Er denkt ständig an Sex, sie hat keine Lust

Die individuellen sexuellen Bedürfnisse verändern sich im Laufe einer Beziehung, das ist ganz normal.
Er denkt ständig an Sex, sie hat keine Lust
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 28. Februar 2023

Viele Paare kennen diese Situation: Beide haben unterschiedliche Bedürfnisse, der Mann will ständig Sex, doch die Frau hat keine Lust. Kommt dir das bekannt vor? Gelassenheit und offene, ehrliche Gespräche sind in diesem Fall grundlegend, um eine Lösung zu finden, die für beide befriedigend ist. Anschließend findest du weitere Tipps, damit das sexuelle Verlangen in deiner Beziehung nicht zu einem ständigen Konfliktpunkt wird.

Kopfschmerzen als Ausrede

Eine typische Szene: Die Frau täuscht Kopfschmerzen vor, da sie keine Lust auf Sex hat. Es handelt sich um eine klassische Ausrede, die jedoch nicht unbedingt glaubwürdig ist, denn Studien haben sogar gezeigt, dass sexuelle Begegnungen Kopfschmerzen oder Migräne lindern können. Der Mann ist anfangs verständnisvoll und nimmt Rücksicht, doch schließlich fühlt er sich zurückgewiesen und abgelehnt. Irgendwann droht er seiner Frau, eine Sexpuppe zu kaufen oder fremdzugehen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen – denn auf Sex verzichten möchte er keinesfalls und das erotische Kopfkino reicht ihm nicht.

Die weibliche Sexualität ist komplex, dazu kommt, dass sich der Körper der Frau im Laufe ihres Lebens verändert: Schwangerschaft, Wechseljahre… Außerdem führen verschiedene Lebenssituationen dazu, dass oft andere Prioritäten den Alltag dominieren. Meistens führen mehrere Faktoren dazu, dass eine Frau keine Lust auf Sex hat. Folgende Schlüssel können helfen, Konflikte zu verhindern und eine für beide Partner befriedigende Lösung zu finden.

Paar mit sexuellen Problemen - keine Lust auf Sex

Er denkt ständig an Sex, sie hat keine Lust: Was tun?

Eine Studie unter der Leitung von Amy Muise (York University) verrät, dass die sexuelle Häufigkeit mit dem Wohlbefinden in einer Beziehung zusammenhängt, jedoch nicht mehr relevant ist, wenn die sexuelle Aktivität mehr als einmal pro Woche vorkommt. Mehr steigert also die Zufriedenheit nicht. Natürlich gibt es in diesem Zusammenhang keine Regeln, jedes Paar muss für sich entscheiden, wie es sich am wohlsten fühlt. Ein Problem entsteht erst dann, wenn beide Partner unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Müdigkeit, Stress und Sorgen verringern das sexuelle Verlangen, auch das konnte wissenschaftlich belegt werden. Doch ein Nein ist nicht die einzige Möglichkeit, es gibt Lösungen, die für beide Partner befriedigend sind.

1. Lasse dich nicht unter Druck setzen

Wenn du keine Lust auf Sex hast, solltest du dich nicht unter Druck setzen lassen, sondern den Gründen auf die Spur gehen. Sexuelle Aktivitäten sollten nicht zu einer Pflicht werden, sondern beiden Spaß machen. Wenn du die Situation nur erduldest, weil dein Partner unbedingt will, förderst du Frust und negative GefühleMit der Zeit könnte sich das negativ auf die Beziehung auswirken, denn natürlich spürt auch dein Partner, dass du nicht richtig bei der Sache bist.

Ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle wirken sich jedoch zusätzlich negativ auf die Libido aus. Einfühlungsvermögen und Verständnis sind in jeder Beziehung wichtige Säulen, auch in Sachen Sex. Es ist normal, dass sich die Bedürfnisse in einer Beziehung verändern und es nicht mehr täglich, sondern nur noch wöchentlich zu sexuellen Aktivitäten kommt. Wenn sich das Paar liebt, wird der Partner das verstehen.

