Die Loci-Methode: eine wunderbare Gedächtnisstütze
Die Loci-Methode ist eine sehr alte Gedächtnisstütze, die unseren Geist in der Kunst der Erinnerung trainieren kann. Sie basiert darauf, dass unser Gehirn allgemeine Daten mit bestimmten Orten, physischen Routen oder bestimmten Pfaden verknüpft, an denen wir die Informationen platzieren, damit wir sie später leichter abrufen können.
Zuerst mag diese Strategie ein allzu simpel erscheinen. Aber manchmal sind die einfachsten Methoden die effektivsten. Vor Kurzem hat man am Universitätsklinikum Radboudumc in den Niederlanden durch elektromagnetische Tests gezeigt, dass eine mnemonische Strategie, die auf der Loci-Methode basiert, tatsächlich funktioniert.
Die Loci-Methode besteht darin, dass wir uns eine Route vorstellen, auf der verschiedene Objekte, Szenarien und Punkte liegen, an denen Konzepte und Daten platziert werden, die wir später aus unserem Gedächtnis abrufen können.
Boris Nikolai Konrad war einer der Probanden. Der junge Neurowissenschaftler, welcher Gedächtnisweltmeister ist, hat die Loci-Methode sein ganzes Leben lang angewandt. Derzeit arbeitet er am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München (Deutschland) und hält regelmäßig Vorträge, um zu zeigen, wie der Einstieg in die Welt der Mental- und Gedächtnisstrategien, wie ihn die Loci-Methode ermöglicht, unser Gehirn verändern kann.
Die Loci-Methode ist einfach, effektiv und macht uns vor allem kompetenter in der Erinnerung an bestimmte Daten. Außerdem macht sie unser Gehirn widerstandsfähiger.
Die Loci-Methode und das räumliche Gedächtnis
Wie bereits erwähnt, ist die Loci-Methode eine sehr alte Technik. Die Entwicklung dieser Strategie wird dem Lyriker Simonides von Keos zugeschrieben, der fast zerstreut eine Gedächtnisstrategie anwandte, die später in Büchern wie Rhetorica ad Herennium und De Oratore von Cicero beschrieben wurde.
Es heißt, Simonides von Keos sei eingeladen worden, einen poetischen Vortrag in Thessalien zu halten. Während des Vortrages sei er von einem Diener herbeigerufen worden, der ihm eine private Nachricht übergeben habe. Der Dichter sei nach draußen getreten, um die Nachricht zu lesen, als er plötzlich ein heftiges Rumpeln vernommen habe. Der Palast, in dem er sich noch eben befunden habe, sei zusammen gebrochen.
Es habe mehrere Opfer gegeben; es sei eine riesige Katastrophe gewesen. Die schweren Verletzungen haben es zum Teil unmöglich gemacht, die Opfer zu erkennen, aber Simonides von Keos habe sich an die Ärzte gewandt, um ihnen zu sagen, dass sie die Körper noch nicht bewegen sollen. Der Dichter konnte jeden Einzelnen von ihnen identifizieren, indem er sich daran erinnert habe, wo sie gesessen haben, während er rezitiert habe.
Diese effektive Strategie wurde später “Loci-Methode” genannt, da “Loci” im Lateinischen “Orte” bedeuten.
Die Kunst, Erinnerungen an bestimmten Orten zu lokalisieren
Viele von uns praktizieren diese Technik seit vielen Jahren, ohne deren großes Potenzial zu kennen. Wenn wir zum Beispiel eine Einkaufsliste erstellen, ist eine gute Möglichkeit, sich an alles, was wir brauchen, zu erinnern, eine mentale Tour durch den Supermarkt zu unternehmen: Gang für Gang, Regal für Regal. Ebenso ist jeder Schüler in der Lage, sich während eines Tests bestimmte Daten zu merken, indem er sich den Ort in den Sinn ruft, an dem er sich beim Lernen dieser Informationen befand.
Diese Beispiele ermutigen uns, die nützlichen Ressourcen zu entdecken, die diese Technik zu bieten hat. Es ist sinnvoller, eine Information mit einer anderen zu verbinden, als diese zu lernen, indem man sein Gehirn dazu zwingt. Wir sollten uns daran erinnern, dass wir emotionale Wesen sind und unser Gehirn gern Analogien herstellen, um wertvolle Erinnerungen zu schaffen.
Tatsächlich aktiviert das räumliche Gedächtnis den Hippocampus, eine faszinierende Struktur, die mit der Schaffung und dem Abruf einer Erinnerung verbunden ist. Gleichzeitig verbindet die Loci-Methode unsere emotionalen Universen. Zögern wir deshalb nicht, unseren eigenen Gedächtnispalast zu errichten, in dem wir Informationen speichern können, die wir später gekonnt abrufen können.
Wie können wir die Loci-Methode in unserem Alltag anwenden?
Die größten Charaktere der Literatur – Sherlock Holmes und Hannibal Lecter beispielsweise – verwandten die Loci-Methode. Sie nannten sie nicht bei ihrem ursprünglichen Namen, sondern blieben dabei, diese Gedächtnisstütze so effizient wie möglich anzuwenden.
Können wir die Loci-Methode inmitten der Bescheidenheit unserer eigenen Verantwortung anwenden? Die offensichtliche Antwort ist ja. Dies sind die Schritte, um unser räumliches Gedächtnis mit unserem Arbeits- oder Langzeitgedächtnis zu verknüpfen:
Schritte zur Anwendung der Loci-Methode
- Wählen wir unseren mentalen Palast. Es muss ein vertrautes Szenario sein: Unser Haus, unsere Hütte, unsere geliebte Bibliothek, eine Straße unserer Stadt oder ein Park.
- Gestalten wir unsere Reiseroute. Zum Beispiel verlassen wir unser Zimmer, gehen durch den Flur, schauen aus dem Fenster, gehen ins Badezimmer, dann gehen wir ins Wohnzimmer und sehen die Couch, den Tisch, die Regale … Visualisieren wir jedes einzelne kleine Detail in unserem Kopf.
- Verbinden wir nun jene Elemente und die abzuspeichernden Informationen miteinander, damit wir uns an jedes dieser Details erinnern. Es spielt keine Rolle, ob es dumm oder absurd ist. Eigentlich, je absurder, desto besser werden wir uns daran erinnern. Wenn wir zum Beispiel Gesetze lernen, können wir jedes einzelne von ihnen mit bestimmten Objekten in Verbindung bringen.
- Sobald wir Daten mit Möbeln, Pflanzen oder Ecken verknüpft haben, gehen wir die Route noch einmal ab. Solange, bis sich alles vertraut anfühlt und alle Informationen an ihrem zugewiesenen Ort verstaut sind.
Die Loci-Methode erfordert nicht viel Aufwand, sondern nur Visualisierung, Wille, Vorstellungskraft und die Fähigkeit, Verbindungen herzustellen. Mit dieser Übung werden in unserem Gehirn wunderbare neuronale Prozesse ablaufen, um unser Gedächtnis zu entwickeln und Wege voller Informationen zu bauen. Diese Methode kann jeden Lernprozess schnell und effektiv fließen lassen.