Glaube nicht alles, was du denkst
Du kannst zur Arbeit gehen und in die Runde ein freundlichen „Guten Morgen“ rufen. Jeder wird dir antworten, bis auf diesen einen Kollegen, der sich nicht einmal zu dir umdreht. Sofort läuft dein Verstand auf Hochtouren: Was stimmt nicht mit ihm? Habe ich etwas getan und er ist sauer auf mich? Was könnte das gewesen sein? Vielleicht habe ich ihn neulich in der Besprechung verärgert … Aber ich habe ja nichts Persönliches gesagt, nur eine professionelle Meinung abgegeben. Nein, ich bin mir sicher, das ist es nicht. Ist er vielleicht einfach nur unhöflich?
Es ist so einfach, in diesen Teufelskreis der Fragen ohne Antworten zu geraten. Du lässt diesen Gedanken immer wieder durch deinen Kopf ziehen, schaust ihn von allen Seiten an und kannst dich mit ein und demselben Gedanken traurig, unruhig oder wütend machen. Ist mit deinem Kollegen aber überhaupt etwas los? Vielleicht antwortete er nicht, weil er sich auf seine Arbeit konzentriert. Vielleicht hat er dich nicht einmal gehört.
Warum manipulieren uns unsere Gedanken in diesem Maße? Welche Rolle spielen sie, wenn wir uns schlecht fühlen? In diesem Artikel wollen wir genau das herausfinden.
„An sich ist nichts weder gut noch schlimm, das Denken macht es erst dazu.“
Hamlet
Stört dich die Situation oder interpretierst du sie nur so?
Wenn du unangenehme Emotionen erlebst, liegt der Grund dafür in der Regel in einer konkreten Situation oder den Handlungen anderer Menschen. Du glaubst, dass du dich über Dinge aufregen würdest, die außerhalb deiner Kontrolle lägen. Mit anderen Worten, du ordnest deinen Gefühlen externe Ursachen zu.
Du bist sauer, weil dein Kollege dir nicht guten Morgen gesagt hat. Doch das kannst du nicht kontrollieren. Was ist, wenn du dich nicht auf die Reaktionen anderer konzentrieren würdest, sondern deine eigenen Emotionen regulieren wolltest? Die einzige Sache, die du wirklich kontrollieren kannst, ist, wie du die Dinge interpretierst, die um dich herum passieren.
Was bedeutet das genau? Nun, es bedeutet, dass du nicht verrückt geworden bist, weil dir etwas entgangen ist, das du nicht kontrollieren kannst. Deine Interpretation der Situation hat dich verrückt gemacht! Du dachtest, dein Kollege habe dir nicht geantwortet, weil du ihn verärgert hättest oder weil er einfach keine Manieren hätte. Wer würde sich nicht über solche Gedanken aufregen? Wenn du es jedoch objektiv betrachtest, gibt es gar keinen Grund, wütend darüber zu sein, was passiert ist.
Was wäre also, wenn du andere Gedanken fassen würdest als diese negativen? Vielleicht: Er hat mich wahrscheinlich nicht einmal gehört. Er hat sich wahrscheinlich auf das konzentriert, was er gerade erledigt, das ist nichts Persönliches. Glaubst du, du wärst dann immer noch aufgebracht? Wahrscheinlich nicht. In der Tat würdest du dich nicht im Geringsten gestört fühlen. Dies ist das perfekte Beispiel für die Rolle, welche deine Gedanken in Bezug auf deine Stimmung und dein Wohlbefinden spielen.
Reflektieren deine Gedanken die Realität?
Gedanken können deine Stimmung beeinflussen, auch wenn sie mit der Realität wenig zu tun haben. Tatsache ist, dass sich die meisten von uns nicht oft fragen, ob das, was wir glauben, wahr ist oder nicht. Wir glauben nur uns selbst und das ist das Problem. Selbst wenn dein Kollege absolut kein Problem mit dir hat, nimmst du nun an, dass es so wäre. Dieser (oft sogar ganz spontane) Gedanke wird in deinem Kopf zu einer Tatsache. Du wirst wütend, als gäbe es tatsächlich einen Grund dafür.
“Zu viele Leute bewerten das über, was sie nicht sind, und unterschätzen das, was sie sind.”
Malcom Forbes
Warum arbeitet dein Geist so? Nun, im Allgemeinen wollen, ja müssen die Menschen wissen, warum Dinge passieren. Wenn wir nicht genügend Informationen zu den Hintergründen des Geschehens haben, kommen unsere Vorurteile ins Spiel und wir ziehen unsere eigenen Schlüsse, um die Lücken zu schließen. Diese Schlussfolgerungen sind jedoch möglicherweise nicht die realistischsten Ideen. Oft nicht einmal wahrscheinliche. Damit verbunden sind auch unangenehme Emotionen, die nicht notwendig wären, wenn wir uns mehr an der Realität orientieren würden.
Niemand sagt dir, dass das, was du glaubst, falsch sein muss. Wenn du jedoch lernst, deinen inneren Dialog infrage zu stellen, kannst du deine Emotionen effektiver regulieren. In der Tat kann der Einfluss deiner Gedanken auf deine Stimmung eine positive Sache sein. Wie das geht? Ersetze deine negativen Ideen durch positive Selbstanweisung!
Um ehrlich zu bleiben, wollen wir nicht ungesagt lassen, dass das nicht immer einfach ist. Mit etwas Mühe und Engagement kannst du es jedoch umsetzen. Der erste Schritt besteht darin, den Einfluss deiner Gedanken auf deine Stimmung zu verstehen und zu verinnerlichen. Auf diese Weise wird dir sicher klar, wie wichtig es ist, dich selbst zu hinterfragen und die Gedanken zu ändern, welche die Realität nicht widerspiegeln. Glaube nicht alles, was du denkst. So wirst du zufriedener sein!
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Roberto Nickson