Drogenkonsum und Selbstwertgefühl: die Theorie der Selbstabwertung
Die Psychologie hat zahlreiche Aspekte des Drogenkonsums erforscht und verschiedene Theorien und Erklärungsmodelle entwickelt. Viele davon erklären dieses Phänomen durch die interne und externe Konditionierung. Doch welche Rolle spielt das Selbstwertgefühl beim Drogenkonsum?
Eine Bevölkerungsumfrage berichtet, dass in Deutschland im Jahr 2018 rund 15,2 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren, also fast 30 %, äußerten, irgendwann in ihrem Leben illegale Substanzen konsumiert zu haben. Es handelt sich um ein ernstes und weitverbreitetes Problem, das in immer jüngeren Jahren auftritt. Insbesondere bei jungen Menschen spielt das Selbstwertgefühl beim Drogenkonsum eine entscheidende Rolle. Wir erklären dir heute, warum.
Das Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl ist die positive oder negative Bewertung des Selbstkonzepts: die Wahrnehmung, die wir von uns selbst haben. Es handelt sich um ein sehr nützliches Werkzeug, um mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen. Ein höheres oder niedrigeres Selbstwertgefühl kann den Unterschied zwischen einer angemessenen und einer falschen Bewältigungsstrategie ausmachen.
Wir sprechen von einem mehrdimensionalen Faktor, wobei nicht alle Aspekte den gleichen Einfluss auf das Suchtverhalten haben. Es besteht keine Einigkeit über die Anzahl der Dimensionen, daher beschränken wir uns auf die Aspekte, die für die Erklärung des Zusammenhangs zwischen Drogenkonsum und Selbstwertgefühl relevant sind:
- Soziale Aspekte: Das Gefühl, akzeptiert zu werden und zu einer sozialen Gruppe zu gehören.
- Familiäre Aspekte: Die Wahrnehmung und die Beziehungen innerhalb der Familie sind besonders relevant in der Entwicklung von Suchtverhalten.
- Akademische Aspekte: Auch die akademische Leistung im Verhältnis zu den kognitiven Fähigkeiten spielt eine wichtige Rolle. Nicht jeder ist in der Lage, Misserfolge zu überwinden.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass ein negativer Zusammenhang zwischen dem familiären und schulischen Selbstwertgefühl und dem Drogenkonsum besteht. Das heißt, je höher das familiäre und schulische Selbstwertgefühl ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, Drogen zu konsumieren. Das soziale Selbstwertgefühl wirkt sich hingegen anders aus: Jugendliche mit einem höheren sozialen Selbstwertgefühl konsumieren eher Substanzen, was paradox ist.
Das soziale Selbstwertgefühl hängt mit der Fähigkeit zusammen, in neuen Kontexten wie dem Nachtleben zu interagieren. Der Drogenkonsum hilft, diese Interaktionen zu regulieren, was die Selbstwahrnehmung als soziales Wesen verbessern kann (daher die positive Korrelation).
Theorien, die dem Selbstwertgefühl eine wichtige Rolle beim Drogenkonsum zuschreiben
Es gibt zahlreiche Autoren, die die Rolle des Selbstwertgefühls als zentral für die Erklärung der Entstehung oder Aufrechterhaltung des Drogenkonsums ansehen. Das heißt, sie gehen davon aus, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen einem schlechten Selbstkonzept und einem geringen Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen und dem Substanzkonsum gibt.
Die Autoren erklären, dass nur Menschen mit geringem Selbstwertgefühl bereit wären, Drogen zu nehmen, da sie schädlich und gefährlich sind.
“Drogen sind eine Zeitverschwendung. Sie zerstören dein Gedächtnis, deinen Respekt und dein Selbstwertgefühl.”
Kurt Cobain
Zu diesen Theorien gehören:
- Das sozial-ökologische Modell von Kumpfer und Turner. Dieses Modell konzentriert sich auf die Rolle von Schulstress und Selbstwirksamkeit.
- Das multidimensionale Modell des sozialen Lernens von Simons, Conger und Whitbeck. Es konzentriert sich auf Selbstwertgefühl, Interaktionsfähigkeiten, Bewältigungsfähigkeiten und emotionale Notlagen.
- Brook, Gordon, Whiteman und Cohens Theorie der Familieninteraktion. Diese Theorie umfasst ein breites Spektrum an intrapersonellen Variablen, wobei das Selbstwertgefühl am wichtigsten ist.
- Selbstabwertungstheorie von Kaplan, Martin und Robins. Es geht um das Selbstwertgefühl im Allgemeinen, also werden wir uns darauf konzentrieren.
Selbstabwertungstheorie: Wie wirkt sich das Selbstwertgefühl auf den Drogenkonsum aus?
Die Selbstabwertungstheorie, auch Selbstverachtungstheorie oder Selbstablehnungstheorie, ist ein Erklärungsmodell für das Drogenkonsumverhalten. Kaplan und seine Mitarbeiter erklären, dass das abweichende Verhalten (Konsum) auf ein selbstkompensatorisches Bedürfnis des Subjekts angesichts eines geringen Selbstwertgefühls reagieren würde.
Die negative Selbstwahrnehmung würde durch ungünstige soziale Erfahrungen bestimmt, die für psychisches Unbehagen und ein geringes Selbstwertgefühl verantwortlich sind. Infolgedessen distanziert sich der Einzelne zunehmend von den Umständen, die ihm Unbehagen bereiten, und sucht nach Alternativen, die ihm helfen, sein Selbstwertgefühl wiederzuerlangen.
Zusammen mit der Zugänglichkeit zu illegalen Substanzen oder der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, die z. B. Drogen konsumiert, kann dies diese Verhaltensweisen wahrscheinlicher machen. Indem sich die Person darauf einlässt, gewinnt sie die Anerkennung ihrer Gruppe und entfernt sich gleichzeitig von konventionellen Verhaltensweisen. Diese Argumentation deckt sich mit der positiven Korrelation, die zwischen sozialem Selbstwertgefühl und Konsumverhalten festgestellt wurde.
Prävention durch die Verbesserung des Selbstwertgefühls
Trotz zahlreicher Forschungsarbeiten zu diesem Thema besteht noch immer keine Einigkeit über den Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und Drogenkonsum. Dem Selbstwertgefühl wird jedoch eine wichtige Rolle zugeschrieben.
Dies hat dazu geführt, dass die Arbeit an der Verbesserung des Selbstwertgefühls nicht nur bei der Prävention des Drogenkonsums eine zentrale Rolle spielt, sondern auch im Rahmen von Behandlungsprogrammen für Drogenkonsumstörungen als erster Schritt in diesem Prozess.
Wie bereits erwähnt, ist das Selbstwertgefühl ein starkes Instrument, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Je höher also das Selbstwertgefühl ist, desto größer ist unsere Fähigkeit, mit der Situation umzugehen und gesunde Beziehungen einzugehen. Auch die Motivation ist größer. Dies ist sowohl für die Ablehnung von Drogen oder den Wunsch, mit dem Konsum aufzuhören, als auch für die Fähigkeit, einen Rückfall zu bewältigen, von Vorteil.
“Im Kampf gegen die Sucht besteht unsere eigentliche Aufgabe nicht so sehr darin, auf die zerstörerischen Auswirkungen des Suchtverhaltens hinzuweisen, sondern das Bewusstsein für die Vollkommenheit, die uns immer innewohnt, wieder zu wecken.”
Deepak Chopra
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