Die Rolle der körperlichen Anziehung
Es gibt viele Theorien über die Rolle der körperlichen Anziehung in der Liebe und in Beziehungen. Viele von ihnen konzentrieren sich auf die Anfänge einer Beziehung. Es ist jedoch auch ein weit verbreitetes Konzept in der Psychologie der sozialen Kognition. So haben Experten in diesem Feld unzählige Studien und Forschungsprojekte durchgeführt.
Es ist ebenfalls nennenswert, dass wir mit einer engen Definition von Anziehung arbeiten. In einigen Fällen, wie bei Freundschaften, kann dies mit Affinität einhergehen, aber darauf konzentrieren wir uns nicht. Obwohl es schwer zu glauben sein mag, ist es auch möglich, in einer Beziehung zu sein, in der wir uns nicht von anderen Menschen angezogen fühlen.
Forscher, wie Surra und Milardo (1988), wiesen zwei Arten menschlicher Beziehungen nach. So gibt es zunächst interaktive Netzwerke, in denen wir interagieren, um unsere eigenen Ziele zu erreichen. Dann gibt es psychologische Netzwerke, in denen wir uns anderen Menschen nahe und wichtig fühlen. In einer solchen Beziehung gehen unsere Bindungen über das reine Erreichen von Zielen hinaus.
Anziehung fällt ganz klar in die Kategorie der psychologischen Netzwerke. So gesehen ist Anziehung eine natürliche Disposition, um:
- eine Beziehung zu jemandem aufzubauen,
- mit ihm zu interagieren und
- positiv auf seine Handlungen und Vorschläge zu reagieren.
Die Rolle der körperlichen Anziehung nach Feingold und seine Analyse von Kontaktanzeigen
Andere Forscher wie Feingold (1990) entschieden sich, die Rolle der körperlichen Anziehung zu untersuchen, wenn es darum geht, eine Beziehung aufzubauen. Er hatte fünf methodologische Werkzeuge für seine Forschung:
- Skalierte Fragebögen. Die Probanden mussten verschiedene Attribute bewerten, die sie für einen potenziellen Partner für wichtig hielten. Eines der Attribute des Fragebogens war die körperliche Anziehungskraft.
- Eine Untersuchung der Zusammenhänge zwischen körperlicher Anziehung und Beliebtheit.
- Blind Dates, bei denen der Grad der körperlichen Anziehung und die Interaktionen kontrolliert wurden.
- Falsche physische Beschreibungen zukünftiger Mitarbeiter, um die positiven oder negativen Neigungen der Probanden zu messen.
- Eine Analyse des Inhalts von Kontaktanzeigen in Zeitungen.
Sein Ziel war es, herauszufinden, ob Schönheit eine Rolle bei unseren Bewertungen anderer Menschen spielt. Die Antwort lautete ja. Er stellte fest, dass Männer die körperliche Attraktivität mehr schätzten als Frauen. Aber warte, denn es ist noch komplizierter! Er entdeckte auch, dass der Unterschied nur in ihren subjektiven Antworten und nicht in ihrem Verhalten größer war.
Dies bedeutet, dass es offenbar Unterschiede zwischen dem gab, wonach die Probanden bei einem Partner gesucht hatten, und dem, an dem sie tatsächlich interessiert waren. Dies könnte jedoch durch die soziale Begehrlichkeit und die Stereotypen, in Bezug auf die körperliche Attraktivität in unserer Gesellschaft, beeinflusst worden sein.
Romantische und platonische Begegnungen
In derselben Studie entdeckte Feingold auch, dass attraktivere Frauen mehr Verabredungen hatten. Attraktive Männer hingegen erfreuten sich einer höheren platonischen Beliebtheit. Mit anderen Worten, sie hatten mehr weibliche Freunde.
Dies könnte darauf hindeuten, dass bei romantischen Interaktionen die körperliche Attraktivität für Männer wichtiger ist. Wenn es dagegen um Freundschaften geht, ist die Schönheit eines Menschen für Frauen wichtiger.
Körperliche Anziehung, Geld und Großzügigkeit
Eine andere Studie von Hamermesh und Biddle (1998) zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Geld, materiellen Dingen und der körperlichen Anziehung gibt. Grundsätzlich verdienten Menschen, die körperlich weniger attraktiv waren, weniger Geld als Menschen, die ein höheres körperliches Erscheinungsbild aufwiesen, unabhängig von Geschlecht oder Beruf.
Eagly (1991) untersuchte die Bedeutung der physischen Erscheinung im Rahmen psychologischer Konstrukte, wie sozialer Kompetenz, Intelligenz, Integrität und Altruismus.
Sie fand einen direkten Zusammenhang zwischen Attraktivität und sozialer Kompetenz (was möglicherweise damit zu tun hatte, dass es diesen Menschen leichter fiel, Beziehungen aufzubauen oder akzeptiert zu werden).
Darüber hinaus fand sie ebenfalls eine relativ starke Beziehung zwischen intellektueller Kompetenz und Attraktivität. Schließlich fand sie keine signifikante Beziehung zwischen Großzügigkeit, Integrität und Attraktivität.
