Die 30 steht an - und mit ihr eine ernste Krise?
“Lass das Leben nicht an dir vorbeiziehen!”, “Wann heiratest du?”, “Hast du eigentlich noch vor, Kinder zu bekommen?” und “Jemand in deinem Alter sollte …” klingt es um den, der sich der 30 nähert. Es scheint, dass die Leute immer mehr Erwartungen an dich stellen, je näher du deinem dreißigsten Geburtstag kommst. Und es ist leicht, dabei Zweifel, Ängste und Sorgen zu entwickeln, die manchmal gar in eine Krise führen können.
Die Gesellschaft malt das ideale Leben für Menschen, die dreißig Jahre alt sind, in einer stabilen Beziehung, Erfolg im Job, eigenem Haus, Ferien in der Karibik und Kindern. Dieses Ideal, das allein auf sozialen Vorurteilen beruht, wird so präsentiert, als wäre es eine Checkliste für ein glückliches Leben.
Offensichtlich hat die Krise der 30 also viel mehr mit gesellschaftlichem und kulturellem Druck zu tun als mit dem tatsächlichen 30. Geburtstag. Die meisten von uns erfüllen diese Erwartungen nämlich nicht. Das erzeugt Angst und Frustration darüber, dass du nicht das tust, was du “tun solltest”, auch wenn es nicht das ist, was du wirklich willst.
Inzwischen solltest du …
Was für ein kurzer, aber schrecklicher Satz. Alle diese Sollte-Aussagen sind eine Manifestation des sozialen Drucks. Sie stellen übliche Schritte auf dem Lebensweg als absolut notwendig dar. Wenn du sie abschließt, bist du ein erfolgreicher oder bewundernswerter Mensch. Tust du das nicht, bist du dazu verdammt, als seltsam oder verloren angesehen zu werden.
Die meisten dieser Ziele sind mit Leistung und Erfolg verbunden und werden so präsentiert, als ob dein Selbstwertgefühl und deine Reputation davon abhingen, sie zu erreichen. Aber je höher die gesellschaftlichen Anforderungen, desto mehr neigst du dazu, dich selbst zu kritisieren und unter Druck zu setzen.
Während du durch das Leben reist und Chancen nutzt, lässt du auch viele Wege unerforscht. Die meisten von ihnen wirst du kaum beachten und schnell vergessen. Nicht so, wenn du 30 wirst. Jede Gelegenheit, die du einst verpasst hast, schießt dir wieder durch deinen Kopf. Wenn das passiert, tendierst du zu der Annahme, dass du dein Leben vergeudet hättest, weil du all diese für einen Dreißigjährigen “normalen” Dinge eben noch nicht erlebt hast
Damit beginnt die Krise der 30. Diese Krise ist ein Zustand der Verwirrung, Desorientierung und Unsicherheit, der durch die Differenz zwischen sozialen und persönlichen Erwartungen und der Realität verursacht wird.
Musst du überhaupt “normal” sein?
Das Leben ist eine lange Reihe von Entscheidungen, aber diese Entscheidungen bringen einen enormen sozialen Druck mit sich. Niemand will ihm wichtige Menschen enttäuschen, wie Eltern, Geschwister oder Freunde. Aus diesem Grund ist es oft einfacher, zu der Person zu werden, die die Menschen um dich herum in dir sehen wollen, ohne intensiv darüber nachzudenken, was du selbst wirklich willst. Aber die Erfüllung der Erwartungen anderer Menschen führt nicht zum Glück.
Von dem abzuweichen, was deine Kultur als normal oder Standard betrachtet, bedeutet nicht, dass dein Leben ein Misserfolg wäre. Die Abweichung von der Norm kann tatsächlich bedeuten, dass du ein Leben erschaffst, das auf dem basiert, was du wirklich willst. Nicht auf dem, was andere für dich wollen.
Sich selbst einen anderen Standard zu schaffen, bedeutet auch nicht, all jene “normalen” Ziele aufzugeben. Du kannst immer noch eine stabile Beziehung und einen regulären Job haben oder ein sportliches Auto fahren. Es ist schlicht so, dass du deine Prioritäten danach ordnest, was dir persönlich wirklich wichtig ist.
Wie sozialer Druck die Krise der 30 verursachen kann
Den gesamten sozialen Druck loszuwerden, ist nicht die Lösung, denn es ist unmöglich. Menschen sind soziale Wesen und niemand lebt in völliger Isolation. Aber wenn du die Krise der 30 erlebst, musst du einen Weg finden, mit dem Druck umzugehen und aus dem Konflikt möglichst heil herauszukommen.
Eine effektive Methode ist die Reflexion der Frage, warum du mit deinem Leben so unzufrieden bist. Hast du Angst, dass du deine Ziele oder Träume nicht mehr erreichen könntest? Dass du nie die Erwartungen anderer erfüllen wirst? Oder denkst du einfach darüber nach, was du wirklich im Leben willst? Es geht darum, in den Spiegel zu schauen und die eigenen Bedürfnisse und Wünsche herauszufinden und entsprechend zu handeln. Der Schlüssel liegt darin, deine eigenen Gedanken, Erwartungen und Werte von dem zu unterscheiden, was du von den Medien oder anderen Menschen hörst. Andernfalls kann der Druck von außen dein Glück allmählich untergraben.
Wenn es einen Punkt gibt, den du dir in diesem Artikel zu Herzen nehmen musst, dann ist es, dass ein glückliches und erfülltes Leben niemals das Ergebnis einer perfekten Erfüllung gesellschaftlicher Erwartungen ist. Glück kommt auf, wenn du die Kontrolle über dein Leben übernimmst und dich daran erinnerst, dass manchmal selbst die besten und hellsten Menschen auf Hindernisse stoßen oder abdriften.
Gehe deinen eigenen Weg
Du bist der Einzige, der für die Entscheidungen verantwortlich ist, die du triffst. Der soziale Druck wird immer da sein und dich an all die Dinge erinnern, die du inzwischen hättest tun “sollen”. Aber allein deine Einstellung ist entscheidend. Denke daran, dass es an dir liegt, ob du die konventionelle Route oder die weniger erforschten Wege nehmen möchtest.
Glück entsteht nicht dadurch, dass du das tust, was andere von dir erwarten, sondern indem du entdeckst, was du wirklich im Leben willst und deine Ziele verfolgst. Schau nicht zu anderen, um herauszufinden, was du willst. Wirf stattdessen einen Blick in den Spiegel.
Obwohl die Krise der 30 dich zwingen könnte, dir all die Träume und Ziele anzusehen, die du noch nicht erreicht hast, ist sie auch eine Erinnerung daran, dass es noch viel Leben zu leben gibt. Und wenn sich deine Prioritäten geändert haben, willst du diese Ziele vielleicht nicht einmal mehr verfolgen. Das Leben ist ein Weg, den du durch persönliche Entscheidungen ebnest, und jeder hat die Freiheit, seinen eigenen Weg zu gehen.
“Das Leben ist das, was einem passiert, während man damit beschäftigt ist, andere Pläne zu machen.”
John Lennon