Depression in einer Beziehung: Liebe zwischen zwei depressiven Menschen

Es ist keine Seltenheit, dass in einer Beziehung beide Partner an einer Depression leiden. Diese Situation ist komplex und erfordert unbedingt psychologische Betreuung.
Depression in einer Beziehung: Liebe zwischen zwei depressiven Menschen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. November 2022

Kann eine Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen gut gehen? Können sie sich gegenseitig unterstützen und den Abgrund, in dem sie sich befinden, gemeinsam überwinden?

Ein Bericht der American Psychiatric Association (APA) zeigt auf, dass jeder sechste Mensch irgendwann in seinem Leben an einer Depression leidet. Es ist deshalb keine Seltenheit, dass in einer Beziehung beide Partner zur gleichen Zeit eine depressive Störung entwickeln. Es handelt sich um eine komplexe Situation mit schwierigen Herausforderungen.

Sich um eine depressive Person zu kümmern, ist eine schwierige, entkräftende Aufgabe, die besonders komplex ist, wenn es dir selbst nicht gut geht. In vielen Fällen sind außerdem Kinder und andere Verpflichtungen vorhanden, die Aufmerksamkeit verlangen. Das Gefühl der Verzweiflung verstärkt diese extremen psychischen Belastungen zusätzlich. 

Die psychologische Betreuung ist in diesem Fall eine Notwendigkeit. Wenn zwei depressive Menschen den Alltag teilen, benötigen sie effiziente Strategien, um der Dunkelheit zu entkommen und erneut Hoffnung zu schöpfen. Das kann gelingen, wenn beide gewillt sind, diesen Weg zu gehen und sich helfen zu lassen.

Die Diagnose ist der erste Schritt. Danach ist die psychologische Betreuung eine Notwendigkeit, um die Hoffnungslosigkeit zu überwinden.

Depression in einer Beziehung: Die Liebe zwischen zwei depressiven Menschen
Mit Liebe können sich zwei depressive Menschen gegenseitig unterstützen und die Dunkelheit überwinden.

Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen: Was ihr tun könnt

Es gibt viele Faktoren, die zu einer doppelten Depression in einer Paarbeziehung führen können. Langzeitarbeitslosigkeit, der Verlust eines Kindes, ungelöste Traumata oder Faktoren, die nicht immer leicht zu definieren sind. Manchmal gibt es eine gemeinsame Ursache, die bei beiden Partnern Niedergeschlagenheit und Traurigkeit auslöst.

In anderen Fällen sind die depressiven Zustände auf voneinander unabhängige Ereignisse zurückzuführen. Wenn beide Partner an einer Depression leiden, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer Hoffnungslosigkeit. Du benötigst in dieser Situation das Verständnis und die Unterstützung deines Partners, der jedoch nicht in der Lage ist, dir zu helfen, da er selbst eine schwierige Zeit durchmacht.

So zeigt eine Studie der Florida State University, dass diese Realität bei älteren Paaren häufiger vorkommt. Oft kann die Isolation in Verbindung mit einer Krankheit dazu führen, dass beide Partner eine depressive Störung entwickeln und ihre Lebensqualität daran erheblich leidet.

Des Weiteren kommt es häufig zu einer Co-Depression: Das Zusammenleben mit einer depressiven Person kann so belastend sein, dass der Partner ebenfalls depressive Symptome entwickelt. Die Depression wirkt ansteckend, was die betroffene Person jedoch vielleicht lange nicht bemerkt.

Die Diagnose der Krankheit ist grundlegend, um danach entsprechende Schritte einzuleiten, die beide Partner aus ihrer Hoffnungslosigkeit befreien können. Zusätzlich zu einer fachärztlichen Behandlung und Psychotherapie sind folgende Empfehlungen hilfreich.

Ein Unterstützungsnetzwerk ist besonders wichtig, wenn beide Partner an einer Depression leiden.

1. Jeder Mensch geht mit Depressionen anders um

In einer Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen muss berücksichtigt werden, dass die Gründe unterschiedlich sein können und dass jeder Mensch mit Depressionen unterschiedlich umgeht. Manche Menschen verbergen ihre Emotionen, anderen fällt es einfacher, diese auszudrücken. Eine versteckte Depression ist nicht weniger schlimm, nur weil man sie nicht sieht.

