Die Grundlagen des philosophischen Realismus: Eine Einführung

Der philosophische Realismus geht von der Existenz einer objektiven Realität außerhalb unserer eigenen Wahrnehmung aus.
Die Grundlagen des philosophischen Realismus: Eine Einführung

Letzte Aktualisierung: 26. Februar 2024

Ist die Realität unabhängig von unserem Denken und unserer Wahrnehmung? Der philosophische Realismus beschäftigt sich mit dieser Frage und beantwortet sie im Gegensatz zum Antirealismus positiv. Es handelt sich um eine zentrale Debatte, die auch Philosophen unserer Zeit beschäftigt.

Innerhalb des Realismus finden wir verschiedene Strömungen und Denkweisen, die wir uns nachfolgend etwas genauer ansehen.

Der philosophische Realismus: Was ist das?

Der philosophische Realismus umfasst verschiedene Denkpositionen, die davon ausgehen, dass Phänomene existieren, die vom menschlichen Bewusstsein unabhängig sind – es gibt ihrer Ansicht nach also eine denkunabhängige Realität. Die Hauptvertreter des Realismus sind Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin, Bertrand Russel und Mario Bunge.

Philosophische Realisten argumentieren, dass es eine objektive Wahrheit gibt, die unabhängig von unseren Meinungen oder Interpretationen besteht.

Eine Methode des philosophischen Realismus beruht auf direkter Beobachtung der äußeren Welt, um Erkenntnisse über die Realität zu gewinnen. Diese Beobachtungen können durch Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören, Berühren, Schmecken und Riechen erfolgen.

Die logische Argumentation ermöglicht es den philosophischen Realisten, Schlussfolgerungen über die objektive Realität zu ziehen. Dies kann die Anwendung von Logik, Argumentation und Rationalität umfassen, um die Struktur und Eigenschaften der Realität zu analysieren.

Eine weitere Methode ist die empirische Forschung, die ebenfalls dazu dient, Erkenntnisse über die objektive Realität zu gewinnen. Sie kann Experimente, Beobachtungen, Messungen und andere wissenschaftliche Methoden umfassen.

Die Methode der kritischen Reflexion über die Natur der Realität und der Wahrnehmung beinhaltet die Überprüfung von Annahmen, das Hinterfragen von Vorurteilen und die Bewertung der Gültigkeit von Argumenten, um ein tieferes Verständnis der Realität zu erlangen.

Des Weiteren gehen die philosophischen Realisten davon aus, dass die intersubjektive Überprüfung wichtig ist, um die Objektivität der Erkenntnisse zu gewährleisten.

Diese Methoden werden verwendet, um Erkenntnisse über die objektive Realität zu gewinnen und die Natur der Welt zu erforschen, ohne dass sie durch subjektive Vorstellungen oder Konstruktionen beeinflusst werden.

Strömungen innerhalb des philosophischen Realismus

Innerhalb des philosophischen Realismus gibt es verschiedene Strömungen, die sich in ihren Ansätzen und Betonungen unterscheiden. Zu den bedeutendsten zählen folgende Denkrichtungen:

Metaphysischer Realismus

Metaphysische Realisten argumentieren, dass die Realität eine ontologische Substanz hat, die unabhängig von menschlichen Erfahrungen oder Konstruktionen existiert. Es handelt sich um eine übertriebene Form des Realismus. Der erste große Vertreter dieser Strömung war Platon, der mit seiner Ideenlehre argumentierte, dass Ideen das einzig Wirkliche und Wahre sind.

Thomas von Aquin, ebenfalls ein wichtiger Vertreter des metaphysischen Realismus, glaubte, dass die Ideen oder Exemplare aller Dinge in Gott existieren. Diese göttlichen Ideen sind die Ursache und das Urbild für die Schöpfung, die Grundlage für die Existenz und Ordnung der Welt. Er betrachtete die göttlichen Ideen als ewig und unveränderlich.

