Die Besonderheiten von ADHS bei Erwachsenen

Manche Menschen erhalten erst im Erwachsenenalter die Diagnose ADHS. Außerdem zeigen mehr als die Hälfte der betroffenen Kinder auch als Erwachsene Symptome. Erfahre in diesem Artikel, welche Anzeichen bei Erwachsenen mit ADHS zu beobachten sind.
Die Besonderheiten von ADHS bei Erwachsenen
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 22. April 2023

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) erhält bei Erwachsenen weniger Aufmerksamkeit, da die Impulsivität, die im Jugendalter so charakteristisch ist, nicht mehr so intensiv auftritt. Diese Neurodivergenz verschwindet jedoch nicht (wie man noch vor einigen Jahren dachte), sondern verändert sich mit zunehmendem Alter.

Manche Personen erhalten erst im Erwachsenenalter die Diagnose ADHS, in der Regel sind die Symptome jedoch weniger auffällig, weil der präfrontale Kortex ausgereift ist und Betroffene auch wirksame Kompensationsstrategien entwickeln. Erfahre heute, wie sich ADHS im Erwachsenenalter äußert und wie du damit umgehen kannst.

Die Besonderheiten von ADHS bei Erwachsenen

Die zentralen Symptome von ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und eine übermäßige nervöse Aktivierung. Bei Kindern kommt es dadurch zu Problemen in der Schule, Leistungsschwäche und Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen. Welche Besonderheiten gibt es im Erwachsenenalter?

Die meisten Erwachsenen entwickeln Strategien, um sich an ihre Realität anzupassen und auffällige Symptome zu kontrollieren. Auch wenn sie gewisse Schwierigkeiten haben, können sie ihren Alltag geschickt meistern.

Die Besonderheiten von ADHS bei Erwachsenen
Erwachsene mit ADHS haben in der Regel eine geringe Frustrationstoleranz. 

ADHS-Symptome bei Erwachsenen

Erwachsene mit ADHS sind nicht mehr so impulsiv und hyperaktiv wie in der Kindheit oder Jugend, trotzdem haben sie meistens in verschiedenen Lebensbereichen Schwierigkeiten. Aufmerksamkeitsprobleme und Anpassungsschwierigkeiten sind charakteristisch. 

Vielmehr als eine Störung ist ADHS eine Neurodivergenz, das bedeutet, dass das Gehirn der betroffenen Personen etwas anders funktioniert.

Eine in der Zeitschrift INFAD Journal of Psychology veröffentlichte Studie nennt folgende Symptome:

  • Erwachsene mit ADHS brauchen Motivation, um sich konzentrieren zu können und ihr Arbeitsgedächtnis zu nutzen.
  • Schwierigkeiten bei der Erledigung von Aufgaben, insbesondere, wenn sie langwierig sind und anhaltende Aufmerksamkeit erfordern.
  • Probleme mit der Impulskontrolle, was manchmal zu unsozialem oder gefährlichem Verhalten führen kann.
  • Schlechtes Zeitmanagement und mangelnde Organisation, Tendenz zur Unpünktlichkeit und Prokrastination.
  • Sie verlieren in Gesprächen häufig den Faden, unterbrechen, sind zerstreut und unorganisiert.
  • Geringe Frustrationstoleranz. Erwachsene mit ADHS tun sich auch schwer, die Folgen ihres Handelns zu berechnen.
  • Wahrgenommene schlechte Lebensqualität: Wie in dieser Studie zur Lebensqualität beschrieben, berichten Erwachsene mit ADHS, die in der Kindheit oder Jugend nicht diagnostiziert und behandelt wurden, über geringere Leistung und Erfolge. Die Gefahr für Störungen wie Depressionen ist deshalb höher.

Umgang mit ADHS im Erwachsenenalter

Erwachsene mit ADHS tun sich in unserer hektischen, schnelllebigen Welt schwerer, können jedoch Strategien entwickeln, die ihnen im Alltag helfen:

  • Verwende Kalender und Apps für eine bessere Organisation.
  • Setze dir kleine, kurzfristige Ziele. To-do-Listen können dich motivieren, wenn du die erledigten Aufgaben jedes Mal durchstreichst.
  • Lege regelmäßige Pausen ein. Du kannst in Zeitabschnitten arbeiten (15 – 20 Minuten) und dazwischen 5 Minuten Pause machen.
  • Überfordere dich nicht. Sei dir deiner Grenzen und der Zeit bewusst, die dir zur Verfügung steht. Es ist besser, wenige Tagesziele zu erreichen, als  der Prokrastination zu verfallen.
  • Halte deinen Arbeitsplatz sauber und bewahre wichtige Dinge in Sichtweite auf. Lege zum Beispiel deine Haus- und Autoschlüssel immer an denselben Platz.
  • Finde Wege, um dich zu motivieren. Aktivitäten, die dir Spaß machen, und Methoden, die dir die Arbeit erleichtern.
  • Bewegung, Ernährung und Schlaf. Wenn du dich um diese drei Säulen kümmerst, fühlst du dich besser und hast auch mehr geistige Energie, um deine Aufmerksamkeit zu steuern oder gedankenloses Verhalten zu verhindern. Ein Artikel in der Zeitschrift Habanera Journal of Medical Sciences betont, dass körperliche Aktivität die Lebensqualität von Menschen mit ADHS verbessert. Sie wirkt sich zwar nicht unmittelbar auf deine Leistung aus, schafft aber eine gute gesundheitliche Grundlage.

Eine psychologische Intervention kann dir helfen, mögliche Probleme zu bewältigen. Zweifle nicht daran, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wie sich ADHS bei Erwachsenen auswirkt
Erwachsene mit ADHS haben in der Regel Konzentrationsschwierigkeiten. 

ADHS bei Erwachsenen: Perspektiven und Herausforderungen

Die moderne Welt ist hektisch, widersprüchlich und voller Reize, die unsere Aufmerksamkeit herausfordern. Für Personen mit ADHS ist dies eine besondere Herausforderung. Außerdem dürfen wir bei dieser Neurodivergenz die psychosoziale Komponente nicht vergessen. Ungünstige soziale Faktoren können die Symptome begünstigen. Die Stigmatisierung führt häufig zu Depressionen oder zur Isolation. ADHS ist jedoch ein Krankheitsbild, das gut therapiert werden kann. 


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