Die Sandkasten-Technik: Psychologie des Spiels

Die Sandkasten-Technik basiert auf der analytischen Psychologie von Carl G. Jung und kommt insbesondere bei Kindern zum Einsatz.
Die Sandkasten-Technik: Psychologie des Spiels
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von María Hoyos

Letzte Aktualisierung: 21. Mai 2023

Wenn wir einen Psychologen aufsuchen, haben wir meistens schon eine Idee davon, was unsere Schmerzen verursachen könnte. Aber manchmal fällt es uns schwer, zu erkennen, was tatsächlich mit uns los ist. In solchen Fällen muss ein Psychologe auf verschiedene Techniken zurückgreifen, um das zugrunde liegende Problem zu erkennen.Eine dieser Techniken ist die sogenannte Sandkasten-Technik. Diese Methode wird besonders in der Kinderpsychologie verwendet, da es Kindern häufig schwerer fällt, ihre Gedanken und Gefühle in Worten auszudrücken.

Dora Maria Kalff entwickelte die Sandkasten-Technik und nannte sie ursprünglich “Sandspiele”. Ihre Technik basiert auf der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung, sowie den Schriften der Kinderpsychiaterin Margarita Lowenfeld. Diese Technik kommt hauptsächlich zum Einsatz, um auf Informationen zugreifen zu können, derer sich der Patient vielleicht selbst nicht bewusst ist.

Was ist die Sandkasten-Technik?

Damit Psychologen auf Inhalte in unserem Gehirn zugreifen können, deren wir uns nicht bewusst sind, füllen sie eine Holz- oder Plastikkiste mit Sand. Der Patient legt dann verschiedene Figuren in die Kiste. Diese Figuren stellen Elemente oder Personen dar, die echt oder erfunden sein können und die der Patient so platziert, wie er möchte.

Diese Figuren mögen sein: Menschen, Tiere, Pflanzen, Gebäude, Transportmittel, Zeichen, natürliche Barrieren wie Holz oder Felsen, Science-Fiction-Elemente oder Filmfiguren.

Ein Mädchen spielt in einer Sandkiste.

Während dieses Vorgangs sollte der Therapeut so wenig wie möglich sprechen und keinerlei Hilfestellung leisten. Wenn der Patient seine Figuren fertig platziert hat, sollte der Therapeut die Szene abfotografieren und sie später, außerhalb der Therapiesitzung, analysieren.

Die Ergebnisse dieser Analyse hängen sehr von der Erfahrung des Psychologen ab und es gibt viele mögliche Interpretationen einer Sandkasten-Sitzung. Wenn wir zum Beispiel einzelne Figuren in der Kiste finden, kann das darauf hindeuten, dass der Patient sich einsam oder verlassen fühlt. Wenn ein Patient andererseits eine gewaltsame Szene entwirft, dann kann das auf Verzweiflung hinweisen.

Welche Patienten sollten eine Sandkasten-Therapie erhalten?

Auch wenn Psychologen die Sandkasten-Therapie hauptsächlich in der Kinderpsychologie anwenden, kann sie in jedem Alter eingesetzt werden. Diese Technik ist besonders nützlich, wenn es einem Patienten schwerfällt, über seine Gefühle zu sprechen. Sie eignet sich daher perfekt für Patienten, die ein Trauma erlebt haben, wie zum Beispiel psychischen oder körperlichen Missbrauch. Die Sandkasten-Therapie ist auch für solche Patienten sinnvoll, die mit extremer Trauer konfrontiert waren oder unter Gefühls- und Verhaltensstörungen leiden.

Kinder entwickeln ihre Gefühle erst. Ihre Emotionen sind komplex und oft wissen sie nicht, wie sie diese vollständig ausdrücken können. Deshalb setzen Therapeuten die Sandkasten-Therapie häufig in Schulen ein. Psychologen wenden die Methode auch an, um Störungen festzustellen, die mit Sprache, Selbstwertgefühl, zwischenmenschlichen Beziehungen, Mobbing oder familiären Problemen zu tun haben.

Wie nützlich ist die Sandkasten-Technik?

Die Idee des Sandkastens führt uns in unsere Kindheit und unsere kindliche Wahrnehmung der Welt zurück: Alles ist ein Spiel. Dieses kreative Sandkasten-Spiel verdeutlicht die archetypischen Muster eines Patienten. Die Handlungen, die für das Spiel nötig sind, erfordern Visualisierung und persönliche Wahl, was wiederum innere Prozesse aktiviert.

Eine Sandkiste mit Playmobil-Figuren.

Wenn der Patient seine Figuren fertig gesetzt hat, macht der Therapeut Fotos von der Sandkiste. Daraufhin analysiert er das Bild, um mentale Muster im Unterbewussten des Patienten zu finden. Diese Technik ist deshalb so interessant, weil sie sich von der Sprachebene entfernt. In vielen Fällen können die Patienten – besonders Kinder – das Trauma, das sie erlebt haben, nicht in Worte fassen. Mithilfe der Sandkasten-Technik kann der Therapeut erkennen, was in ihrem Kopf vorgeht, selbst wenn die Patienten nicht über ihre Erfahrungen sprechen können.

Diese Art der Untersuchung schafft eine stressfreie Umgebung, in der sich die Patienten wohlfühlen. Gleichzeitig hilft das kreative Spiel dabei, Anspannung abzubauen und die Praxis zu einem Ort des Respekts werden zu lassen. Sie wird zu einem Ort, an dem Patienten die Freiheit haben, sich auszudrücken.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.