Emotionale Erschöpfung: Wenn dir jemand die letzte Kraft raubt
Emotionale Erschöpfung äußert sich durch Frustration und schlechte Laune. Dieser Zustand entsteht nicht immer durch Dauerbelastung oder die hohen Erwartungen unserer schnelllebigen Gesellschaft. Es gibt Menschen, die dir die letzte Kraft rauben und deine emotionalen Reserven aufbrauchen.
Der Wissenschaftler Matthew D. Lieberman¹, Direktor des Cognitive Neuroscience Laboratory an der University of California, erklärt, dass unsere Gehirne so verdrahtet sind, dass wir soziale und emotionale Beziehungen benötigen. Wenn diese scheitern, schmerzhaft oder mangelhaft sind, leidet unser Gehirn.
Harmonische Beziehungen sind sehr befriedigend und fördern nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unsere Gesundheit, verbringen wir jedoch Zeit mit Menschen, die Stress und Unbehagen auslösen, führt dies zur Überlastung unserer neurologischen Verdrahtung.
Menschen, die uns die letzte Kraft rauben, belasten unsere kognitiven Ressourcen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Reflexion). Es können jedoch Personen sein, die wir lieben – und trotzdem lassen sie uns ohne Energie zurück. Erfahre anschließend, was du in diesem Fall tun kannst, um deine psychische Gesundheit zu schützen.
Manche Beziehungen sind sehr kraftraubend, auch wenn es sich um geliebte Menschen handelt.
Wenn dir jemand die letzte Kraft raubt: Werde aktiv!
Es gibt Zeiten, in denen wir mehr Aufmerksamkeit, Unterstützung und gute Zuhörer benötigen. Das ist ganz normal, doch es gibt auch Menschen, die kontinuierlich negativ eingestellt sind, ständig jammern und klagen und ewige Monologe führen. Diese Situation ist sehr energieraubend und lässt dich oft selbst schlechter Stimmung und erschöpft zurück.
Dieter Zapf von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt erinnert daran, dass wir uns um die Qualität unserer sozialen Bindungen pflegen müssen, um unser psychisches Wohlbefinden zu wahren. Wenn es zu einem Beziehungs-Burnout kommt, fühlen wir uns erschöpft, ausgelaugt und ohne jede Energie. Doch was tun, wenn du eine stressige, anspruchsvolle und anstrengende Person in deiner Familie oder in deinem Freundeskreis hast?
Jene Personen, die wir als “Energievampire” bezeichnen, sind in der Regel Menschen mit emotionalen und Persönlichkeitsstörungen.
1. Personen mit psychischen Problemen
Energiediebe haben oft psychische Probleme. Vielleicht leidet die Person, die dir deine letzte Kraft raubt, an einer Angststörung oder an einer nicht diagnostizierten Depression. Bevor du die Beziehung loslässt und dich distanzierst, versuche herauszufinden, welche Ursachen sich hinter ihrem Verhalten verbergen. Vielleicht benötigt diese Person gerade deine Unterstützung.
Sollten tatsächlich psychische Probleme vorliegen, versuche ihr zu erklären, dass professionelle Hilfe sehr effektiv ist. Wir alle können schwierige Zeiten erleben und sind froh, wenn wir in diesen Augenblicken eine helfende Person an der Seite haben.
2. Alternativen und Ermutigung zu emotionaler Verantwortung
Energieraubende Menschen haben meistens hohe Ansprüche. Sie erwarten sich, dass du rund um die Uhr zur Verfügung stehst, um ihre Probleme zu lösen. Sie sind nicht in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen und laden ihre Frustration an dir ab. Es ist jedoch nicht deine Aufgabe, die Probleme anderer zu lösen. Du kannst der Person den Rat geben, dass sie lernen muss, Selbstverantwortung zu übernehmen, um ihre Situation zu verbessern: “Beweise dir selbst, dass du fähig bist, deine Probleme zu lösen. Du bist klug und kannst das.”
3. Schütze dein Selbstwertgefühl und verteidige deine Grenzen
Du darfst nein sagen: Es ist in Ordnung, wenn du nicht immer Lust oder Zeit hast, um dich mit der Person zu beschäftigen, die dir deine letzte Kraft raubt. Das Setzen von Grenzen dient dem Selbstschutz und ist gleichzeitig ein Feedback, mit dem du dieser Person deutlich machst, dass sie deine Wünsche und Entscheidungen respektieren muss. Wenn sie sich nicht daran hält und die von dir gesetzten Grenzen überschreitet, handelt es sich um eine ungesunde Beziehung.
Wenn du aufhören willst, von anderen emotional bedrängt zu werden, musst du Grenzen setzen.
4. Sichere Räume
Wir alle brauchen sichere Räume, in die wir uns zurückziehen können, und zwar sowohl auf physischer als auch auf mentaler Ebene. Das bedeutet, dass wir psychologische Strategien entwickeln müssen, um uns vor Stress und Negativität zu schützen. Du musst mentale Barrikaden errichten, damit dir nicht deine letzte Kraft geraubt werden kann.
Ekpathie (sich emotional aus einer Sache heraushalten – das Gegenteil von Empathie) kann in diesen Situationen nützlich sein. Zusätzlich ist es empfehlenswert, einen physischen Rückzugsraum zu haben, in dem du neue Energie tanken und Zeit mit dir selbst verbringen kannst.
Auch interessant: Energiedieb oder Hoffnungsbringer: Was bist du?
5. Verbringe Zeit mit Menschen, die dich inspirieren
Um Ausgleich zu finden und nicht selbst zum Energiedieb zu werden, solltest du dich von inspirierenden Menschen umgeben. Du kannst so neue Kraft tanken, dich entfalten und dein Wohlbefinden fördern. Denke daran, dass du andere nur unterstützen kannst, wenn es dir selbst emotional gut geht.
In manchen Fällen gibt es keine andere Lösung, als auf Distanz zu gehen, um die eigene mentale Gesundheit nicht zu gefährden. Wenn eine Person mit ihren (psychischen) Problemen nicht zurechtkommt, ist es am besten, sie dazu anzuregen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
▶ Lese-Tipp
- Social: Why our brains are wired to connect, Matthew D. Lieberman, Oxford University Press 2015
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Herrando, C., & Constantinides, E. (2021). Emotional contagion: A brief overview and future directions. Frontiers in Psychology, 12, 712606. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2021.712606/full
- Lieberman, D. M. (2013).
- Nitschke, J. P., & Bartz, J. A. (2023). The association between acute stress & empathy: A systematic literature review. Neuroscience and Biobehavioral Reviews, 144(105003), 105003. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763422004924
- Spinhoven, P., van Hemert, A. M., & Penninx, B. W. (2018). Repetitive negative thinking as a predictor of depression and anxiety: A longitudinal cohort study. Journal of Affective Disorders, 241, 216-225. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30138805/