Emophilie: Zu schnell verliebt - Was du tun kannst

Manche Personen verlieben sich in Lichtgeschwindigkeit, sind jedoch ebenso schnell wieder enttäuscht. Folgende Strategien helfen dir, Schmerz und Leid zu verhindern, die durch voreilige Liebe entstehen.
Emophilie: Zu schnell verliebt - Was du tun kannst
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. Oktober 2023

Manche Personen verlieben sich auf den ersten Blick, obwohl sie die andere Person noch gar nicht kennen. Doch wer sich zu schnell verliebt, erlebt viele Enttäuschungen. Experten sprechen in diesem Fall von Emophilie, was so viel wie Strohfeuerliebe bedeutet. Diese emotionale Promiskuität kann süchtig machen, denn beim Verliebtsein schüttet der Körper Glückshormone aus, die uns die Welt aus einer andere Perspektive betrachten lassen.

Betroffene fokussieren sich stark auf ihre neue Liebe, sie können nicht mehr klar denken und vernachlässigen zum Teil alltägliche Aufgaben oder Verpflichtungen. Sobald der Rausch der Gefühle vorbei ist, bleiben sie enttäuscht zurück und sehnen sich danach, den Glückszustand des Verliebtseins erneut zu erleben.

“Niemand kommt lebend aus dem Liebeskummer heraus. Das Gehirn leidet unbeschreiblich.

Helen Fisher¹

Emophilie: Was du tun kannst, um dich nicht so schnell zu verlieben

Ein in der Zeitschrift Personality and Individual Differences veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass Personen mit Emophilie häufig an einer ängstlichen Bindung leiden, die zur Abhängigkeit führt. Sie haben oft ein schwaches Selbstwertgefühl. Des Weiteren ist nicht selten eine Tendenz zur Depression zu beobachten, die sie durch den Rausch der Gefühle, den sie beim Verliebtsein erleben, zu betäuben versuchen.

Wenn du dich zu schnell verliebst und daran leidest, da deine Beziehungen mit Enttäuschungen enden, können dir folgende Tipps helfen.

1. Verstehe die Ursachen

Zunächst lohnt es sich, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Bindungsangst bildet fast immer die Grundlage für das dringende Bedürfnis, sich an jemanden zu binden. Die Angst vor Einsamkeit, eine Tendenz zur Idealisierung und ein geringes Selbstwertgefühl sind in der Regel die Auslöser, die diese emotionale Verletzlichkeit entfachen.

Personen mit Emophilie stürzen sich nach einem Beziehungsende sehr schnell wieder in ein neues Abenteuer. Sie lassen sich keine Zeit zur Reflexion, da sie den Schmerz der Leere nicht ertragen. 

2. Entwickle emotionale Unabhängigkeit

Oft verbergen sich hinter blinder und impulsiver Liebe Ängste und emotionale Unreife. Betroffene haben das Bedürfnis, andere zu idealisieren, um ihre eigenen Schwächen zu verbergen. Sie brauchen jemanden, der sie beschützt und bestätigt, doch auf die Dauer führen diese abhängigen Bindungen zur Enttäuschung.

Du musst emotionale Unabhängigkeit erreichen:

  • Akzeptiere und verarbeite schwierige Emotionen wie Traurigkeit, Angst und Furcht vor Einsamkeit. Gehe ihnen auf den Grund und lerne, damit besser umzugehen.
  • Übernimm persönliche Verantwortung: Du bist für deine Emotionen und dein Verhalten verantwortlich. Erkenne, dass dein Glück nicht von anderen abhängt, sondern in dir selbst entstehen muss. Lerne, deine Unsicherheit zu überwinden und selbst die Kontrolle über dein Leben zu übernehmen.
  • Durch Innenschau kannst du deine Selbsterkenntnis fördern. Was fühlst du? Warum reagierst du so impulsiv? Was empfindest du, wenn du dich verliebst? Was verbirgst du hinter diesem Verhalten?
  • Entwickle deine emotionale Widerstandsfähigkeit. Eine in Frontiers in Psychology veröffentlichte Studie unterstreicht die Nützlichkeit der Resilienz, mit der du deine emotionale Intelligenz steigern kannst. Du musst lernen, dich von Widrigkeiten und emotionalen Herausforderungen zu erholen, um Unabhängigkeit zu gewinnen.

