Der Zusammenhang zwischen Trauer und Psychose

Der Verlust eines geliebten Menschen kann psychotische Symptome hervorrufen. Andererseits ist eine Psychose oft der Auslöser für einen Trauerprozess. Finde heraus, wie diese beiden Realitäten zusammenhängen.
Der Zusammenhang zwischen Trauer und Psychose
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Trauer ist ein Phänomen, mit dem wir alle irgendwann einmal konfrontiert werden. Eine Psychose hingegen ist eine unerwartete psychische Störung, mit einem sehr vielfältigen Krankheitsbild. Allerdings können wir auf mehreren Ebenen verschiedene Zusammenhänge zwischen Trauer und Psychose beobachten.

Die Wissenschaft klassifiziert psychische Störungen in Kategorien, um sie besser zu verstehen und die Diagnose und Intervention zu erleichtern. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die psychische Gesundheit ein globales Phänomen ist und oft eine Komorbidität vorliegt.

So können bestimmte psychische Störungen andere auslösen. Deshalb ist es wesentlich, diese Störungen zu erkennen und zu behandeln, um die Lebensqualität der betroffenen Person zu gewährleisten. Wir sehen uns heute an, welche Zusammenhänge zwischen Trauer und Psychose bestehen

Trauer und Psychose

Bevor wir uns damit befassen, wie Trauer und Psychose zusammenhängen, beschreiben wir diese Zustände einzeln: Trauer ist die emotionale Reaktion auf einen Verlust. Es handelt sich um einen psychologischen Prozess, der hilft, dieses Ereignis emotional zu verarbeiten und sich an die neue Situation anzupassen.

Nach dem Tod eines geliebten Menschen oder nach einer Trennung beginnt im Normalfall eine Trauerphase, in der Betroffene lernen müssen, dieses Vorkommnis zu akzeptieren. Auch in vielen anderen Situationen kommt es zu Trauerphasen.

Frau leidet an Trauer und Psychose

Als Psychose bezeichnen wir jedoch verschiedene psychische Störungen, die zum Verlust des Kontakts mit der Realität führen. Diese Störung wirkt sich in der Regel auf Gedanken, Affekte und Verhalten aus und produziert unter anderem Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Verwirrung.

Es handelt sich normalerweise um ein Symptom, das durch verschiedene Krankheiten ausgelöst werden kann, beispielsweise durch Schizophrenie oder psychotische Depression. Durch Drogenkonsum oder starken Stress können außerdem isolierte psychotische Ausbrüche erfolgen.

Wie hängen Trauer und Psychose zusammen?

Zwar sprechen wir von zwei verschiedenen psychologischen Zuständen, doch es sind verschiedene Zusammenhänge zu beobachten, die wir nachfolgende näher betrachten werden.

Psychose im Kontext eines Trauerprozesses

Es handelt sich um eine häufige Erfahrung, die Menschen erleben, die sich in einem Trauerprozess befinden. Psychotische Symptome können isoliert auftreten, um einen Verlust zu verarbeiten. Ein Beispiel dafür ist, die verstorbene Person zu sehen, zu hören oder zu fühlen. Rund 30 bis 60 % der trauernden Personen erleben diese Art von Halluzination beim Verlust ihres Ehepartners.

Andererseits können Trauerzustände psychotische Episoden auslösen. Es handelt sich in diesem Fall nicht um einen vorübergehenden Zustand, sondern um den Beginn einer Krankheit, die latent vorhanden sein kann und durch diese schwierige Episode ausgelöst wird.

Trauer in der Kindheit und Risiko einer Psychose im Erwachsenenalter

Interessant ist auch der Zusammenhang von Trauer und Psychose, der in einer im British Medical Journal veröffentlichten Studie beschrieben wird. Diese Untersuchung ergab, dass der Tod eines Familienmitglieds in der Kindheit das Risiko, im Erwachsenenalter eine Form von Psychose zu entwickeln, deutlich erhöht.

Die Wahrscheinlichkeit war höher, wenn die verstorbene Person zur Kernfamilie gehörte, und stieg, je jünger das Kind zum Zeitpunkt des Verlustes war.

trauriges Mädchen mit Plüschtier

Krankheitsbedingter Verlust

Die Psychose selbst kann einen großen Verlust bedeuten, sowohl für die erkrankte Person als auch für die Menschen, die ihr nahestehen. Nach dem Ausbruch der Krankheit sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten der betroffenen Person eingeschränkt und die Lebensqualität oft eingeschränkt. Die Wahrnehmung der Welt ist nicht mehr dieselbe. Diese Verluste können starke emotionale Auswirkungen haben.

In vielen Fällen kommt es zu partiellen Trauerprozessen. Die betroffene Person ist zwar physisch anwesend, doch psychisch verändert oder nicht gegenwärtig. Der Verlust ist weder vollständig noch definitiv, und gerade die Hoffnung auf Besserung kann die Trauer der Betroffenen erschweren. Außerdem wird diese Situation gesellschaftlich nicht als Trauer anerkannt und ist schwer zu verarbeiten.

Die Entwicklung verläuft episodisch, deshalb wiederholt sich auch die Trauer. Patienten und ihr Umfeld benötigen deshalb nach der Diagnose Hilfe, um diese Situation emotional bewältigen zu können. Ansonsten könnte sich ihr Zustand verschlechtern.

Trauer und Psychose

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es verschiedene Szenarien gibt, in denen Trauer und Psychose gemeinsam auftreten können. In all diesen Fällen ist es für die Planung der Intervention entscheidend, das Vorhandensein beider Faktoren zu erkennen. Wie bereits erwähnt, ist die psychische Gesundheit ein globales Phänomen, deshalb wirken sich alle Bemühungen und Fortschritte auch insgesamt positiv aus.

Umgekehrt wird das Ignorieren eines Teilproblems den gesamten Genesungsprozess behindern. Die Situation jeder Person ist einzigartig und komplex, eine Tatsache, die bei der Planung jeder Maßnahme berücksichtigt werden muss.


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