Die drei Masken des pathologischen Narzissmus

Die drei Masken des pathologischen Narzissmus
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 17. Mai 2023

Die drei Masken des pathologischen Narzissmus sind Manipulationsmechanismen, die von Narzissten benutzt werden, um zu verbergen, was sie im Schilde führen und wer sie in Wahrheit sind. Sie wollen anderen gegenüber nicht als selbstgefällig oder arrogant erscheinen. Deswegen setzen sie sich Masken auf, um sich dahinter zu verstecken. Das gelingt ihnen manchmal und dadurch verwirren sie letztendlich die Menschen in ihrem Umfeld.

Ein Narzisst ist ein Mensch, der sich selbst zu sehr schätzt und überschätzt. Von einem pathologischen Narzissmus ist die Rede, wenn sich ein Mensch überschätzt und gleichzeitig das extreme Bedürfnis hat, von anderen bewundert zu werden. Dahinter verbirgt sich eine unterbewusste Verachtung der eigenen Person.

„Die Postmoderne ist nur ein zusätzlicher Grad auf der Skala der Personalisierung des Individuums, das sich der narzisstischen Selbstbedienung und gleichgültigen kaleidoskopischen Kombinationen verschrieben hat.“

G. Lipovetsky

Wer einen verzerrten Narzissmus aufweist, kann auf seine Mitmenschen toxisch wirken. In seinem Bestreben, sich durchzusetzen, wird solch ein Mensch manipulativ, grausam oder beleidigend anderen gegenüber. Das macht er nicht bewusst, aber er täuscht sein Gegenüber mit seinem Verhalten. Er setzt sich die Masken des pathologischen Narzissmus auf, um sich selbst und andere davon zu überzeugen, dass sein Stolz nicht übertrieben wäre.

Die drei Masken des pathologischen Narzissmus

1. Fiktive Selbstverbesserung

Die fiktive Selbstverbesserung ist eine der Masken des pathologischen Narzissmus. Sie besteht im Wesentlichen darin, Fortschritte zu machen, sich weiterzuentwickeln oder zu wachsen, nicht aber mit dem aufrichtigen Ziel, selbst besser sein zu wollen, sondern Bewunderung, Neid oder Unterwerfung bei anderen auszulösen.

Frau mit Krone sitzt an einem Laptop

Eines der Merkmale des pathologischen Narzissmus ist, dass hierbei eine Art von Selbstwertgefühl zur Schau gestellt wird, das als „kontingentes Selbstwertgefühl“ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass das Selbstwertgefühl nicht von einem positiven Selbstbild ausgeht, sondern davon abhängt, wie sehr andere den pathologischen Narzissten schätzen.

Deshalb streben diese Menschen es allein als Mittel zum Zweck an, bessere Menschen zu sein. Ihr letztendliches Ziel ist es, sich anderen aufzuzwingen, sie dazu zu bringen, sich ihren Vorstellungen zu unterwerfen oder sich minderwertig zu fühlen. Etwas, das diese Maske des pathologischen Narzissmus verrät, ist die Tatsache, dass er sich ständig und öffentlich mit seinen Fortschritten rühmt. Er wirft anderen auch vor, dass sie diese nicht bemerkt oder genug hervorgehoben hätten.

2. Selbstaufgabe

Das ist eine der trügerischsten Masken des pathologischen Narzissmus. Sie steht für das Verhalten einer Person, die selbst Verantwortungen übernimmt, die ihr nicht zustehen, um vermeintlich anderen dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen. Sie machen sich sogar Besitztümer und Privilegien zu eigen oder leiden für andere in schwierigen Situationen.

Das Problem dabei ist, dass sie keine guten Absichten bezüglich ihren Mitmenschen verfolgen. Sie wollen stattdessen Autorität und eine Abhängigkeit zwischen ihnen und anderen erzeugen. Durch ihre Selbstaufgabe können sie anderen Güte, Großzügigkeit oder Opferbereitschaft vorgaukeln. Das dient einzig und allein dazu, ein noch egoistischeres Ziel zu verfolgen: sich damit zu rühmen.

Mann sieht sich mehrfach in Spiegeln

Auch diese Maske fällt sehr schnell. Wer sich selbst aufopfert, wird nicht lange warten, um das denjenigen, für die er das tut, auch mitzuteilen. Er wird versuchen, bei diesen Menschen, denen er „hilft“, Schuldgefühle auszulösen, wird um eine Sonderbehandlung oder um mehr Anerkennung bitten. Er möchte im Vergleich zu anderen auf ein Podest gestellt werden. Häufig ist es der Fall, dass sich pathologische Narzissten regelrecht in die Opferrolle drängen.

3. Sich selbst als großartig betrachten

Menschen mit einem pathologischen Narzissmus sehen sich selbst als großartig an. Im Prinzip fühlen sie sich besser als andere, zumindest auf Ebene des Bewusstseins. Sie vergleichen sich ständig mit anderen und gewinnen diesen Vergleich in ihren Augen immer. Sie sind stärker, toleranter, leistungsfähiger und insgesamt besser, obwohl das nicht stimmt.

Eines der Hauptmerkmale dieses Persönlichkeitstyps ist, dass diese Menschen glauben, ein Recht darauf zu haben, zornig zu sein. In anderen Worten nehmen sie an, dass es stets gerechtfertigt wäre, wütend zu werden. Ihre Wut ist heilig. Wenn sie explodieren, dann, weil andere sie dazu gebracht haben. Wenn sie schreien, dann, weil sie es nicht tolerieren können, dass jemand zu so einem guten Menschen wie ihnen ungerecht ist. Wenn sie beleidigend werden, dann, weil sie Ungerechtigkeiten vermeiden oder Lob erzeugen wollen.

Mann steht einem anderen gegenüber und hält sich eine Maske vors Gesicht

Manchmal überzeugen sie andere davon. Ein ganz typischer Fall dafür sind Vorgesetzte, die ihre Angestellten wegen eines vermeintlichen Wunsches der Verbesserung und Perfektion misshandeln. Manchmal ist eine ganze Gruppe Opfer dieser Vorstellungen eines pathologischen Narzissten, großartig zu sein. Oder eine Nation.

Die Masken des pathologischen Narzissmus sind Mechanismen, um das wahre Ich zu verstecken. Ein Narzisst möchte von anderen nicht als solcher gesehen werden. Deshalb benutzt er diese Hilfsmittel, mit denen er seine grundlegenden Wesenszüge vertuschen kann. Ein Mensch, der sich so benimmt, leidet tief in seinem Inneren und braucht vor allem Hilfe.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.