Frauen und Depressionen: Risikofaktoren

Heute wollen wir Depressionen aus einer neuen Perspektive betrachten. Es ist erwiesen, dass endogene Depressionen bei Männern und Frauen ähnlich häufig auftreten. Wenn wir allerdings die Häufigkeit exogener Depressionen betrachten, bei denen äußere Faktoren die Hauptursache bilden, dann stellen wir fest, dass Frauen doppelt so häufig darunter leiden wie Männer.
Frauen und Depressionen: Risikofaktoren
Fátima Servián Franco

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Fátima Servián Franco.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

In diesem Artikel möchten wir das Thema Frauen und Depressionen aus einer neuen sozialen Perspektive betrachten.

Grundsätzlich treten endogene Depressionen bei Männern und Frauen ungefähr gleich häufig auf. Anders verhält sich dies bei exogenen Depressionen, bei deren Entstehung externe Einflussfaktoren eine entscheidende Rolle spielen. Bei Frauen ist das Risiko, dass sie an einer exogenen Depression erkranken, im Vergleich zu Männern doppelt so hoch.

Offensichtlich spielt bei der Entstehung von Depressionen die Erziehung der Frauen eine große Rolle. Sie werden von klein auf darauf konditioniert, andere Menschen liebevoll und fürsorglich zu umsorgen. Dabei vergessen sie dann allzu oft ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche, da sie sich stets zuerst um andere Menschen kümmern.

Auch der soziale Kontext kann einer der Hauptrisikofaktoren beim Thema Frauen und Depressionen sein. Forschungen haben ergeben, dass die bloße Tatsache, eine Frau zu sein, der zweitgrößte Risikofaktor dafür ist, an einer Depression zu erkranken. Der einzige noch bedeutendere Risikofaktor ist das Auftreten von Depressionen in der Familiengeschichte.

Frauen und Depressionen - traurige Frau

Frauen und Depressionen: eine häufige Kombination

Eine Depression ist ein komplexer Prozess, bei dem viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Ob jemand diese Erkrankung entwickelt oder nicht, hängt von einer großen Anzahl von Risikofaktoren ab. Auch heute haben Mediziner noch nicht alle Risikofaktoren identifiziert und wissen nach wie vor nicht, wie sie sich gegenseitig beeinflussen.

Die Prävalenz schwerer Depressionen ist bei Frauen höher als bei Männern. Dabei tritt dieser Unterschied bereits in der Jugend auf und verändert sich auch nicht bei erwachsenen Patienten. Darüber hinaus ist die Depression an sich eine schwere Belastung und verursacht zahlreiche Behinderungen im alltäglichen Leben. Außerdem schätzen einige Experten, dass Depressionen bis zu 50% häufiger bei Frauen als bei Männern auftreten.

Weitere Risikofaktoren für Depressionen können Armut, Arbeitslosigkeit und ein niedriges Bildungsniveau sein. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Frauen auch in diesem Sinne noch gefährdeter sind.

Einer der Gründe hierfür ist, dass Frauen sich in der Regel häufiger um die Kindererziehung und die Haushaltsführung kümmern und oftmals wenig soziale und wirtschaftliche Unterstützung erhalten. Und genau das ist erwiesenermaßen ein Risikofaktor für das Entstehen einer Depression (Targosz et al, 2003).

Darüber hinaus haben einige Wissenschaftler herausgefunden, dass das Leben als Hausfrau ein Risikofaktor ist, wenn dabei widrige Umstände herrschen und zahlreiche Stressfaktoren vorhanden sind. Dabei zählen sexueller Missbrauch und sexuelle Gewalt zu den größten Risiken (Koss, 1993).

“Depression ist ein Gefängnis, in dem du sowohl der leidende Gefangene als auch der grausame Gefängniswärter bist.”

-Dorothy Rowe-

Depressionen aus kultureller Sicht

Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem Prozess der Sozialisation, den sozialen Rollen und den geschlechterspezifischen Stereotypen. Der Anreiz für Frauen, starke Emotionen wie Schuldgefühle zu entwickeln, führt dazu, dass sich viele Frauen häufiger traurig und verzweifelt fühlen.

Wenn wir über Sozialisation sprechen, dann stellen wir fest, dass es Frauen viel schwerer fällt, ihren Ärger zu verarbeiten, sich durchzusetzen und ihr Bedürfnis nach Selbstverwirklichung in den Vordergrund zu stellen. Darüber hinaus neigen sie häufiger zu passiv konfrontativem Verhalten, sind meist gefühlsbetonter und verarbeiten negative Erfahrungen langsamer (Zahn-Waxler, 2000).

Außerdem legen Frauen besonders viel Wert auf gute Beziehungen mit ihren Mitmenschen. Auch dadurch kann sich ihre Anfälligkeit für Depressionen erhöhen. Ein weiterer Risikofaktor ist der, dass Frauen sich häufig für das Wohlbefinden anderer Menschen verantwortlich fühlen. Beide Verhaltensweisen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern (Leadbetter, Blatt, & Quinlan, 1995).

Frauen und Depressionen - weinende Frau auf einer Couch

Die Symptome einer Depression sind bei Männern aufgrund der unterschiedlichen Sozialisation und ihres gesellschaftlich geförderten Lebensstils oftmals nicht so ausgeprägt und intensiv. Diese psychosozialen Aspekte besagen, dass Männer ihr emotionales Unbehagen anders erleben, konfrontieren und ausdrücken als Frauen.

Die Frau, die lächelt und sich gerne unterhält, ist vielleicht dieselbe Frau, die sich jede Nacht in den Schlaf weint.

Da diese Dinge bei Männern seltener auftreten, haben ihre negativen Lebenserfahrungen und das Gefühl der Dysphorie, die sie verursachen können, für sie auch nicht die gleichen intensiven Auswirkungen. Anders ausgedrückt ist es sehr wahrscheinlich, dass die Aspekte, die wir heute angesprochen haben, die geschlechterspezifischen Unterschiede in Bezug auf Depressionen und andere psychische Erkrankungen sehr gut verdeutlichen.


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  • Goodman, LA, Koss, MP, Fitzgerald, LF, Russo, NF, y Keita, GP (1993). Violencia masculina contra la mujer: investigación actual y orientaciones futuras. Psicólogo estadounidense , 48 (10), 1054.
  • Leadbeater, B. J., Blatt, S. J., & Quinlan, D. M. (1995). Gender-linked vulnerabilities to depressive symptoms, stress, and problem behaviors in adolescents. Journal of Research on Adolescence5(1), 1-29.
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  • Zahn – Waxler, C., Klimes – Dougan, B. y Slattery, MJ (2000). La internalización de los problemas de la niñez y la adolescencia: perspectivas, dificultades y progreso en la comprensión del desarrollo de la ansiedad y la depresión. Desarrollo y psicopatología , 12 (3), 443-466.

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