, dem Verlangen nach dem Suchtmittel zu widerstehen, beeinträchtigen.
2. Empathisches und aktives Zuhören
Ohne Unterbrechungen aktiv zuhören kann für Betroffene eine wichtige Stütze sein. Urteile nicht und gibt keine Ratschläge oder Anweisungen. Schaffe einen sicheren Raum, in dem sich die Person wohlfühlt und offen über Schwierigkeiten oder Probleme sprechen kann. Sei einfühlsam und baue Vertrauen auf.
3. Keine Überwachung
Du bist nicht dafür zuständig, den Drogenkonsum der betroffenen Person zu überwachen. Dadurch verstärkst du nur den Widerstand. Versuche stattdessen, ihre Selbstständigkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein im Genesungsprozess zu fördern.
Nach einem Suchtrückfall kannst du der Person allerdings helfen, von problematischen Umgebungen fernzuhalten, indem du alternative Aktivitäten und Beschäftigungen vorschlägst.
4. Soziale Kontakte
Soziale Isolation ist bei Menschen, die einen Suchtrückfall erleiden, eine häufige Folge und einer der wichtigsten Risikofaktoren. Die Förderung sozialer Kontakte kann daher eine große Hilfe sein. Ermutige die betroffene Person, positive Beziehungen zu pflegen und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, um sie emotional zu unterstützen.
5. Lob und Anerkennung
Die Anerkennung und Würdigung von Fortschritten, wie klein sie auch sein mögen, ist entscheidend, um die Motivation aufrechtzuhalten und das Selbstwertgefühl der betroffenen Person zu stärken. Hebe ihre Fortschritte hervor, auch wenn sie sich in einer schwierigen Rückfallphase befindet.
Gleichzeitig ist es wichtig, kurzfristige Ziele zu setzen, die erreichbar und realistisch sind, um ein Gefühl der Orientierung und des Erfolgs zu vermitteln. Beispiele für solche Ziele können die Teilnahme an Selbsthilfegruppen, regelmäßige körperliche Betätigung oder das Erlernen von Strategien zur Stress- und Angstbewältigung sein.
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6. Professionelle Hilfe
Ein weiterer wichtiger Schritt, um Personen in dieser Situation zu helfen, besteht darin, sie zu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hilf ihr, eine Ansprechperson zu finden, ein Rehabilitationszentrum zu suchen oder Kontakt zu einer spezialisierten Fachkraft aufzunehmen.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein wesentliches Instrument zur Bewältigung von Suchtproblemen. Sie zielt darauf ab, negative Gedanken zu verändern, die die Genesung behindern, wie z. B. “Ich kann das Leben nicht bewältigen, ohne zu konsumieren”, “Ich habe die Kontrolle und kann gelegentlich konsumieren” oder “Ich bin nicht in der Lage, mich zu ändern”.
Warum kommt es zu einem Suchtrückfall?
Der chronische Charakter der Sucht impliziert stets die Gefahr eines Rückfalls, auch nach längeren Phasen der Abstinenz. Die konkreten Gründe sind vielfältig und komplex. Einige davon sind:
- Übermäßiges Vertrauen in die eigene Fähigkeit, die Abstinenz aufrechtzuerhalten.
- Emotionale Auslöser wie Stress, Ängste oder Depressionen.
- Fehlende Unterstützung durch Familie, Freunde oder medizinisches Fachpersonal.
- Situationen oder Umgebungen, die mit Drogenkonsum oder Suchtverhalten in Verbindung gebracht werden.
- Eine weitere wichtige Tatsache ist, dass schätzungsweise 70 % der rückfälligen Menschen, den Rückfall in den ersten sechs Monaten nach der Behandlung erleiden. Mehrfachkonsum von Substanzen und mangelnde Motivation zur Veränderung tragen ebenfalls dazu bei.
Welche Symptome weisen auf einen Suchtrückfall hin?
In vielen Fällen ist es möglich, bestimmte Warnzeichen oder Symptome zu erkennen, die auf einen möglichen Suchtrückfall hinweisen könnten. Zum Beispiel, wenn die Person reizbar und abwehrend ist, nicht mehr an Selbsthilfegruppentreffen teilnimmt, plötzliche Stimmungsschwankungen zeigt oder ihr Problem leugnet oder verharmlost.
Wenn du diese Anzeichen bei einer dir nahestehenden Person bemerkst, ist es entscheidend, nicht wegzuschauen. Um einen Rückfall in die Sucht zu verhindern, kann eine Kombination aus den oben genannten und einigen zusätzlichen Strategien angewandt werden.
Dazu gehört, dass du ihr hilfst, die spezifischen Auslöser zu identifizieren, die zum zwanghaften Konsum oder Verhalten beitragen, und sie dabei unterstützt, in ihren Beziehungen und bei ihren täglichen Aktivitäten Grenzen zu wahren. Dazu gehört auch, dass sie lernt, “Nein” zu Situationen oder Menschen zu sagen, die ein Risiko für ihren Genesungsprozess darstellen.
Selbstfürsorge
Eine Sucht ist ein schwieriger Kampf, bei dem viele Faktoren eine Rolle spielen, von denen wir nicht alle kontrollieren können. Wenn eine dir nahestehende Person Suchtprobleme hat, möchtest du sie instinktiv beschützen und setzt deine gesamte Energie ein, um ihr zu helfen. Das ist zweifellos wichtig, du solltest dich jedoch dabei selbst nicht vernachlässigen. Wie im Flugzeug solltest du dir bei einem Notfall zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, damit du der geliebten Person tatsächlich helfen kannst. Nur wenn du selbst stabil bist und ausreichend Energie hast, kannst du einer Person nach einem Suchtrückfall in dieser schwierigen Situation helfen.
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