Das VEC-Modell: Was ist bewusste emotionale Bindung?

Emotionen bestimmen, wie wir uns verhalten und wie erfolgreich wir in jedem Umfeld sind. Was wäre, wenn wir sie bewusst wählen könnten? Das ist der Ansatz der bewussten emotionalen Bindung.
Das VEC-Modell: Was ist bewusste emotionale Bindung?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Wir wissen, wie wichtig Emotionen und emotionale Intelligenz sind. Die systematische und rigorose Forschung ist auf diesem Gebiet jedoch erst am Anfang. In diesem Zusammenhang präsentieren wir heute das VEC-Modell, ein neuer Ansatz zur bewussten emotionalen Bindung.

Bisher haben sich die Bemühungen darauf konzentriert, Menschen dabei zu helfen, ihre emotionalen Zustände zu erkennen, sie zu benennen und sie zu bewältigen. Doch wäre es nicht ausgezeichnet, wenn wir in der Lage wären, in jedem Moment die am besten geeignete Emotion zu wählen? Was wäre, wenn wir ein emotionales Klima für uns selbst und für unsere Mitmenschen schaffen könnten? Darum geht es in dem Modell, das wir heute vorstellen.

Das VEC-Modell und die bewusste emotionale Bindung

Die bewusste emotionale Bindung ist eine Art von emotionaler Intelligenz, die es uns ermöglicht, uns bewusst mit unseren inneren Zuständen zu verbinden, das heißt auf intelligente Weise mit unseren Emotionen umzugehen.

Das VEC-Modell beginnt mit einem Prozess der Selbsterkenntnis und lehrt Begriffe wie Selbstmanagement und emotionale Führung. In vielen Fällen geht es darum, eine Gruppe unter der Führung einer Person zu beeinflussen.

Dieses Modell wurde von dem klinischen Psychologen Roberto Aguado entwickelt und basiert auf den Erkenntnissen der Neurowissenschaft. Nach jahrzehntelanger Forschung gilt die bewusste emotionale Bindung als eines der nützlichsten Werkzeuge, um Wohlbefinden sowie persönlichen und sozialen Erfolg zu erreichen.

Der Name dieses Modells kommt aus dem Spanischen “Vinculación Emocional Consciente” (VEC).

Das VEC-Modell und die bewusste emotionale Bindung

Angemessene und unangemessene Emotionen

In der Regel unterscheiden wir zwischen Emotionen mit positiver Valenz (die uns ein gutes Gefühl geben) und negativer Valenz (die uns ein schlechtes Gefühl geben). Das VEC-Modell kategorisiert jedoch angemessene und unangemessene Emotionen. 

Angemessene Emotionen sind funktional und helfen, mit dem jeweiligen Kontext zurechtzukommen. Wenn du zum Beispiel bei Feuer Angst empfindest, schützt dich dieses Gefühl vor einer möglichen Gefahr.

Im Gegensatz dazu sind unangemessene Emotionen diejenigen, die unter diesen Umständen nicht nützlich sind, dich einschränken oder Probleme bereiten. Die gleiche Angst ist dysfunktional, wenn sie in einer harmlosen Situation auftritt (beispielsweise im Umgang mit anderen Menschen).

Der Mensch wird mit einem Repertoire an grundlegenden Emotionen geboren (Ekel, Angst, Traurigkeit, Überraschung und Freude). Im Laufe des Heranwachsens lernen wir jedoch, diese Emotionen mit bestimmten Situationen zu assoziieren. Wenn dieser Prozess auf unangemessene Weise erfolgt (wenn ein Kind zum Beispiel Angst vor sozialen Kontakten hat) entsteht Leid.

Durch die bewusste emotionale Bindung werden wir ermutigt, diese Assoziationen zu verlernen und neu zu lernen, und zwar auf eine effektivere Weise. Es geht darum, Traurigkeit fühlen, wenn es nötig ist, Angst, wenn sie schützt, oder Freude, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Zu diesem Zwecke ist es hilfreich, den richtigen Bezugspunkt zu haben.

Das VEC-Modell in der Bildung

Bildung ist einer der Hauptbereiche, in denen das VEC-Modell Anwendung findet, wobei die Ergebnisse sowohl für die Lehrkräfte als auch für die Schüler sehr positiv sind. Es geht darum, ein angemessenes Lernklima zu schaffen.  Zu diesem Zweck differenziert dieses Modell zwei Gruppen von Emotionen, die den Lehr-Lern-Prozess erleichtern oder behindern.

TRAM-Emotionen

Auch dieses Akronym kommt aus dem Spanischen:

  • Tristeza – Traurigkeit: Die Lehrkraft oder die Schüler fühlen sich traurig, verzweifelt oder unmotiviert.
  • Rabia – Wut: Du ärgerst dich über die Verpflichtung, im Unterricht zu sein und ein Fach zu belegen.
  • Asco – Abscheu: Das Thema oder die Art und Weise, wie es unterrichtet wird, ruft Unmut hervor.
  • Miedo – Angst: Die Schüler fühlen sich nicht in der Lage, zu lernen oder dem Unterricht gerecht zu werden.

Wenn die Lehrkraft oder die Schüler diese Emotionen im Unterricht experimentieren, wird es schwer sein, Wissen zu integrieren und sinnvoll zu lernen.

CASA-Emotionen

Dieses Akronym steht für Curiosidad – Neugier, Admiración – Bewunderung, Seguridad – Sicherheit und Alegría – Freude. Mit diesen Emotionen sind Lehrkräfte und Schüler motiviert. Das Interesse am Unterricht ist gegeben und die Schüler sind lernfähig. Auf diese Weise wird Wissen auf eine viel einfachere und natürlichere Art und Weise erworben.

Es sind genau diese Emotionen, die zu einem großen Teil das Schulversagen erklären. Das ist der Grund, warum zum Beispiel hochbegabte Schüler nicht so gut abschneiden, wie man es erwarten könnte. Fehlende Motivation, mangelndes Interesse und negative emotionale Zustände behindern den Lernprozess.

das VEC-Modell im Unterricht

Wir wählen unsere Emotionen

Kurz gesagt, das VEC-Modell ermöglicht es uns, unsere Emotionen bewusst auszuwählen, anstatt uns von ihnen kontrollieren zu lassen.

Es ist positiv, Wut zu empfinden, wenn wir uns verteidigen müssen, aber nicht, wenn wir versuchen, zu kommunizieren und Vereinbarungen zu treffen. Es ist notwendig, im Angesicht der Gefahr Angst zu empfinden, aber nicht in einem Klassenzimmer.

Deshalb ist das VEC-Modell ein gutes Werkzeug zum Lernen. Wenn wir uns bewusst mit unseren Emotionen auseinandersetzen, können wir das Beste aus ihnen herausholen.


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  • Aguado, R. (2014). La emoción decide y la razón justifica. Padres Y Maestros / Journal of Parents and Teachers, (357), 15-19. Recuperado a partir de https://revistas.comillas.edu/index.php/padresymaestros/article/view/3292
  • Aguado, R. (2015) Vinculación Emocional Consciente (VEC). El poder de saber que puedes. Educar y orientar: La revista de COPOE Nº2 (24-30).

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