Herodot: Der erste Historiker und Anthropologe

Herodot: Der erste Historiker und Anthropologe
Guillermo Bisbal

Geschrieben und geprüft von dem Anthropologen Guillermo Bisbal.

Letzte Aktualisierung: 04. Oktober 2022

Herodot von Halikarnassos, das heutige Bodrum in der Türkei, war Historiker und Geograf im antiken Griechenland. Er lebte zwischen 484 und 425 v. Chr. Viele Experten halten ihn für den ersten Historiker und Anthropologen überhaupt.

Er war der Erste, der uns eine begründete und strukturierte Aufzeichnung menschlicher Handlungen und Ereignisse hinterließ. Um diese zu erstellen, verwendete er eine Vielzahl von mündlichen und schriftlichen historischen Quellen. Herodot war seiner Zeit damit weit voraus. Schauen wir uns sein Leben einmal etwas genauer an!

Herodot und die Geschichte

Die neun Bücher der Historien,  sein größtes Werk, verfolgten zwei Ziele:

  1. Aufzeichnung der Ereignisse, die sowohl die Griechen als auch die Barbaren erlebten
  2. Erklärung der Ursachen dieser Ereignisse und ihre Auswirkungen auf die griechische und die persische Gesellschaft
Die Akropolis in Athen

Die von Herodot angefertigten Aufzeichnungen konzentrierten sich auf die griechisch-persischen Kriege, die zwischen 492 und 478 v. Chr. zwischen den Griechen und dem persischen Reich geführt wurden. Das war jedoch nicht alles, was er behandelte, da seine Bücher an manchen Stellen von diesem Hauptthema abwichen.

Die genannten Ereignisse wurden in Prosa und nicht in den sonst üblichen Gedichten verfasst. Obwohl Homer, der Erzähler von Ilias  und Odyssee, Herodot eindeutig beeinflusst hat, hat er nicht versucht, seinen Stil in seinen eigenen Werken dahingehend anzupassen. Trotzdem weisen beide Erzähler gewisse Gemeinsamkeiten auf: Sie erzählten in der dritten Person und benutzten eine gehobene Sprache.

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den epischen Gedichten und Herodots Historiografie sind die Quellen, die er verwendete. Während die Musen Homers Hauptinspiration waren, konzentrierte sich Herodot auf das Sammeln von Informationen. Er strebte danach, eine möglichst genaue Darstellung der geschichtlichen Ereignisse zu erreichen.

Herodot: Der reisende Historiker

Herodot war viel unterwegs. Kein Wunder, dass er alles aufgeschrieben hat, was er auf seinen Reisen gesehen und gehört hat. Schon früh begann er damit, Quellen zu sammeln – schließlich konnte er später nicht mal eben nachschlagen, was er vergessen hatte. Seine Methodik umfasste folgende Punkte:

  • Das Suchen und Sammeln von Informationen an Orten, die er besuchen konnte. So verfasste er Beschreibungen zu den geografischen Merkmale von Orten. Er beschrieb auch die Bräuche der Menschen, die er besuchte, sowie deren auffallendste Eigenheiten.
  • Wenn Herodot sich nicht direkt informieren konnte, stützte er sich auf mündliche Zeugenaussagen der Bewohner der von ihm besuchten Länder.
  • Er verwendete auch schriftliche Quellen, die von epischen Dichtern und Logografen produziert worden waren.

Herodot erklärte in seiner Arbeit, wie und warum er die Informationen sammelte, mit denen er ein Ereignis beschrieb. In der Tat betonte er sowohl die Wichtigkeit als auch die Schwierigkeit, verschiedene Quellen zur Beschreibung eines historischen Ereignisses heranzuziehen, um so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Diese Verwendung von direkten sowie indirekten mündlichen und schriftlichen Quellen machte das Werk von Herodot legendär. Es hat die Art und Weise verändert, wie die Menschen über ihre Geschichte geschrieben haben.

Die 9 Bücher der Geschichten

Sein langes Hauptwerk, die Historien,  sind in 9 Bücher unterteilt:

  • Im ersten Buch ging er auf die möglichen Ursachen der griechisch-persischen Kriege ein. Er konzentrierte sich auf das Königreich Lydien in der Zeit von König Krösus. Dem Historiker zufolge habe er die Konflikte zwischen Griechen und Persern (mit-)ausgelöst.
  • Das zweite Buch handelt von Ägypten und seinen großen Wundern. Der Autor beschrieb relevante geografische Merkmale und die auffälligsten ägyptischen Sitten. Er fasste auch die lange Geschichte des Landes zusammen.
  • Im dritten Buch erörterte er die Gründe, die Kambyses II veranlaßten, Ägypten anzugreifen und die Eroberung zu wagen. Herodot beschrieb auch die Persönlichkeit und die militärische Kampagne von Kambyses. Das Buch endet mit seinem Tod und dem Aufstieg von Darius I auf den Thron.
  • Buch 4 besteht aus zwei Teilen. Der erste handelt von Scythien, einer zentralasiatischen Region, und der zweite von Libyen.
  • Vom fünften bis zum neunten Buch konzentrierte sich Herodot auf die militärischen Konflikte zwischen den Griechen und den Persern in den griechisch-persischen Kriegen. Das fünfte Buch behandelte die persischen Fortschritte gegen die Griechen, insbesondere in Mazedonien und Thrakien. Es sprach auch über die Geschichte, Geografie und Kultur von Sparta und Athen.
  • Das sechste Buch handelt von Darius’ Expedition, die mit einem griechischen Sieg bei Marathon endete.
  • Buch 7 beschreibt eine Reihe dramatischer Schlachten, wie zum Beispiel die Schlacht um Thermopylen.
  • Schließlich beschreiben das achte und neunte Buch die Schlachten von Salamis bzw. Plataea.

Der erste Historiker und Anthropologe

Aufgrund der von Herodot verwendeten Methoden zur Erhebung von Informationen halten ihn viele aktuelle Historiker für den „Vater des wissenschaftlichen Feldes der Geschichte“. Dank seiner Beschreibungen einiger Ereignisse verfügen wir heute Aufzeichnungen über Konflikte, die das alte Europa und Asien beeinflusst haben.

Experten betrachten Herodot allerdings nicht nur als ersten Historiker. Sie sagen auch, dass er der erste Anthropologe gewesen sei, weil er die partizipative Beobachtung verwendete, was ein grundlegendes Merkmal der heutigen Ethnografie ist.


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  • Gómez-Lobo, A. (1995). Las intenciones de Herodoto. Estudios públicos59, 1-15.

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