Ein Blick auf das sexuelle Verlangen bei Männern
Ein Blick auf das sexuelle Verlangen bei Männern ermöglicht es uns, die vielschichtige Natur und die zugrunde liegenden Mechanismen dieses faszinierenden Aspekts der menschlichen Psyche zu verstehen. Die männliche Libido wird jedoch auch von biologischen und sozialen Einflüssen bestimmt. Sie prägt nicht nur die intimen Beziehungen, sondern kann auch tiefgreifende Auswirkungen auf das Selbstbild, die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Mannes haben.
Das sexuelle Verlangen ist ein komplexes biologisches und psychologisches Phänomen, das den Wunsch und die Motivation eines Mannes beschreibt, sexuelle Aktivitäten zu initiieren. Es bezieht sich auf die körperliche und emotionale Anziehungskraft gegenüber anderen Personen sowie auf das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, Intimität und sexueller Befriedigung.
Das sexuelle Verlangen ist individuell verschieden, deshalb kann keine “normale” oder “richtige” Intensität oder Frequenz festgelegt werden. Im Jugendalter ist es besonders stark, da die Hormonproduktion, insbesondere von Testosteron, auf ihrem Höhepunkt ist. Mit zunehmendem Alter nimmt der Testosteronspiegel ab und damit in der Regel auch die Libido.
Es ist jedoch wichtig, dass Männer ein gesundes Verhältnis zu ihrem sexuellen Verlangen entwickeln und sich bewusst sind, wie es ihr Leben und ihre Beziehungen beeinflusst. Bei Bedarf können sie professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um Fragen oder Bedenken anzusprechen und zu bearbeiten.
Das sexuelle Verlangen: Die wichtigsten Faktoren
Wir skizzieren nachfolgend die wichtigsten Faktoren, die das sexuelle Verlangen eines Mannes bestimmen, und zwar biologische, psychologische und soziale Aspekte (Nimbi et al., 2020):
Biologische Faktoren
Androgene wie Testosteron spielen eine zentrale Rolle im sexuellen Verhalten von Männern. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ein angemessenes Maß an Androgenen notwendig ist, um sexuelles Verlangen zu erleben. Dieses Hormon steigert das Interesse an unverbindlichem Sex und wechselnden Sexualpartnern. Interessanterweise senkt sich nach dem Geschlechtsverkehr in der Regel der Testosteronspiegel im Blut, während das empfundene Verlangen davon unberührt bleibt (Puts et al., 2015).
Sexualhormone werden von Drüsen in den Blutkreislauf freigesetzt und gelangen so zum Gehirn, wo sie bestimmte Bereiche der Hirnrinde sensibilisieren und sie empfänglicher für sexuelle Reize und Gedanken machen.
Psychologische Faktoren
Psychologische Faktoren spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Während die Stimmung das sexuelle Verlangen fördern oder hemmen können, sind die Ergebnisse von Studien zu diesem Thema oft widersprüchlich. Einige Forschungen legen nahe, dass ein geringeres sexuelles Verlangen mit einem Mangel an positiven Gefühlen bezüglich der Sexualität zusammenhängt, weniger jedoch mit dem Vorhandensein negativer Emotionen (Nimbi et al., 2018; Nimbi et al., 2019).
Depressionen und Angstzustände sind ebenfalls mit einem verringerten sexuellen Verlangen verbunden. Eine Studie mit 919 Männern ergab beispielsweise, dass 9 % der Männer mit erhöhten Depressionswerten über eine Zunahme des sexuellen Interesses berichteten, während 42 % eine Abnahme der Libido verzeichneten (Bancroft et al., 2003). Ähnlich berichteten 21 % der Männer mit erheblichen Angstzuständen über eine Zunahme des sexuellen Verlangens, während 28 % über eine Abnahme berichteten.
Frühere Erfahrungen
Frühere positive oder negative sexuelle Erfahrungen haben direkte Auswirkungen auf das sexuelle Interesse und Verhalten. Sexuelle Probleme können sich negativ auf die Libido und die sexuelle Funktion auswirken. Zum Beispiel gehen Erektionsstörungen und die vorzeitige Ejakulation oft mit einem geringeren sexuellen Verlangen bei Männern einher (Carvalheira, 2014).
Was die sexuelle Reaktion betrifft, so zeigt sich in der Regel ein Anstieg des Verlangens während jeder sexuellen Erfahrung, sei es Masturbation oder Geschlechtsverkehr, bis zum Orgasmus. Dies scheint die Qualität und Zufriedenheit der Orgasmusphase vorherzusagen (Paterson et al., 2014).
Beziehungsfaktoren
Eine Studie von Murray et al. (2017) über Männer in Langzeitbeziehungen ergab, dass unabhängig vom Alter oder der Dauer der Beziehung Faktoren wie “das Gefühl, erwünscht zu sein”, “aufregende und unerwartete sexuelle Begegnungen” und “intime Kommunikation” das sexuelle Verlangen auslösen können. Im Gegensatz dazu wurden “Ablehnung”, “körperliche und negative Beschwerden”, “gesundheitliche Merkmale” und “fehlende emotionale Bindung zum Partner” als Hauptfaktoren identifiziert, die das sexuelle Verlangen hemmen.
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Kulturelle Faktoren
Sozialer Druck und die Erwartungen an die männliche Rolle wurden als Risikofaktoren für das Ausmaß des sexuellen Verlangens identifiziert. Die Stigmatisierung einer verminderten männlichen Libido wurde ebenfalls als negativer Einfluss auf die sexuelle Zufriedenheit beschrieben (McCarthy, 2009).
Viele kulturelle Stereotypen oder Mythen können die Libido beeinflussen. Das Klischee, dass Männer den ganzen Tag an Sex denken, kann dazu führen, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen, diesem Standard gerecht zu werden, um nicht als minderwertig betrachtet zu werden, wenn sie es nicht erfüllen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das sexuelle Verlangen von Männern von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Diese Wünsche motivieren Männer zu sexueller Intimität, wobei die emotionale Bindung oft nicht im Vordergrund steht. Für viele Männer ist das sexuelle Verlangen und seine Befriedigung ein Weg, um solche Intimität zu schaffen, und nicht nur eine Folge davon.
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