Druck ist kontraproduktiv: Ein schlechtes Gewissen verdrängt die Lust auf Sinnlichkeit und Sex höchstens.

schwierige Paargespräche - Frau hat keine Lust
schwierige Paargespräche

2. Sprich mit deinem Partner

Sprich offen mit deinem Partner und erkläre ihm, dass dein Sexualtrieb nicht so stark ist, oder dass du Sorgen hast, erschöpft bist und deshalb einfach keine Lust auf Sex hast. Vielleicht liegt ein Missverständnis vor: Dein Partner glaubt, dass du ihn ablehnst, doch in Wahrheit möchtest du einfach weniger. Oder du durchläufst einfach eine Zeit, in der du andere Bedürfnisse hast. Wenn du nicht mit deinem Partner sprichst, weiß er nicht, was sich hinter deiner Lustlosigkeit versteckt.

Vielleicht hat dein Partner zum falschen Zeitpunkt Lust und ihr könnt die sexuelle Begegnung verschieben. Das Warten kann das Verlangen erhöhen und Sex zu einer spannenden Sache machen. Du solltest jedoch keine Versprechungen machen, die du danach nicht einhältst und deinen Partner nicht immer wieder vertrösten – das ist ihm gegenüber unfair und keine Lösung. Versucht, Missverständnisse oder Sorgen gemeinsam zu beseitigen, um so eure emotionale Bindung zu stärken, was sich auch im sexuellen Bereich positiv auswirkt.

3. Die stimmige Frequenz

Wichtig ist, eine Frequenz zu finden, die für beide stimmig ist. Beide Partner müssen lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, sollten sich jedoch für die Beziehung engagieren, anstatt in die Bequemlichkeit zu verfallen. Vielleicht könnt ihr euch auf weniger einigen… und zwischendurch hat der Mann zwei Hände, die er nutzen kann, um die Zeit bis zum nächsten Mal zu überbrücken.

Wenn die Situation entspannter ist und der Druck wegfällt, kannst du intime Momente vielleicht mehr genießen.

4. Finde andere Wege für eine tiefe Verbindung

Intimität und Sexualität sollen Spaß machen, der sexuelle Akt muss jedoch nicht immer im Mittelpunkt stehen. Vielleicht brauchst du einfach etwas Abwechslung, um deine Libido und deine Leidenschaft neu zu entfachen. Ein paar Ideen:

  • Schaffe intime Momente ohne Druck, in denen das Beisammensein im Mittelpunkt steht.
  • Gib deinem Partner eine Massage.
  • Nehmt euch Zeit für ein romantisches Abendessen in einem schönen Restaurant.
  • Praktiziert Petting: Küsse, Kuscheln und Zärtlichkeiten können dir helfen, deinen Partner neu zu entdecken.

Das Kuschelhormon Oxytocin stärkt die Bindung.

5. Setze dich mit deiner Lust auseinander

Wenn du selbst nicht weißt, was du willst und deine Bedürfnisse nicht kennst, kann auch dein Partner nicht wissen, was du willst. Nimm dir Zeit für dich, beschäftige dich mit deinem Körper. Nicht nur dein Partner, auch du selbst bist für deine Lust und dein Begehren verantwortlich. Sobald du dich selbst besser kennst, kannst du deinen Partner neu entdecken.

“Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: „Was will eine Frau eigentlich?”

Sigmund Freud

Frau hat keine Lust auf Sex

6. Paartherapie

Wenn sich zwei Personen lieben, heißt es: “Da stimmt die Chemie.” Ein erfülltes Sexleben hängt jedoch nicht nur von den Hormonen ab. Vielleicht läuft die Beziehung gerade nicht so gut oder die Lebensumstände sind dafür verantwortlich, dass andere Prioritäten dominieren. Wenn Liebe vorhanden ist, lohnt sich auf jeden Fall eine Paartherapie. Bei festgefahrenen Problemen und mangelnder Kommunikation kann euch ein Paartherapeut Werkzeuge zur Hand geben, um die Beziehung in allen Bereichen zu verbessern.

Wie bereits erwähnt, ist Einfühlungsvermögen grundlegend, auch in sexuellen Fragen. Versuche, deinen Partner zu verstehen, er hat andere Bedürfnisse und das ist ganz normal. Du solltest dir deshalb keine Schuldgefühle machen, allerdings auch nicht nur unter Druck oder aus einem Pflichtgefühl heraus handeln. Mit Respekt, Liebe, Empathie und Offenheit könnt ihr gemeinsam Wege finden, eine für beide befriedigende Beziehung zu führen.


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