Erhebe nicht deine Stimme, verbessere dein Argument

Mit Schreien erreichst du nur Angst und Ablehnung. Gute Argumente sind viel überzeugender.
Erhebe nicht deine Stimme, verbessere dein Argument
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2022

Nur weil du lauter wirst, werden dich deine Gesprächspartner nicht besser verstehen. Du brauchst ein gutes Argument, um das zu erreichen. Dieses Gehaben ist aggressiv und demütigend, jedoch in vielen Familien eine häufig vorkommende Dynamik. Schreien hat in einer gesunden Beziehung keinen Platz. Es handelt sich in vielen Fällen um eine Form des Missbrauchs, die unterschätzt wird.

Albert Mehrabian, Psychologe und Experte für nonverbale Kommunikation, betont in seinen Arbeiten, dass der Ton ausschlaggebend ist, wenn es darum geht, einen einfühlsamen und durchsetzungsfähigen Dialog zu führen. Nur 7 % der Bedeutung sind im Kommunikationsprozess auf Worte zurückzuführen, der Rest hängt vom Tonfall und der Körpersprache ab.

Eine Stimme voller Wut und Verachtung wird niemals die subtile Dominanz einer klaren Aussage verstehen, die mit Respekt und Feingefühl ausgedrückt wird. Kommunikation ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht.

Wir alle machen Fehler beim Kommunizieren. Ironie, doppelte Bedeutungen, Schreien und die Unfähigkeit, emotionale Kommunikation effektiv zu nutzen, sind zweifellos die häufigsten. Wir laden dich ein, mit uns darüber nachzudenken.

Erhebe nicht deine Stimme, verbessere dein Argument

Erhebe nie deine Stimme gegenüber einem Kind

Der Kommunikationsstil, mit dem ein Kind erzogen wird, hat einen großen Einfluss auf seine persönliche und emotionale Entwicklung. Es ist zum Beispiel üblich, in Klassenräumen zurückgezogene Schüler anzutreffen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben, weil ihre Eltern gewohnheitsmäßig eine aggressive, auf Befehlen und Drohungen basierende Kommunikation führen.

Wir verlieren oft die Geduld und erheben unseren Kindern gegenüber die Stimme. Man muss kein “autoritärer Elternteil” sein, um den Fehler zu machen, das Kind durch Schreien zum Gehorsam zu bringen. Das wissen wir alle und wir versuchen immer, dies zu vermeiden.

erhebe deine Stimme gegenüber Kindern nicht

Anschreien hat unangenehme Folgen

Experten für Kinderverhaltenstherapie nennen verschiedene Gründe, warum das Anschreien von Kindern verhindert werden sollte:

  • Du bist Vorbild, deshalb solltest du dein Verhalten vor Kindern gut überlegen, denn sie werden dich nachahmen.
  • Schreien in der Erziehung macht Kinder ängstlich und ungehorsam. Mit der Zeit entwickeln sie dem Schreien gegenüber eine Toleranz und werden auch selbst dieselbe Methode verwenden.
  • Das Schreien wird zu einem Kommunikationsstil, den auch die Kinder übernehmen.
  • Missbräuchliches Schreien hat weitere Folgen: Kinder, die daran leiden, assoziieren den Ton nicht mehr mit Wut, sie können sich nicht mehr richtig in andere Menschen einfühlen und sie bei Wut oder einer normalen Ausdrucksweise nicht verstehen.
  • Schreien ist eine Art von Missbrauch, darüber müssen wir uns im Klaren sein. Wenn sich diese Situation immer wieder wiederholt, führt dies bei Jugendlichen oft zu einem geringem Selbstwertgefühl und Depressionen, wie eine Studie der Universität von Michigan (USA) zeigt.
Löwenzahn

Erhebe nicht deine Stimme, verbessere dein Argument

In einer Paarbeziehung können Schreie echte Nadeln sein, die die Integrität verletzen und das Selbstwertgefühl vernichten. Dieses destruktive Verhalten sollte nicht toleriert werden. Denn wer dich liebt, respektiert dich und greift dich nicht an. Eine hohe Lautstärke wird normalerweise mit Autorität assoziiert, was jedoch nicht bedeutet, dass die schreiende Person im Recht ist.

Manche Menschen sind es gewöhnt, mit lauter Stimme zu sprechen. Sie denken, dass sie ihre Wahrheit nur durch Schreien durchsetzen können. Deshalb müssen wir über die Notwendigkeit nachdenken, den Ton zu senken, die Argumente zu verbessern und die emotionale Kommunikation zu nutzen. Das sind die Grundpfeiler:

Beschreibe Verhaltensweisen und nicht Personen

Vergleiche mit anderen zeugen von einem Mangel an emotionalen und kommunikativen Fähigkeiten: “Du bist wie der Cousin im Dorf, genauso dumm. Du bist wie mein Arbeitskollege, genauso falsch”. Stelle keine Vergleiche an und lass dich auch nicht mit anderen vergleichen. Ein konstruktiverer Ansatz ist, richtig zu argumentieren und Verhaltensweisen zu definieren: “Ich verstehe nicht, warum du nicht ehrlich zu mir bist, du musst versuchen, mir die Wahrheit zu sagen.”

Beziehe dich nur auf die Handlung der Person, ohne sie persönlich anzugreifen oder selbst in die Defensive zu gehen.

Stelle dir eine unordentliche Person vor und vergleiche folgende Aussagen: “Könntest du bitte alles an den richtigen Platz stellen, um etwas Ordnung zu schaffen” oder “Du bist ein Chaot, du lässt immer alles liegen und bist ein hoffnungsloser Fall”. Wenn du die Person angreifst, kannst du sie verletzen, was keine Lösung ist.

Verwende Verben, die es dir ermöglichen, eine emotionale Verbindung herzustellen

Emotionen sind ansteckend und Worte sind authentische Kanäle für positive Emotionen, die wir alle zur Verfügung haben. Warum nutzen wir sie nicht?

  • Das gefällt mir…
  • Ich glaube,…
  • Ich mag es, wie
  • Ich fühle, dass…

Ein ruhiger Ton, ein gutes Argument

Mit dem richtigen Ton kannst du verführen, beruhigen, Vertrauen anbieten und eine angemessene Nähe schaffen, um dein Argument vorzutragen. Ein Schrei hingegen erzeugt Wut, Misstrauen und Angst. Das ist weder konstruktiv noch respektvoll, deshalb musst du deine eigenen Emotionen im Griff haben und diesen Aspekt kontrollieren. Warme, entspannte, elegant formulierte und respektvolle Worte sind das Band, das uns mit den Menschen, die wir lieben, verbindet.

Wahre Kommunikation findet nicht durch Reden oder Schreien statt, Kommunikation beginnt immer mit dem Wissen, wie man von Herzen zuhört.

ein gutes Argument überzeugt

Allein durch das Schreien hören viele Menschen überhaupt nicht mehr zu. Sie merken, dass du die Kontrolle über die Situation verloren hast und die einzige Möglichkeit, dich zu behaupten, das Schreien ist. Dein Gesprächspartner beachtet dich nicht mehr und du verschwendest deine Energie, während du negative Gefühle verbreitest. Es gibt nichts Besseres als eine angemessene Lautstärke und ein gutes Argument, um ein angenehmes und erfolgreiches Gespräch zu führen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.