4 Fragen zur Erkennung einer Essstörung

Menschen mit Essstörungen benötigen dringend professionelle Hilfe, um ernste Folgen zu verhindern.
4 Fragen zur Erkennung einer Essstörung
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 05. Januar 2023

Essstörungen sind ein großes medizinisch-psychologisches Problem. Ihre Häufigkeit hat in letzter Zeit zugenommen und dennoch werden sie oft nicht rechtzeitig erkannt. Da es sich um Krankheiten handelt, die zur Chronifizierung neigen und ein hohes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko bergen, ist es wichtig, so schnell wie möglich einzugreifen. Einige einfache Fragen helfen bei der Erkennung einer Essstörung.

Diese Art von Erkrankungen betrifft vor allem Jugendliche und junge Erwachsene; es werden aber auch immer mehr Fälle bei älteren Menschen und bei Kindern unter 12 Jahren festgestellt. Obwohl sie bei Frauen häufiger vorkommen, sind auch Männer davon nicht ausgenommen.

Von 1.000 Mädchen und Frauen erkranken rund 61 an einer Binge-Eating-Störung, Bulimie oder Magersucht, bei Männern sind es etwa 18. Obwohl die Diagnose nur von einer Fachkraft gestellt werden kann, ist es ratsam, auf Anzeichen zu achten, um diese schnellstmöglich zu erkennen.

Die Erkennung einer Essstörung sollte möglichst früh erfolgen.
Mehr als 70 Millionen Menschen leiden an einer Essstörung.

Fragen zur Erkennung einer Essstörung

Zunächst einmal ist es erwähnenswert, dass es in der neuesten Ausgabe des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) einige Änderungen in Bezug auf Essstörungen gegeben hat. So werden die traditionellen Diagnosen beibehalten, aber auch andere, weniger bekannte Diagnosen einbezogen:

  • Magersucht (Anorexia nervosa)
  • Bulimia nervosa
  • Binge-Eating-Störung
  • Pica-Syndrom
  • Rumination
  • Restriktions-/Vermeidungsstörung der Nahrungsaufnahme
  • Night-Eating-Syndrom
  • Andere Essstörungen, die die Kriterien der oben genannten Störungen nicht erfüllen

Das bedeutet, dass es sich bei einer Essstörung nicht um eine einzige Kategorie handelt, sondern dass der Begriff eine Vielzahl von verschiedenen Erscheinungsformen und Problemen umfasst. Deshalb können auch Verhaltensweisen, die wir vielleicht nicht mit einer Essstörung in Verbindung bringen, ein Hinweis darauf sein.

Es gibt also einige Schlüsselfragen, die uns dabei helfen können, herauszufinden, ob Probleme vorliegen:

Wie ernährt sich die Person?

Die Wahl der Lebensmittel ist einer der wichtigsten Hinweise auf eine mögliche Essstörung:

  • Menschen mit dem Pica-Syndrom essen Kreide, Asche, Lehm, Sand, Seife, Papier oder Erde sowie andere ungenießbare Substanzen.
  • Beschränkt sich die Ernährung auf eine strikte, gesunde Ernährung, die keine verarbeiteten Lebensmittel enthält, könnte sich Orthorexie dahinter verbergen.
  • Eine eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln könnte auch auf eine selektive oder restriktive Essstörung hinweisen.
  • Menschen mit Magersucht entscheiden sich in der Regel für fett- und kalorienarme Lebensmittel.
  • Personen mit Bulimie oder Binge-Eating-Störung neigen zu kalorienreichen, zucker- und fettreichen Lebensmitteln, die bei Gewichtsproblemen zu den “verbotenen Produkten” zählen.

Wie viel isst die Person?

Die Menge ist ein weiterer grundlegender Punkt, den es zu bewerten gilt. Dabei müssen der individuelle Energiebedarf (abhängig von Alter und Konstitution) sowie die Vorgeschichte berücksichtigt werden. Auch plötzliche Veränderungen können Hinweise geben. Menschen mit Magersucht schränken beispielsweise ihre Nahrungsaufnahme stark ein, da sie eine Gewichtszunahme fürchten.

Im Gegensatz dazu verzehren Menschen mit einer Binge-Eating-Störung oft ungewöhnlich große Mengen (insbesondere in bestimmten Phasen), auch wenn sie bereits satt sind. Bei Bulimie hingegen wechseln sich die Phasen ab.

Wann isst die Person?

Die beiden oben genannten Faktoren sind die auffälligsten, aber auch die Esszeiten können Hinweise geben. Wenn das Essverhalten gestört ist, sind oft auch die Esszeiten unregelmäßig. Betroffene essen beispielsweise, wenn sie emotional überfordert sind, an Angst, Stress oder Enttäuschungen leiden. Oder sie reduzieren die Mahlzeiten auf ein- bis zweimal am Tag.

Wie isst die Person?

Schließlich müssen wir uns den Kontext ansehen, in dem das Essen stattfindet. Im Idealfall nehmen wir die Mahlzeiten ruhig und genüsslich ein. Wenn eine Person mit Schuldgefühlen, Ängsten und Sorgen isst, könnte es sich um ein Anzeichen für eine Essstörung handeln. Manche Personen essen unkontrolliert oder mit Schamgefühlen, andere verstecken oder isolieren sich. Dieses Verhalten ist auf jeden Fall auffällig.

Frau leidet an einer Essstörung
Längeres und absichtliches Fasten, emotionaler Hunger oder übermäßiges Essen in der Nacht können Warnzeichen sein.

Auf die frühen Anzeichen einer Essstörung reagieren

Leider erhält ein großer Prozentsatz der Menschen mit einer Essstörung weder eine Diagnose noch angemessene Hilfe. Das kann daran liegen, dass sie sich ihrer Krankheit nicht bewusst sind, vielleicht weil sie Diäten, Fasten oder Essanfälle normalisiert haben. Andere hingegen schämen sich und verstecken ihr Problem, anstatt Hilfe in Anspruch zu nehmen. 

Die Unterstützung von nahestehenden Menschen ist deshalb grundlegend. Wenn sie Anzeichen beobachten, können sie mit der betroffenen Person sprechen, damit sie möglichst schnell professionelle Hilfe erhält.


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