Die Rolle der körperlichen Anziehung: Die Soziobiologie könnte die Antwort haben
Wissenschaftler haben des Weiteren auch den Einfluss des Aussehens auf die Attraktivität und die Partnerauswahl untersucht. Sie fanden interessante Dinge im Zusammenhang mit der Investition von Männern und Frauen in die Fortpflanzung.
Der Wunsch danach, dass unsere Gene in die nächsten Generationen gelangen, ist die Grundlage für die Anziehung zu einer Person oder einer anderen. Diese Anziehungskraft rührt von Dingen her, die jenseits der physischen Erscheinung liegen.
- Nach den Evolutionstheorien hängt die Anziehungskraft einer Frau mit Anzeichen reproduktiver Gesundheit zusammen. Dies hat viel mit Jugend und Schönheit zu tun.
- Was die Anziehungskraft von Männern anbelangt, ist das wichtigste Merkmal beim „starken Geschlecht“, dass sie in der Lage sind, ihre Kinder zu verteidigen. Mit anderen Worten: Dominanz.
Die Soziobiologie und die Prototypen der universellen Schönheit
Unsere Prototypen von universeller Schönheit scheinen die psychobiologische Theorie zu stützen, dass wir weibliche Schönheit mit Jugend und Mutterschaft in Verbindung bringen. Einige der Dinge, die dies kommunizieren, sind große Augen und Mund, eine kleine Nase, große Brüste und breite Hüften. Für Männer ist dies dagegen ein breiter Kiefer und Stärke.
Aber wie wir bereits erwähnt haben, und insbesondere bei Männern, sind die Merkmale nicht nur physisch, was die soziobiologische Anziehungskraft betrifft. Eine Studie, die von Jensen Campbell durchgeführt wurde, zeigte nämlich dass Menschen, die an Männern interessiert sind, sich eher zu solchen hingezogen fühlen, die anderen Menschen helfen, als zu denen, die durch ihr physisches Erscheinungsbild dominieren.
Die Parasitentheorie und die Rolle der Massenmedien
Gangestad und Buss (1993) stellten die Parasitentheorie auf. Sie untersuchten die Rolle der körperlichen Anziehung in 29 verschiedenen Kulturen. Sie fanden heraus, dass an Orten, an denen sich mehr Menschen mit pathogenen Parasiten infizieren, die körperliche Attraktivität viel wichtiger ist.
Dies wäre der Fall, weil die Menschen körperliche Attraktivität mit einem starken Immunsystem und einer Resistenz gegen Krankheiten in Verbindung bringen.
Feingold ging in eine andere Richtung und sagte, dass die Massenmedien eine große Rolle in Bezug auf das spielen könnten, was wir als attraktiv empfinden. Er argumentierte, dass Mythen wie „Was schön ist, ist gut“ hängen geblieben sind, da diese in Filmen und im Fernsehen so häufig vorkommen. Denke kurz darüber nach: attraktive, gutherzige, starke Helden mit allem, was du dir jemals von einem Partner wünschen könntest.
Unsere Tendenz, die Dinge zu verallgemeinern, könnte uns dazu veranlasst haben, diesen Zusammenhang zwischen Attraktivität und gutem Charakter auf alle möglichen anderen Kontexte anzuwenden. Dies macht viele von uns zu Opfern eines fundamentalen Zuschreibungsfehlers. Denn wir gehen dabei davon aus, dass attraktive Menschen erfolgreicher sind, ohne dies belegen zu können.
Wir glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen körperlicher Attraktivität und guten Persönlichkeitsmerkmalen geben muss. Aber die Wahrheit ist, dass diese Dinge definitiv instabilere äußere Ursachen haben.
Die Rolle der körperlichen Anziehung: Eine sich selbsterfüllende Prophezeiung
Wir gehen daher davon aus, dass attraktive Menschen kompetent und gut sind. Und dementsprechend handeln wir auch auf dieser Grundlage. Wir treffen jemanden, der kompetent oder gut ist, und möchten ein Gleichgewicht mit Gegenseitigkeit aufrechterhalten: um gut genug für eine erfolgreiche Person zu sein.
Doch wenn wir einer Person all dies geben, kann dies zu einer Reaktion führen, und er oder sie ist dazu veranlasst, auf die gleiche Weise zu handeln. Dies ist eine sich selbsterfüllende Prophezeiung.
Wenn du mit jemandem interagierst, den du als erfolglos, unintelligent und im Allgemeinen als unwürdig erachtest, hast du eine ganz andere Veranlagung für ihn. Denn deine Prädispositionen beeinflussen auch die Reaktion der anderen Person. Wenn du stark negative Erwartungen hast, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du richtig liegst.
Zusammenfassend scheint es, dass körperliche Anziehungskraft eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Beziehungen spielt. Offensichtlich ist dies jedoch nicht der einzige wichtige Faktor. Die Forscher haben auch andere Dinge untersucht, zum Beispiel, wie ähnlich wir der anderen Person sind oder wie vertraut sie sich fühlen.