Geld-Dysmorphie oder die verzerrte Wahrnehmung der finanziellen Situation

Geld-Dysmorphie ist ein reales Problem, das zu erheblichem Stress, finanziellen Problemen und zu psychischen Belastungen führen kann. Doch es gibt Wege, dieses verzerrte Wahrnehmung im Zusammenhang mit Geld zu überwinden.
Geld-Dysmorphie oder die verzerrte Wahrnehmung der finanziellen Situation
José Padilla

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen José Padilla.

Letzte Aktualisierung: 09. Mai 2024

Der Begriff “Geld-Dysmorphie” beschreibt die verzerrte Wahrnehmung und Bewertung von Geld und der finanziellen Situation. Ähnlich wie bei der Körperdysmorphie, wo Menschen ihr Aussehen verzerrt wahrnehmen, kann dieses Phänomen dazu führen, dass Personen ihr finanzielles Wohlbefinden falsch einschätzen und sich ständig unzufrieden fühlen, unabhängig von ihrem tatsächlichen finanziellen Status.

Zwanghaftes Sparen, übermäßiger Konsum, finanzielle Risiken oder anderen problematischen Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Geld sind die Folgen. Wir beschäftigen uns anschließend mit diesem Thema und geben dir einige Tipps mit auf den Weg, um diese verzerrte Wahrnehmung von Geld zu überwinden.

Geld-Dysmorphie: Was ist das?

Personen mit dieser Wahrnehmungsstörung neigen dazu, ihr finanzielles Wohlbefinden unrealistisch zu interpretieren, was zu einem gesteigerten Streben nach Reichtum und Luxus führen kann. Trotz finanzieller Stabilität fühlen sich viele Betroffene unsicher und haben Geldsorgen. Diese verzerrte Sicht kann zu übermäßigem Sparen führen. Andere hingegen sind davon überzeugt, ausreichend Geld zu haben und neigen deshalb zur Verschwendung, obwohl ihre finanzielle Sicherheit keinesfalls gewährleistet ist.

Die zahlreichen Angebote auf digitalen Plattformen sowie Influencer, die für verschiedenste Produkte werben, verstärken diese verzerrte Wahrnehmung und den Wunsch, allen Mode- und Konsumtrends zu folgen. Personen mit Geld-Dysmorphie verlieren vielfach den Boden unter den Füßen und geraten in finanzielle Schwierigkeiten, die zusätzliche Beschwerden und Sorgen verursachen.

Geld-Dysmorphie: Die Symptome

Die Geld-Dysmorphie ist keine definierte psychische Störung, deshalb gibt es auch keine einheitlichen Diagnosekriterien. Bei diesem Phänomen können wir jedoch einige Merkmale beobachten, die sich häufig wiederholen:

  • Zwanghafte Vorstellungen davon, reich zu sein
  • Unfähigkeit, Geld zu sparen
  • Stress und finanzielle Ungewissheit
  • Veränderte Wahrnehmungen im Zusammenhang mit Geld
  • Schlechte finanzielle Entscheidungen
  • Unnötige Ausgaben für Konsumgüter
  • Ständiger Vergleich mit anderen
  • Ausgaben über das eigene Budget hinaus
  • Veränderte Wahrnehmung der finanziellen Grenzen
  • Frustration aufgrund von Geldmangel

Geld-Dysmorphie: Die Folgen

Die verzerrte Wahrnehmung der eigenen finanziellen Situation kann drastische Folgen haben:

  • Verschuldung: Da Betroffene häufig denken, mehr Geld zur Verfügung zu haben, als sie tatsächlich haben, stürzen sie sich oft in Schulden. Kreditkarten stellen in diesem Zusammenhang eine besonders hohe Gefahr dar.
  • Konsumverhalten: Betroffene lassen sich vielfach von Influencern beeinflussen, die das Bild von Luxus und Reichtum vermitteln. Sie kaufen unnötige Produkte, die eine übermäßige finanzielle Belastung darstellen.
  • Angst und Sorgen: Die Geld-Dysmorphie führt Betroffene häufig in einen Kreislauf, der zunehmend zu Ängsten und Sorgen führt. Finanzielle Schwierigkeiten wirken sich auf die Psyche aus und können Schuldgefühle, Unzufriedenheit, Depressionen, Hoffnungslosigkeit oder depressive Zustände auslösen.