Da die Bewältigungsmechanismen unterschiedlich sind, variiert oft auch der psychotherapeutische Ansatz. 

2. Der Partner sollte keine Verantwortung für das Leiden des anderen übernehmen

In einer Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen sollte keiner die Verantwortung für die Heilung des anderen übernehmen. Jeder muss sich selbst verantwortlich machen, gleichzeitig den Partner jedoch unterstützen. Es handelt sich um eine gemeinsame Reise, die allerdings jeder für sich selbst beschreiten muss.

3. Beide Partner brauchen eigene Ressourcen

In einer Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen ist es entscheidend, dass jeder seinen eigenen Psychologen, Arzt, Psychiater hat und über eigene Ressourcen verfügt. Dazu gehören Freunde, Familie und Aktivitäten, welche die Person aktivieren und den Heilungsprozess fördern.

Wenn in einer Paarbeziehung beide Partner unter Depressionen leiden, ist Unterstützung wichtig, doch auch eigene Ressourcen sind für den Heilungsprozess grundlegend.

4. Zeitpläne und Routinen, um den Alltag zu meistern

Gewohnheiten und Routinen helfen dem Paar, die Kontrolle über das eigene Leben wieder zurückzugewinnen. Aktivitäten, die die soziale Verbundenheit fördern, sind für beide wichtig. Es kann ein Vorteil sein, wenn beide das gleiche Ziel haben: Wenn einer keine Lust hat, Sport zu treiben oder einen Spaziergang zu machen, kann ihn der andere motivieren.

Depression in einer Beziehung: Die Liebe zwischen zwei depressiven Menschen
Jeder ist für seine eigene psychische Gesundheit verantwortlich, trotzdem ist die gegenseitige Unterstützung wichtig.

5. Selbsterkenntnis, um zu verstehen, was unsere Depression verstärkt

Bestimmte Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen und Überzeugungen verstärken den depressiven Zustand. Deshalb ist es wichtig, ein gutes Selbstbewusstsein für die inneren Dynamiken zu entwickeln, die das Leiden verschlimmern.

Das ist eine individuelle Aufgabe, doch das Paar kann sich dabei auch gegenseitig unterstützen. Wenn der Partner keine Lust hat aufzustehen, kann ihn der andere dazu motivieren, gemeinsam etwas zu unternehmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Depressionen episodisch verlaufen: Es gibt bessere und schlechtere Tage. In manchen Zeiten ist der eine motivierter, in anderen kann der andere besser helfen.

6. Regeln für die gegenseitige Selbstfürsorge

In einer Beziehung zwischen zwei depressiven Menschen ist es ratsam, einige Richtlinien für die gegenseitige Selbstfürsorge zu vereinbaren. Auf diese Weise ist es einfacher, Fortschritte zu erzielen und gleichzeitig die Beziehung zu stärken.

  • Eine gesunde Kommunikation ist grundlegend. Das Paar sollte sich einander öffnen und über Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse sprechen.
  • Die gegenseitige Fürsorge durch einfache Fragen über das Befinden des Partners ist sehr hilfreich. Beide sollten respektvoll und einfühlsam in Worten sowie Taten sein und den Willen haben, diese Situation gemeinsam zu überwinden.
  • Es lohnt sich, ein System zu entwickeln, um die gegenseitigen Bedürfnisse zu befriedigen. Manchmal benötigst du Einsamkeit, in anderen Zeiten einen Gesprächspartner, einen Freund oder ein Familienmitglied, das zuhören kann … Alle Bedürfnisse sollten besprochen und respektiert werden.

Wir möchten abschließend darauf hinweisen, dass diese Situationen keine Ausnahmen sind. Depressionen können – wie jedes andere psychische Problem auch – jederzeit in unserem Leben auftauchen. Manchmal ist es sogar so, dass jeder Partner mit unterschiedlichen psychischen Störungen zu kämpfen hat. Vergiss nicht, dass professionelle Hilfe grundlegend ist, um diese schwierige Situation zu überwinden.


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