Empathische Kommunikation: Vermeide diese 7 Fehler!
Die empathische Kommunikation erfüllt zwei grundlegende menschliche Bedürfnisse: gehört und verstanden zu werden. Damit fördern wir ein bereicherndes Miteinander und eine verständnisvollere Gesellschaft. Es lohnt sich, diese Kunst schon früh zu praktizieren: Kinder müssen lernen, mit ihren Worten richtig umzugehen und andere wertzuschätzen, anstatt destruktive Kritik auszuüben oder einfach wegzuhören.
Viele von uns halten sich für aufmerksame Zuhörer, obwohl unbewusste und automatische Mechanismen die empathische Kommunikation behindern. In unserem heutigen Artikel besprechen wir verschiedene Fehler, die du vermeiden solltest, um verständnisvolle Beziehungen zu deinen Mitmenschen aufbauen zu können.
“Wenn Leute reden, hör völlig zu. Die meisten Leute hören nie zu.”
Ernest Hemingway
Empathische Kommunikation: Vermeide diese Fehler!
Der österreichische Psychiater und Begründer der Individualpsychologie Alfred Adler erwähnte, dass wir die Fähigkeit entwickeln müssen, mit den Augen des anderen zu sehen, mit den Ohren des anderen zu hören und mit dem Herzen des anderen zu fühlen, um das Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Damit beschreibt er das Wesen der Empathie, doch in der Praxis ist es nicht immer einfach, diese Gleichung zu erreichen.
Wir bringen unsere Werturteile in Gespräche ein, beurteilen Gefühle und geben gut gemeinte Ratschläge, die mehr schaden als nutzen. Empathie bedeutet nicht, jemanden zu “retten” oder Lösungen aufzuzwingen. Einfühlungsvermögen äußert sich durch Respekt und die Bereitschaft, die Gefühle und Gedanken einer anderen Person zu verstehen.
Forschungen der Louisiana State University zeigen, dass aktives und empathisches Zuhören eine wertvolle soziale Fähigkeit ist, die wir alle entwickeln sollten. Wir sehen uns deshalb nachfolgend an, welche Fehler die empathische Kommunikation behindern.
1. Das Verdrängen von Erfahrungen
“Beruhige dich, mach dir nicht so viele Sorgen, es wird vorbeigehen.” Ist es falsch, eine besorgte Person zu beruhigen? Wenn du damit versuchst, das Unbehagen zu verdrängen, störst du die empathische Kommunikation. Das klassische “ist doch nicht so schlimm” untergräbt den Wert und die Intensität der Gefühle. Stattdessen solltest du versuchen, die leidende Person zu verstehen und mit ihrem Herzen zu fühlen.
2. Störende Fragen
“Warum fühlst du dich so? Warum ist dir das passiert?” Die empathische Kommunikation ist kein KGB-Verhör. Durch störende Fragen fühlt sich die Person eingeengt. Vergiss nicht, dass sie Verständnis braucht. Höre der besorgten Person aufmerksam zu, ohne ihre Erfahrungen kontinuierlich infrage zu stellen und ständig zu unterbrechen.
Empathische Zuhörer sind wie ein Spiegel: Wenn sich die besorgte Person darin erkennt, fühlt sie sich bestätigt und verstanden.
3. Gut gemeinte Ratschläge
Wir haben kein Recht, andere zu indoktrinieren oder unaufgeforderte Ratschläge zu geben, auch wenn sie gut gemeint sind. Empathische Kommunikation verlangt Verständnis, doch es geht nicht darum, anderen die eigene Meinung aufzuzwingen.
4. Erfahrungen anderer aus der eigenen Perspektive analysieren
Wenn du versuchst, das Problem oder das Leid der anderen Person durch deine eigenen Erfahrungen zu analysieren, kannst du ihr nicht helfen. Konzentriere dich auf das Zuhören, anstatt Sherlock Holmes zu spielen.
5. Themawechsel, eine schmerzhafte Form der Entwertung
Manche haben die Angewohnheit, sofort das Thema zu wechseln, wenn es um Schwierigkeiten oder Gefühle geht. Sie versuchen, die gequälte Person abzulenken und über oberflächliche, heitere Angelegenheiten zu sprechen. Dies ist eine Form der emotionalen Entwertung: Sie lassen die Gefühle der anderen Person nicht zu und laden sie indirekt zur Verdrängung ein.
6. Der einfühlsame Hochstapler
“Wirklich? Oh, es tut mir so leid, wie schrecklich, so etwas zu sagen.” Manche Menschen sind gekonnte Schauspieler, die uns Verständnis vormachen, in Wahrheit jedoch kein Einfühlungsvermögen haben. Es handelt sich um falsche Höflichkeit, um das Erfülle einer gesellschaftlichen Norm, jedoch keinesfalls um eine empathische Kommunikation.
7. Gesprächsabbruch
Manche Ausdrücke führen zum Abbruch des Gesprächs und zur emotionalen Blockade. Wir nehmen damit der anderen Person die Möglichkeit, sich auszudrücken und durch die offene Kommunikation zu befreien. Gleichzeitig deuten wir an, dass ihre Probleme und Sorgen nicht so wichtig sind.
Das Wissen, wie man durch empathisches Zuhören kommuniziert, gibt uns psychologischen Sauerstoff. Wenn wir diese Kompetenz nicht effektiv einsetzen, kommt es zu Unstimmigkeiten und Unbehagen.
Fazit
Wir begehen die beschriebenen Fehler oft unbewusst, es sind Automatismen, die wir in der Kommunikation einsetzen. Doch es lohnt sich, diese Gewohnheiten zu überprüfen und aktives, bewusstes und respektvolles Zuhören zu üben. Vorurteile, Bewertungen oder die Geringschätzung der Gefühle anderer haben darin keinen Platz. Wir müssen die Lautstärke des Egos zurückdrehen und uns auf einen ehrlichen Dialog konzentrieren, um die Gefühls- und Gedankenwelt unserer Gesprächspartner zu entdecken und ein gesundes Miteinander zu fördern.
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