Gustav Klimt und die Suche nach der psychologischen Wahrheit
Gustav Klimt wurde 1862 in Wien geboren. Dieser bedeutende österreichische Maler war Mitbegründer der Wiener Secession und der wichtigste Exponent des Secessionsstils, der auch als Wiener Jugendstil bezeichnet wird.
Anfangs folgte er der Mode des Neoklassizismus, der für die akademische Malerei des späten 19. Jahrhunderts charakteristisch ist. Bekannte Beispiele dafür sind seine Wand- und Deckenmalereien sowie verschiedene Portraits. Durch die Auseinandersetzung mit dem Jugendstil emanzipiert sich Klimt jedoch und findet seine eigene Ausdrucksart.
Er findet seine Inspiration in der Natur und entwickelt eine stark dekorative Kunst mit gemoetrisch-spiralförmiger Flächengestaltung, floralen Ornamenten und fließenden Linien. Es geht dabei um die Befreiung von der traditionellen Kunst, weg vom Massentrend und hin zu einer Ausdrucksweise, die sich mit Wahrheit, existenziellen Fragen und Lebensfreude beschäftigt. Auch Symbol- und Traumbilder prägen die Werke Klimts.
Kunst ist eine Linie um deine Gedanken.
Jugendstil, eine wahre Kunst
Klimt war auf der Suche nach der Wahrheit, des Unbewussten. Er wollte verstehen, was ihn dazu bewegte, bestimmte Themen zu malen oder nicht zu malen. Der Maler wollte herausfinden, warum ihn seine Kräfte immer wieder dazu drängten, dieselben Motive, Formen und Figuren zu malen und dieselben Farben zu verwenden.
Ein Künstler, der sich zunächst für die Psychologie seiner eigenen Kunst interessiert, um später die mentalen Prozesse des Betrachters zu beeinflussen. Eric Kandel, Forscher und Professor an der Columbia University und Direktor des Kavli Insitutes für Gehirnwissenschaften erklärt, dass manche Künstler, wie Klimt, in ihren Bildern ihre Gedanken malen, jedoch auch die Gedanken der Betrachter integrieren. Auch ihre Motivationen, die sie dazu veranlassen, ein Bild zu malen, kommen in dem Kunstwerk zum Ausdruck.
In seinem Buch “Das Zeitalter der Erkenntnis: Die Erforschung des Unbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute” beschreibt dieser Experte, was uns Maler über ihr Gehirn verraten. In diesem Werk geht es unter anderem um folgende Fragen: Was bringt Künstler dazu, ein bestimmtes Werk zu malen? Warum widmen sie sich nicht anderen Themen? Wie reagieren die Betrachter?
Die Antworten informieren uns über psychologische und neurologische Aspekte und darüber, wie wir Kunst sehen und wahrnehmen, was wir denken und fühlen und wie und warum Kunstwerke entstehen.
Gustav Klimt und seine Liebe zur weiblichen Sexualität
Wie Kandel in seiner Studie berichtet, war Gustav Klimt ein Maler des Unbewussten. Er hatte ein bemerkenswertes Verständnis der weiblichen Sexualität und konnte dieses an die Betrachter seiner Kunstwerke weitergeben. Klimt bewunderte Frauen und wusste, dass sie ein eigenes, unabhängiges Sexualleben haben. Die weibliche Schönheit spielte in seiner Malerei eine zentrale Rolle.
Der Frauenkenner begeisterte sich unter anderem für Biologie, las Darwin und besuchte die Vorlesungen und Sezierungen des österreichischen Arztes Rokitansky. Klimt war von der Struktur der Nervenzellen fasziniert, die er im Mikroskop betrachtete. Ovale Formen weisen in seinen Kunstwerken auf weibliche Eizellen hin, rechteckige Formen symbolisieren Spermien. Aufmerksame Betrachter des Bildes “Danaë” erkennen, dass Zeus seine Geliebte mit seinem Goldregen befruchtet. Während die Betrachter ihre Blicke von links nach rechts bewegen, können sie beobachten, dass sich die kreisförmigen Eizellen und die Spermien in befruchtete Embryonen verwandeln – ein Symbol für die Empfängnis. Auch das berühmte Gemälde “Der Kuss” enthält dieselbe Symbolik.
Das psychoanalytische Denken erfordert unter anderem, das eigene Unbewusste zu erforschen, um andere Menschen zu verstehen. Freud beschäftigte sich zu dieser Zeit mit der Traumdeutung, Klimt träumte von Frauen und verewigte sie in seinen Kunstwerken.
Jede Kunst ist erotisch.
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