Eltern-Burnout: Erschöpfung und Dauerstress
Schlafstörungen, Müdigkeit, veränderter Appetit, geringere Produktivität bei der Arbeit, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit… viele Eltern glauben, ihre Aufgaben nicht gut genug zu erfüllen und sind mit ihren vielgestaltigen Verpflichtungen überfordert. Das Eltern-Burnout ist keine Seltenheit, kann jedoch physische und psychische Konsequenzen nach sich ziehen.
Wir alle wissen, dass die Kindererziehung nicht einfach ist. Müdigkeit ist dabei ein treuer Begleiter, an den sich die meisten Eltern irgendwann gewöhnen. Doch wenn die Erschöpfung zu Mutlosigkeit führt und die Gesundheit oder auch die Beziehung zu deinem Kind beeinflusst, musst du unbedingt etwas unternehmen.
Im allgemeinen Krisenkontext sind die Herausforderungen noch größer. Telearbeit ist unter anderem ein zusätzlicher Stressfaktor, mit dem viele nicht richtig umzugehen wissen. Angst, Überforderung, Frustration… Die mit der Kindererziehung verbundene Müdigkeit ist eine komplexe Realität, die sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient.
Eltern-Burnout: Was ist das?
Viele Eltern setzen sich selbst zu sehr unter Druck, denn sie möchten perfekt sein und vielseitige, intelligente, selbstbewusste und erfolgreiche Kinder großziehen. Sie sollen schließlich auf die komplexe Zukunft, die sie erwartet, vorbereitet sein.
Viele Mütter sind durch Beruf, Kindererziehung und Haushalt mehrfach belastet und auch Väter haben meist vielfältige Verpflichtungen. Dennoch bleibt der Anspruch, perfekte Eltern zu sein. Dazu kommt die Belastung einer unsicheren Zeit, die viele Veränderungen mit sich bringt. Telearbeit, Beengtheit, Hausarbeit, Hausaufgaben… das Eltern-Burnout ist in dieser Situation vorprogrammiert.
Ein Forscherteam des Department of Psychology, UCLouvain (Belgien) hat in einer Studie die Häufigkeit dieses Phänomens aufgezeigt. Erschöpfte Eltern, die sich mit der Kindererziehung überfordert fühlen, sind immer häufiger anzutreffen. Wir müssen diese Realität verstehen.
Eltern-Burnout: Merkmale und Symptome
Das Eltern-Burnout ist ein dreidimensionales Syndrom, das durch die folgenden Merkmale definiert wird:
Körperliche und emotionale Erschöpfung
Eltern widmen der Betreuung ihrer Kinder viel Zeit, Willenskraft, Geduld und Schlaf. Damit geht auch eine körperliche Anstrengung einher, denn Kinder erfordern viel Energie und Aufmerksamkeit. Eltern müssen wissen, wie sie mit ihren emotionalen Ressourcen umgehen können, Probleme lösen und unvorhergesehene Bedürfnisse berücksichtigen.
Hinzu kommen Probleme am Arbeitsplatz, mangelnde Erholung, die Unmöglichkeit, Zeit für sich selbst zu haben… In dieser Situation ist es ganz normal, dass es ihnen an Kräften mangelt und sie sich überlastet fühlen.
Gefühl der Inkompetenz
Das Eltern-Burnout gibt Eltern oft das Gefühl, nicht alle Bedürfnisse ihrer Kinder erfüllen zu können. Deshalb haben sie Schuldgefühle. Sie haben nicht genug Zeit für ihre Kinder, können ihnen nicht ausreichend Aufmerksamkeit schenken oder verlieren schnell die Geduld.
Emotionale Loslösung vom Kind
Wenn Müttern oder Vätern die Ressourcen fehlen, um die täglichen Herausforderungen der Erziehung zu bewältigen, setzen Stress und Angst ein. Das Gefühl der Erschöpfung kann die Beziehung zum Kind so weit verschlechtern, dass aufgrund der Überlastung eine emotionale Distanzierung erfolgt.
Das Eltern-Burnout kann problematischer sein als berufliche Überlastung
Dr. Isabelle Roskam aus dem Forschungsteam der erwähnten Studie der Universität Löwen, weist auf einen wichtigen Punkt hin. Das Eltern-Burnout kann Folgen haben, die noch schockierender sind als die eines beruflichen Burnouts.
In der Erziehung und Betreuung des eigenen Kindes gibt es kein Entrinnen und kein Ausruhen. Wenn jemand bei der Arbeit Stress, Schikanen oder Ängste erlebt, ist es normalerweise eine Erleichterung, nach Hause zu kommen und einen Ort der Ruhe zu finden. Der telearbeitende Elternteil hat jedoch keine Zeit und keinen Raum, in dem er zur Ruhe kommen kann. Die daraus resultierende mentale Überlastung ist sehr intensiv.
In den schwersten Fällen kann es sogar zu einem vernachlässigenden Verhalten gegenüber den Kindern oder zu ständigen Fluchtgedanken und dem Wunsch, alles aufzugeben, führen (Mikolajczak, Gross, & Roskam, 2019). Damit baut sich allmählich ein Gefängnis auf, das zu einer Angststörung oder Depression führen kann.
Was tun, um die Belastung zu verringern?
Das Gefühl, ausgebrannt zu sein und in der Elternschaft an die Grenzen zu stoßen, hat verschiedene Ursachen. Folgende Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle:
- Alleinerziehend
- Finanzielle und berufliche Probleme
- Beziehungsprobleme
- Mögliche chronische Krankheiten oder Behinderungen des Kindes
- Verhaltensauffälligkeiten der Kinder
- Geringe emotionale Fähigkeiten
- Hoher elterlicher Perfektionismus
Oft sieht man Eltern, die ihre Karriere, ihre Hobbys und ihre Freundschaften für die Idee geopfert haben, die besten Eltern der Welt zu sein. Und das erzeugt auf Dauer ein hohes Maß an Frustration und sogar Leid, denn sie fühlen sich nicht erfüllt. All dies kann zu einer gewissen Distanz zum Kind führen.
Eltern-Burnout hat nichts mit der Liebe oder der Beziehung der Eltern zu ihren Kindern zu tun. Es hängt mit der Überlastung zusammen, die durch die verschiedenen Verpflichtungen und Aufgaben entsteht. Und auch mit dem Druck, in allem perfekt zu sein. Du musst unbedingt lernen, Prioritäten zu setzen. Das emotionale Wohlbefinden steht an erster Stelle, und zwar auch dein eigenes, nicht nur das deiner Kinder.
Die Ermutigung und Förderung einer qualitativ hochwertigen Familienzeit ohne Technologie, die Suche nach Freiräumen im Alltag, gemeinsame Auszeit oder Aktivitäten, die du allein durchführst, wirken sich positiv auf das psychologische Gleichgewicht und das Wohlbefinden jedes Familienmitglieds aus.