Gnoseologischer Realismus

Der gnosologische Realismus ist in der Erkenntnistheorie (Gnoseologie) angesiedelt und beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie wir die Welt erkennen können. Diese Position steht im Gegensatz zum Skeptizismus und Idealismus und behauptet, dass es eine objektive Realität gibt, die unabhängig von unseren Vorstellungen existiert, und dass wir diese Realität teilweise oder vollständig erkennen können.

Zu den prominentesten Vertretern zählte Bertrand Russell. Seine Ansichten zur Sprache und Realität hatten einen großen Einfluss auf die Philosophie und die Sprachwissenschaft. Weitere bekannte Vertreter des gnoseologischen Realismus sind G.E. Moore und Mario Bunge.

Gemäßigter Realismus

Der gemäßigte Realismus bewegt sich zwischen dem extremen Realismus und dem Nominalismus. Er versucht, eine ausgewogene Sichtweise auf die Natur der universellen Begriffe oder Eigenschaften zu finden. Diese Position wird oft im Kontext der Philosophie des Geistes und der Metaphysik diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Frage, ob abstrakte Entitäten tatsächlich existieren.

Zu den Hauptvertretern zählt Aristoteles mit seinem Konzept der Universalien. Der griechische Philosoph vertritt die Ansicht, dass universelle Begriffe oder Formen eine Existenz in den Dingen selbst haben, aber nicht als unabhängige, von den Dingen getrennte Entitäten.

Naiver Realismus

Der naive Realismus geht davon aus, dass die Welt so ist, wie sie uns erscheint, und unsere Sinneswahrnehmungen eine direkte und unmittelbare Wahrnehmung der äußeren Welt vermitteln. Die Welt und die Objekte existieren also unabhängig von unserem Bewusstsein und unsere Wahrnehmungen sind direkte und unmittelbare Abbilder der äußeren Welt.

Kritischer Realismus

Der kritische Realismus wurde vorwiegend in den Bereichen der Wissenschaftstheorie, der Sozialwissenschaften und der Philosophie des Geistes entwickelt. Diese Strömung vertritt die Ansicht, dass die objektive Realität aus unabhängigen Entitäten und Kausalbeziehungen besteht, die nicht allein durch unsere Wahrnehmung oder Konzeption beeinflusst werden. Sie betont die Bedeutung einer kritischen Reflexion über die zugrunde liegenden Annahmen und Strukturen, die unser Verständnis der Welt formen, und fordert dazu auf, diese kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen.

Wissenschaftlicher Realismus

Der wissenschaftliche Realismus unterstützt die Annahme, dass wissenschaftliche Theorien wahrheitsgetreue Beschreibungen der Realität liefern und wissenschaftliche Entitäten und Prinzipien existieren, unabhängig davon, ob sie beobachtet werden können oder nicht. Er geht davon aus, dass wissenschaftliche Theorien und Modelle zwar nicht perfekt oder vollständig sein mögen, aber dennoch eine Annäherung an die tatsächliche Beschaffenheit der Welt bieten.

Philosophischer Realismus vs. Idealismus

Dem philosophischen Realismus steht der Idealismus gegenüber, der sich ebenfalls mit der Natur der Realität und der Erkenntnistheorie beschäftigt. Er vertritt jedoch eine grundlegend unterschiedliche Position: Idealisten argumentieren, dass unsere Wahrnehmungen und Vorstellungen die Realität formen und dass unser Wissen letztlich subjektiv und relativ ist. Sie betonen die Rolle des Geistes bei der Konstruktion von Wissen.

Diese Denkströmung begann mit dem französischen Philosophen René Descartes, der nur das als Wahrheit ansah, was dem eigenen Denken entspringt. Ein weiterer großer Vertreter des Idealismus war der deutsche Philosoph Immanuel Kant, der argumentierte, dass das menschliche Wissen nicht einfach eine passive Abbildung der Realität ist, sondern durch die Struktur des menschlichen Geistes und die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, geprägt wird.

Fazit

Der philosophische Realismus geht von der Existenz einer objektiven Realität außerhalb unserer eigenen Wahrnehmung aus. Diese Idee hat unser Verständnis von Wissen, Wahrheit und der Natur der Welt beeinflusst und regt auch heute noch zu Debatten und zur Forschung an.


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