Das Couvade-Syndrom - oder Schwangerschaft aus Sympathie

Das Couvade-Syndrom - oder Schwangerschaft aus Sympathie
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Alejandro Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Obwohl sich die meisten Artikel in unserem Blog für Psychologie auf bekannte psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände konzentrieren, gibt es alle möglichen psychologischen Probleme, die ebenfalls negativen Einfluss auf uns nehmen und unsere Lebensqualität mindern können. Das Couvade-Syndrom, eine “Sympathieschwangerschaft”, ist dabei eines der interessantesten Phänomene.

Dieses Syndrom manifestiert sich bei werdenden Vätern und führt bei Betroffenen zu typischen Schwangerschaftssymptomen. In diesem Artikel wollen wir uns mit den häufigsten Symptomen dieses Syndroms und seinen möglichen Ursachen befassen.

Das Couvade-Syndrom: Was ist das?

Das Couvade-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der Männer schwangerschaftsähnliche Symptome aufweisen, wenn ihre Partnerin ein Baby erwartet. Obwohl niemand die genaue Ursache dieses Syndroms kennt, sind viele Wissenschaftler der Meinung, dass es vor allem mit Empathie gegenüber der schwangeren Frau und den organischen Veränderungen zusammenhängt, die die Schwangerschaft für sie bedeutet.

Dieser Zustand verändert den Hormonspiegel der betroffenen Männer signifikant. Tatsächlich haben kürzlich durchgeführte Studien belegt, dass der Testosteronspiegel der Betroffenen in den meisten Fällen abnimmt, während der Prolaktinspiegel  – Prolaktin ist eines der wichtigsten Hormone in der Schwangerschaft – ansteigt.

Experten unterscheiden diesen Zustand von anderen psychischen Erkrankungen wie der Scheinschwangerschaft. Letztere tritt nur bei Frauen auf. Beide werden jedoch als psychosomatische Störungen klassifiziert, das heißt, Erkrankungen, bei denen die menschliche Psyche körperliche Veränderungen hervorrufen kann.

Eine Schwangere vergleicht ihren Babybauch mit dem Bauch eines Mannes.

Die häufigsten Symptome

Die Symptome dieser Erkrankung manifestieren sich in der Regel im ersten Trimester der Schwangerschaft und verschwinden spätestens, sobald das Baby geboren ist.

Das Couvade-Syndrom wird dabei nicht als ernstes Problem betrachtet, da es kein wirkliches Gesundheitsrisiko darstellt. Die Symptome, die dieses Syndrom verursacht, können jedoch sehr lästig sein. Einige der häufigsten sind:

  • Schwangerschaftsübelkeit
  • Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit und erhöhte emotionale Empfindlichkeit
  • Heißhungerattacken mit geruchlichen und geschmacklichen Aberrationen
  • Plötzliche Gewichtsveränderungen (Gewichtszunahme und/oder Gewichtsverlust)
  • Verdauungsstörungen wie Durchfall, Blähungen oder Magenschmerzen.
  • Bauchschmerzen ähnlich wie bei Wehen

Mögliche Ursachen des Couvade-Syndroms

Hormonelle Veränderungen

Einige Experten glauben, dass die endokrinen Veränderungen, die bei einer schwangeren Frau auftreten, die Hormonwelt des Mannes beeinflussen können. Dies würde erklären, warum es zu einer Abnahme des Testosterons und zu einer Zunahme des Prolaktins kommt.

Übermäßiges Einfühlungsvermögen

Einige Studien deuten darauf hin, dass Männer, die sich tendenziell übermäßig in die Lage ihrer Partnerin versetzen, eher anfällig für das Couvade-Syndrom seien. Dies bedeutet, dass die Bereitschaft des Mannes, die Last der Schwangerschaft zu teilen, oder sein Wunsch, aktiv an der Schwangerschaft teilzunehmen, zum Auftreten dieser Erkrankung führen können.

Ein schwangerer Mann und seine schwangere Frau stehen in einem Mohnblumenfeld.

Angstzustände und Stress

Eine Schwangerschaft bedeutet immer auch einen Einschnitt im Leben eines Paares. Dies kann zu vermehrten Stress führen, der auch beim werdenden Vater Angst auslösen kann. Diese Entwicklung hängt oft mit einer Abnahme des Testosteronspiegels zusammen. Forscher vermuten, dass dieses Phänomen für einige der Symptome dieser Erkrankung verantwortlich sei.

Eifersucht

Schließlich glauben einige Psychologen, dass Männer, die an diesem Syndrom leiden, eifersüchtig auf die Mutter (weil sie fühlen, dass sich in der werdenden Mutter ein neues Leben bildet) oder auf das Baby (da sie nicht länger die wichtigste Person in der Beziehung bzw. im Leben der Partnerin sein werden) seien. Diese Eifersucht kann der Auslöser für dieses Syndrom sein, da sie eine Art unbewussten Mechanismus im werdenden Vater triggert, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Obwohl es ziemlich nervig sein kann, ist das Couvade-Syndrom überhaupt nicht gefährlich. Werdende Väter, die unter dem Couvade-Syndrom leiden, sollten einen entsprechenden Fachmann kontaktieren, der Betroffenen helfen kann, dieses Syndrom zu überwinden. Und dann die Schwangerschaft genießen – die ihrer Partnerin.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.