Das "Social Convoy Model" von Kahn & Antonucci: Stabilität und soziale Unterstützung
Das soziale Netzwerk umfasst Familie, Freunde und Bekannte, die dich unterstützen und bereit sind, mit dir durch dick und dünn zu gehen. Als soziale Wesen sind wir nicht auf unfreiwillige Einsamkeit vorbereitet, wir benötigen die Interaktion mit anderen Menschen. Austausch und gegenseitige Unterstützung ermöglichen es uns, zu überleben und uns weiterzuentwickeln. Sichtbare Ergebnisse sind beispielsweise Sprache, Kultur und Technologie. Das Social Convoy Model von Kahn & Antonucci erklärt, wie wichtig Beziehungen für unser psychisches Wohlbefinden sind.
Der Freundschaftskreis wird in der Regel mit der Zeit kleiner, dafür jedoch stärker und authentischer.
Das Social Convoy Model von Kahn & Antonucci
Das soziale Netzwerk besteht aus jenen Menschen, die dich im Laufe des Lebens begleiten. Du baust Vertrauen zu ihnen auf und du weißt, dass du mit ihnen rechnen kannst, wenn du Unterstützung benötigst. Du teilst mit deinen nächsten Bezugspersonen deine Werte und Ziele. Die Forscher Robert Kahn und Toni Antonucci (Universität von Michigan) prägten dafür 1980 den Begriff “Social Convoy“. In ihrem Modell erklären sie die Eckpfeiler unserer Beziehungen sowie ihre Bedeutung für das psychische Wohlbefinden und das gesunde Altern.
Das Social Convoy Model hilft uns, eine Realität zu verstehen, über die wir nicht genug sprechen: Die Einsamkeit älterer Menschen ist eine stille Epidemie, die sich zu einem echten Notfall in unserer Gesellschaft entwickelt. Die soziale Isolation kann tödlich sein, denn das Fehlen starker emotionaler Bindungen und lohnender Interaktionen im Alltag macht uns krank.
Starke soziale Netzwerke, die wir im Laufe der Zeit aufbauen, pflegen und gestalten, können physischen und psychischen Krankheiten vorbeugen.
Einsamkeit im Alter ist psychisch sehr belastend, wirkt sich jedoch auch auf die physische Gesundheit sehr negativ aus.
Die drei Kreise unserer sozialen Netzwerke
Dr. Toni C. Antonucci führte an der Universität von Michigan eine Studie durch, die uns darauf aufmerksam macht, dass wir im Laufe unseres Lebens drei Kreise von Beziehungen aufbauen, die unsere gute psychosoziale Entwicklung garantieren:
- Der Kreis, der uns am nächsten steht, umfasst die wichtigsten Menschen, ohne die unsere Existenz sinnlos wäre. Das gesunde Altern hängt von diesen sehr nahestehenden Menschen ab.
- Der zweite Kreis besteht aus Menschen, die zwar nicht so wichtig sind, jedoch auch zum Wohlbefinden beitragen. Das sind einige Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen usw. Du erhältst von ihnen Bestätigung und Unterstützung.
- Doch auch schwächere Bindungen, die den dritten Kreis ausmachen, sind von Bedeutung: Nachbarn, Bäcker, Briefträger oder auch fremde Personen, mit denen du Gespräche führen und Meinungen austauschen kannst.
Unterstützende soziale Netzwerke sind im Alter besonders wichtig
Das Social Convoy Model erinnert uns daran, dass die Lebenserwartung und die Lebensqualität im Alter von den sozialen Netzwerken abhängen, die wir im Laufe des Lebens aufbauen. Wir haben bereits erwähnt, dass Einsamkeit krank macht. So zeigen beispielsweise Untersuchungen der Universität Brigham Young (US), dass Einsamkeit das Sterberisiko erhöht.
Das Gehirn benötigt die erfreuliche Stimulation des Dialogs, des Lachens, der Komplizenschaft. Menschen erleben Stress, wenn die Stunden, Tage und Wochen vergehen, ohne dass sie ihre Gedanken und Erfahrungen mit anderen teilen können. Die drei Freundschaftskreise sind das beste Vitamin und das stärkste Mittel gegen Depressionen.
Das Geheimnis einer langen Lebenserwartung: soziale Kontakte!
Viele Programme für ältere Menschen scheitern, denn es ist nicht einfach, ihre Dynamik und ihren Alltag zu verändern. Das Social Convoy Model bietet jedoch auch praktische Lösungen an, um Einsamkeit im letzten Lebensabschnitt zu vermeiden.
Wenn wir glücklich und gesund altern wollen, müssen wir uns der Bedeutung von sozialen Kontakten und dem Aufbau sinnvoller und bereichernder Bindungen bewusst sein. Allerdings gibt es ein offensichtliches und sehr aktuelles Problem: Junge Menschen fühlen sich zunehmend einsam und leiden unter starken sozialen Ängsten.
Das ist jedoch nicht das einzige besorgniserregende Phänomen: Menschen in ihren 40ern und 50ern, die auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn stehen, haben das Gefühl, keine Zeit mehr für soziale Kontakte zu haben. Das kann zum Verlust von Freundschaften, Familienbanden und manchmal sogar von Beziehungen führen. Wir müssen verstehen, dass der Aufbau und die Pflege unserer sozialen Beziehungen Zeit erfordern.
Wir betonen abschließend noch einmal die Wichtigkeit unterstützender sozialer Netze, um Einsamkeit zu vermeiden und eine gute Lebensqualität zu erhalten. Gemeinsam ist die Reise durch das Leben glücklicher, bereichernder und gesünder.
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- Antonucci, Toni & Ajrouch, Kristine & Birditt, Kira. (2013). The Convoy Model: Explaining Social Relations From a Multidisciplinary Perspective. The Gerontologist. 54. 10.1093/geront/gnt118.
- Toni C. Antonucci, PhD, Kristine J. Ajrouch, PhD, Kira S. Birditt, PhD, The Convoy Model: Explaining Social Relations From a Multidisciplinary Perspective, The Gerontologist, Volume 54, Issue 1, February 2014, Pages 82–92, https://doi.org/10.1093/geront/gnt118