Durch Schuldgefühle an die Familie gebunden

Kinder, die in dysfunktionalen Familien aufwachsen, entwickeln häufig tiefgehende Schuldgefühle, die sie in ihrer persönlichen Entwicklung zurückhalten und großes Leid verursachen.
Durch Schuldgefühle an die Familie gebunden
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 05. März 2023

Eine der paradoxen Auswirkungen dysfunktionaler Familien ist, dass sie ihre Mitglieder durch Schuldgefühle binden. Paradox deshalb, da sich die Person, deren Wohlbefinden gefährdet ist, zurückziehen sollte, auch wenn es sich um die Familie handelt. Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Bindung ist stark und hält die Person gefangen.

Die Betroffenen sind sich in der Regel nicht bewusst, dass sie nur durch Schuldgefühle an die Familie gebunden sind, auch nicht, dass sie dadurch ihren Individuationsprozess nie vollständig abschließen können. Die Familie behindert die persönliche Entwicklung – eine komplexe Situation, die nur schwer zu bewältigen ist.

“Schuld ist eines der negativsten Gefühle, die ein Mensch haben kann, und gleichzeitig eines der am häufigsten genutzten Mittel, um andere zu manipulieren.”

Bernardo Stamateas

Frau ist durch Schuldgefühle an die Familie gebunden
Ständige Schuldgefühle wirken sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus. 

Dysfunktionale Familien

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Familien dysfunktionale Muster aufweisen, doch nur wenn schädliche Beziehungen entstehen, spricht man von dysfunktionalen Familien. Das familiäre Gefüge wird in diesen Fällen von Angst, Wut und seelischem Leid geprägt. Oft kommt es zu Misshandlungen und verbaler oder körperlicher Gewalt, in anderen Fällen zur extremen Überbehütung der Kinder. In beiden Fällen werden die Kinder häufig erpresst oder bedroht.

Die Eltern beschuldigen oft ihre Kinder und verfallen selbst der Viktimisierung. Machtspiele und Abhängigkeit dominieren die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Das Wohl der Kinder ist in dysfunktionalen Familien in besonderem Maße gefährdet. 

Durch Schuldgefühle an die Familie gebunden

In dysfunktionalen Familien kommt es häufig zu schmerzhaften oder dramatischen Situationen: Schläge, Beleidigungen, Demütigungen und emotionale Erpressung beschreiben das Spektrum der Erfahrungen. Kinder entwickeln in diesen Situationen meistens das Gefühl, wertlos oder schlecht zu sein.

Schaffen sie es, sich bis zu einem gewissen Grad zu lösen und erfolgreich zu sein, haben sie oft Schuldgefühle und sehen ihren eigenen Erfolg als Verrat ihren Geschwistern gegenüber, die es nicht geschafft haben. Oder sie bemitleiden ihre Eltern und fühlen sich schuldig, weil sie ihre Situation nicht ändern können. Viele haben auch das Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben und sabotieren sich selbst. 

Frau ist durch Schuldgefühle an die Familie gebunden
Schuldgefühle gegenüber der Familie können die persönliche Entwicklung behindern.

Die Struktur aufbrechen

Die dysfunktionale Familie prägt eine Struktur von Beziehungen, Rollen, Überzeugungen und Werten. Es geht also nicht so sehr darum, mit der Familie zu brechen, sondern mit der Struktur. Dazu gehört natürlich auch, sich zu distanzieren und eigene Wege zu gehen. Die Schuldgefühle halten viele zurück, deshalb ist es wichtig, daran zu arbeiten. Eine Psychotherapie kann nötig sein, um mit dieser schwierigen Situation umgehen zu können. Es handelt sich um einen komplexen Prozess, der große Anstrengungen erfordert.


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