Depressionen bei Frauen im mittleren Lebensalter

Depressionen werden oft erst spät diagnostiziert, da viele Frauen an emotionale Erschöpfung, Stress und Überlastung gewohnt sind.
Andres Camilo Espinosa Poveda

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andres Camilo Espinosa Poveda.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Depressive Störungen sind ein weltweit zunehmendes Problem. Ihre Auswirkungen auf das Wohlbefinden sind enorm und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Frauen leiden deutlich häufiger an Stimmungsstörungen, deshalb analysieren wir heute, wie sich Depressionen bei Frauen im mittleren Lebensalter auswirken.

Biologische Ursachen von Depressionen

Depressive Störungen sind nicht das Ergebnis einer einzigen Ursache. Bei der Entstehung spielen immer verschiedene Faktoren eine Rolle: biologische (insbesondere neurobiologische) sowie psychosoziale Auslöser sind dafür verantwortlich.

Genetische Faktoren erklären etwa die Hälfte der Fälle von Major Depressionen und anderen depressiven Störungen. Wenn Familienmitglieder ersten Grades an Depressionen leiden, ist also die Gefahr, ebenfalls daran zu erkranken, deutlich größer. Zu den biologischen Ursachen zählt außerdem ein Ungleichgewicht der Neurotransmitterdas zu Veränderungen der Gehirnfunktionen führen und die Stimmung beeinflussen kann.

Bei Frauen kommen weitere biologische Variablen dazu: Jede Frau erlebt im Laufe ihres Lebenszyklus große hormonelle Veränderungen, die zwar in den meisten Fällen problemlos verlaufen, aber manchmal auch depressive Zustände auslösen können.

Pubertät, Menarche (erste Regelblutung), Schwangerschaft, Wechseljahre – all das sind wichtige Momente im Leben einer Frau. Mitten in diesen Phasen kommt es zu großen hormonellen Veränderungen, die unter anderem in Kombination mit genetischen Faktoren Auslöser für Depressionen sein können.

Depressionen bei Frauen im mittleren Lebensalter
Frauen im mittleren Lebensalter erfahren durch die Menopause große hormonelle Umstellungen: Der Östrogenspiegel sinkt dramatisch.

Psychosoziale Ursachen von Depressionen bei Frauen

In vielen Fällen sind psychosoziale Ursachen für Depressionen bei Frauen im mittleren Lebensalter verantwortlich, da g esellschaftliche und stereotype Vorstellungen das Risiko erhöhen. 

Die beruflichen Perspektiven können frustrierend sein und die Doppelbelastung durch Job und Haushalt ist oft groß, denn noch immer werden Frauen in typische Rollen gedrängt. Viele werden sich der Auswirkungen erst im mittleren Lebensalter bewusst: Sie haben für die Familie ihre berufliche Karriere geopfert und wissen, dass es jetzt für verantwortungsvollere Berufe zu spät ist.

Viele Frauen leiden viele Jahre an beruflicher und familiärer Überbelastung oder haben finanzielle Probleme und kommen irgendwann an ihre Grenzen.

Betroffene Frauen stehen möglicherweise schon seit Jahren durch Stress und Sorgen unter Druck und irgendwann ist es zu viel: Depressive Symptome weisen auf die emotionale Belastung hin. 

Frauen sind allerdings in vielen Fällen selbst die emotionale Stütze ihrer Familien und Freunde, sie sind es gewohnt zu helfen, jedoch nicht, um Hilfe zu bitten. Sie haben vielleicht sogar das Gefühl, persönlich versagt zu haben oder Schwäche zu zeigen.

Wir dürfen auch frauenspezifische Gewalt nicht vergessen: Häufige Nebenwirkungen sind Depressionen, wobei nicht nur das Opfer selbst, sondern auch die Familie daran leidet.

Fehlende Unterstützung und Vermeidungsverhalten oder das Verleugnen der Symptome, um Angehörige nicht zu beunruhigen, verstärken die bestehenden Risikofaktoren.

Depressionen bei Frauen: Was tun?

Du kennst jetzt die Faktoren, die Frauen in der Lebensmitte für Depressionen anfällig machen, und kannst präventive Maßnahmen ergreifen oder zumindest die Anzeichen erkennen und frühestmöglich fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Der jährliche Gesundheitscheck ist nicht nur wichtig, um physische Krankheiten zu erkennen. Nutze diese Gelegenheit auch, um deine psychische Gesundheit sicherzustellen. Solltest du genetisch vorbelastet sein, ist dies besonders wichtig.

Außerdem sind unterstützende Netzwerke hilfreich. Du solltest versuchen, schon früh innige Beziehungen aufzubauen und Kommunikationsräume zu schaffen, damit du deine Sorgen und Emotionen mit anderen teilen kannst.

Wie erwähnt, sind Frauen noch immer ungleich stark belastet, deshalb ist die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern ein weiteres Anliegen, das einen Beitrag dazu leisten kann, das Risiko für Depressionen bei Frauen zu reduzieren.

Wenn du dich bereits in einem depressiven Zustand befindest, ist professionelle Hilfe grundlegend. Du erkennst diese Situation an folgenden Symptomen:

  • Schlafstörungen
  • Verlust des Interesses an Aktivitäten, die du normalerweise magst
  • Verschlechterung der zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Häufiges Weinen
  • Intensive und anhaltende Gefühle der Verzweiflung
  • Ständige Müdigkeit

Vergiss nicht, dass Depression eine ernste Krankheit ist, die eine Intervention erfordert.

Depressionen bei Frauen
Viele Frauen im mittleren Lebensalter leiden an Depressionen.

Füreinander sorgen

Selbstfürsorge und gegenseitige Hilfe sind in der Prävention und Behandlung von Depressionen grundlegend. Solltest du bei dir oder anderen Symptome bemerken, zögere nicht daran, um Hilfe zu bitten oder andere zu unterstützen.


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