3. Vermeide die Idealisierung

Wenn du dich zu schnell verliebst, musst du damit aufhören, andere zu idealisieren, ohne sie zu kennen. Sobald du feststellst, dass diese Person nicht deinen Erwartungen entspricht, endet das Verliebtsein und es folgen Leid und Enttäuschung. Ein Artikel der Zeitschrift Personality and Individual Differences erinnert daran, dass Emophilie das Risiko erhöht, sich in eine Person mit dunklen Persönlichkeitsmerkmalen (Machiavellismus, Narzissmus, Psychopathie) zu verlieben.

Um dies zu verhindern, solltest du an deiner eigenen Persönlichkeit arbeiten:

  • Erkenne, dass du in deinen sexuell-affektiven Beziehungen zur Idealisierung neigst.
  • Beobachte dein Gegenüber und höre ihm zu, ohne seine Vorzüge zu übertreiben.
  • Schränke deine Erwartungen ein und versuche, die Person allmählich kennenzulernen.
  • Überprüfe deine Überzeugungen über die romantische Liebe und baue Vorurteile ab.
  • Denke daran, dass niemand perfekt ist: Alle Menschen haben Schwächen, die es zu entdecken gilt.
  • Wenn du jemanden kennenlernst, der dir gefällt, stelle diese Person deinen Freunden vor. Sie werden dir helfen, eine objektivere Perspektive zu gewinnen.

4. Stärke dein Selbstwertgefühl

Das Selbstwertgefühl ist der psychologische Muskel, der es dir ermöglicht, Grenzen zu setzen. Wenn du es stärkst, musst du dich nicht mehr verlieben, um Leere und Einsamkeit zurückzulassen. Eine Studie in Current Psychology veröffentlichte Studie macht deutlich, dass sich ein geringes Selbstwertgefühl negativ auf die Zufriedenheit in Beziehungen auswirkt.

So kannst du dein Selbstwertgefühl stärken:

  • Hinterfrage negative Gedanken: Achte auf deine negativen und selbstkritischen Gedankenmuster und arbeite daran, sie zu verändern. Stelle sie infrage und ersetze sie durch realistischere und positivere Ansätze.
  • Praktiziere Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit, dich um dich selbst zu kümmern, sowohl körperlich als auch seelisch. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport, ausreichend Ruhe und Stressbewältigung.
  • Kultiviere Selbstakzeptanz: Lerne, dich so zu akzeptieren, wie du bist, mit all deinen Stärken und Schwächen. Erkenne dein Potenzial und erinnere dich jeden Tag daran, dass du niemanden an deiner Seite brauchst, der dich an deinen Wert erinnert.
  • Fördere deine Stärken und Talente: Du hast sicher viele Fähigkeiten, die es noch zu entdecken gilt. Erkenne sie und entwickle sie, denn auch damit kannst du dein Selbstvertrauen verbessern.
  • Formuliere deine emotionalen Ziele neu: Um zu vermeiden, dass du dich so schnell verliebst, ist es hilfreich, dir andere emotionale Ziele zu setzen. Denke daran, dass du auch ohne einen Partner glücklich sein kannst. Analysiere deine Überzeugungen über Beziehungen und lege dir gesündere Vorstellungen zurecht.

5. Genieße andere Prioritäten

Liebe ist magisch und überwältigend; das kann niemand bestreiten. Du solltest dich jedoch nicht nur auf das Verliebtsein konzentrieren, sondern auch andere Lebensbereiche genießen. Setze dir Ziele und Prioritäten: Besuche Kurse, entdecke neue Länder oder widme dich deinen Hobbys. Stärke deine emotionale Unabhängigkeit, alles andere kommt von selbst. 

6. Sei dir darüber bewusst, wen du an deiner Seite möchtest

Nimm dir Zeit, um deine Enttäuschungen zu verarbeiten und darüber nachzudenken, was du dir in einer Beziehung erwartets. Wie soll die Person sein, die du gerne an deiner Seite möchtest? Was ist in einer Beziehung tatsächlich wichtig für dich? Du brauchst einen Leitfaden, an den du dich halten kannst, bevor du ein neues Abenteuer überstürzt. 

Überstürze nichts, nimm dir Zeit

Personen mit Emophilie reagieren impulsiv auf ihre emotionalen Bedürfnisse. Du musst an dir arbeiten, um dir weitere Enttäuschungen zu ersparen. Lerne zuerst, mit dir selbst zurechtzukommen und emotionale Unabhängigkeit zu erreichen. Erst, wenn du das schaffst, kannst du eine gesunde Beziehung aufbauen. Vielleicht benötigst du psychologische Unterstützung auf deinem Weg. Doch es lohnt sich, denn langsame Liebe ist sehr bereichernd.

▶ Lese-Tipp

  1. Warum wir lieben… und wie wir besser lieben können, Helen Fisher, Knaur 2007

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