Millennials und Generation Z

Millennials und die Generation Z leiden häufiger als frühere Generationen an einer Geld-Dysmorphie. Digital Natives lassen sich besonders stark von digitalen Trends und Influencern beeinflussen. Eine im Auftrag von Karma von Qualtirics durchgeführte Studie ergab, dass 43 % der Generation Z und 41 % der Millennials eine verzerrte Wahrnehmung ihrer finanziellen Situation haben. Im Vergleich dazu waren es bei der Generation X nur 14 % der Befragten.

Millennials und Generation Z haben außerdem ein besonders starkes Bedürfnis, Vermögen anzuhäufen. Obwohl die Ergebnisse dieser Studie aufgrund methodischer Einschränkungen nicht verallgemeinert werden können, sind sie aufschlussreich.

Geld-Dysmorphie: Was tun?

Der erste Schritt ist, sich über die Situation bewusst zu werden: Nur wer eine realistische Einschätzung über finanzielle Ressourcen und Ziele entwickelt, kann der Geld-Dysmorphie entgegenwirken.

1. Akzeptiere dein Problem

Wenn du zugibst, ein Problem mit der finanziellen Wahrnehmung zu haben, kannst du dich zu Veränderungen verpflichten. Die Akzeptanz ist ein wichtiger schritt, um dysfunktionale Muster zu überwinden.

2. Reguliere deine Emotionen

Ein gesundes Emotionsmanagement ist entscheidend, um Impulse zu regulieren, die dich zu unverhältnismäßigen Ausgaben drängen. Praktiziere Entspannungs- und Atemübungen und konzentriere dich auf deine Ziele. Bevor du etwas kaufst, solltest du dir immer einige Tage Zeit nehmen, um zu überlegen, ob du diesen Gegenstand tatsächlich benötigst und ob er eine positive Veränderung in deinem Leben erzielen kann. Ist das nicht der Fall, musst du lernen, deine Impulse zu kontrollieren.

3. Schränke deine Nutzung von sozialen Netzwerken ein

Digitale Plattformen locken oft mit verführerischen Angeboten, die dein impulsives Verhalten verstärken können. Eine Reduzierung der Online-Zeit und mehr Zeit in der Natur oder bei sportlichen Aktivitäten können dazu beitragen, dein emotionales Wohlbefinden zu verbessern.

4. Setze dir finanzielle Ziele

Einfache finanzielle Ziele helfen dir, die Übersicht und Kontrolle zu bewahren und dein Verhältnis zu Geld zu verbessern.

5. Lasse dich professionell beraten

In einer Finanzberatung erhältst du professionelle Hilfe, um dein Geld bestmöglich zu verwalten, einzuteilen und zu investieren. Wenn du Schulden hast, hilft dir eine erfahrene Expertin oder ein Experte, diese wieder abzubauen und besser mit Geld umzugehen.

In einer Psychotherapie lernst du Strategien, um Emotionen und Impulse besser zu managen. Die Fachkraft hilft dir, Handlungsmuster zu erkennen und Veränderungen zu erzielen.

Geld-Dysmorphie: Lass dir helfen!

Geld-Dysmorphie ist ein reales Problem, das zu erheblichem Stress, finanziellen Problemen und zu psychischen Belastungen führen kann. Wenn du davon betroffen bist oder jemanden kennst, der Hilfe benötigt, zögere nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt viele Ressourcen und Fachleute, die dir dabei helfen können, ein gesünderes Verhältnis zu Geld und finanziellen Angelegenheiten aufzubauen. Den ersten Schritt zu machen, kann der Beginn eines positiven Wandels sein.


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