Das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit: Kannst du Unsicherheit tolerieren?

Das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit bezieht sich auf das Gefühl der Dringlichkeit, das manche Menschen haben, um sofortige Antworten und Klarheit über die Dinge in ihrem Leben zu erhalten.
Das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit: Kannst du Unsicherheit tolerieren?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Im Laufe unseres Lebens müssen wir uns mit Unsicherheit auseinandersetzen, ob wir dies nun wollen oder nicht. Jeder tut und muss es. Es werden Dinge auftauchen, die wir nicht hätten vorhersagen können, sowie Umstände, unter denen unsere bisherigen Erfahrungen nicht viel helfen, wenn überhaupt. Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich auf Unsicherheit. Während sich einige Menschen in dieser Art von kognitiver Schwebe ziemlich wohl fühlen, möchten andere so schnell wie möglich wieder auf stabilen Boden zurückkehren. Und diese Unterschiede sind genau das, was mit der Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit (engl. Need for Closure Scale, kurz NFCS). gemessen wird.

Wenn wir die Menschen um uns herum beobachten, werden wir darunter einige finden, denen es schwer fällt, Entscheidungen zu treffen, nach vorne zu schauen oder sich einer Meinung zu verpflichten. Wir werden auch Personen begegnen, die Ordnung, Routine und konkrete Ideen stark bevorzugen.

In unserem heutigen Artikel werden wir über die Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit sprechen, anhand derer du ermitteln kannst, in welche Kategorie du fällst. Wenn wir dein Interesse geweckt haben, solltest du im Folgenden weiterlesen!

Dieses Konzept bezieht sich auf den Impuls, eine endgültige Antwort auf ein Problem zu suchen und aufrechtzuerhalten

Was ist das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit?

Dieses Konzept bezieht sich auf den Impuls, eine endgültige Antwort auf ein Problem oder Ereignis zu suchen und aufrechtzuerhalten. Es beruht auf einer Abneigung gegenüber Verwirrung, Unsicherheit oder Mehrdeutigkeit.

Trotz der Tatsache, dass äußere Umstände unsere Reaktionen beeinflussen können, sind wir alle dazu veranlasst, uns irgendwann auf dieses relativ stabile Kontinuum zu setzen.

Das Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit hat zwei unterschiedliche Tendenzen:

  • Die Dringlichkeitstendenz. Sie bezieht sich auf die Notwendigkeit einer sofortigen Antwort auf eine ungewisse Situation. Zum Beispiel: „Wann werde ich herausfinden, ob ich den Job bekommen habe oder nicht?“ Diejenigen, die eine ausgeprägte Dringlichkeitstendenz haben, neigen dazu, Entscheidungen sehr schnell zu treffen. Außerdem können sie große Angst erfahren, wenn die Dinge nicht konkret sind.
  • Die Beständigkeitstendenz. Dies ist der starke Wunsch, die kognitive Geschlossenheit, die eine Person erreicht hat, aufrechtzuerhalten. Diese Menschen benötigen die Antworten, um stabil und sich treu zu bleiben, und sie bemühen sich, neue Informationen zu vermeiden, die diese Stabilität beeinträchtigen könnten.

Die Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit

Eine Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit ist ein Instrument, mit dem wir messen können, wo wir uns auf dem Kontinuum befinden. Während der ursprüngliche Test 42 Aussagen enthält, stellen wir dir heute eine gekürzte Version vor.

Die Skala besteht aus 14 Aussagen, denen du einen Punktwert zwischen 1 (absolut nicht einverstanden) und 6 (absolut einverstanden) zuweisen solltest, je nachdem, mit welchem Wert du dich am ehesten identifizierst.

Aussagen der Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit

  1. In unsicheren Situationen ziehe ich es vor, sofort eine Entscheidung zu treffen, was auch immer das ist.
  2. Wenn ich mit mehreren potenziell gültigen Optionen konfrontiert bin, wähle ich schnell und ohne zu zögern eine aus.
  3. Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, ziehe ich es vor, sie auf der Grundlage der ersten verfügbaren Lösung zu treffen, anstatt sorgfältig zu überlegen, welche Entscheidungen ich treffen sollte.
  4. Ich fühle mich sehr unwohl, wenn die Dinge um mich herum nicht in Ordnung sind.
  5. Ich vermeide es generell, an Diskussionen über mehrdeutige oder kontroverse Themen teilzunehmen.
  6. Wenn ich mich mit einem Problem befassen muss, denke ich nicht viel darüber nach, sondern entscheide mich einfach, ohne an mir selbst zu zweifeln.
  7. Wenn ich ein Problem lösen muss, verschwende ich normalerweise keine Zeit damit, über verschiedene Sichtweisen nachzudenken.
  8. Ich bin lieber mit Leuten zusammen, die die gleichen Ideen, Vorlieben und Abneigungen wie ich haben.
  9. Im Allgemeinen suche ich nicht nach alternativen Lösungen für Probleme, für die ich bereits eine Lösung habe.
  10. Ich fühle mich unwohl, wenn ich keine schnelle Antwort auf ein Problem habe, mit dem ich konfrontiert bin.
  11. Jede Lösung eines Problems ist besser als in einem Zustand der Unsicherheit zu leben.
  12. Ich bevorzuge Aktivitäten, bei denen sehr klar ist, was zu tun ist und wie es zu tun ist.
  13. Sobald ich eine Lösung für ein Problem gefunden habe, halte ich es für sinnlos, Zeit damit zu verschwenden, über andere mögliche Lösungen nachzudenken.
  14. Ich bevorzuge Dinge, die ich gewohnt bin, gegenüber Dingen, die ich nicht kenne oder nicht vorhersagen kann.
Eine Skala zum Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit ist ein Instrument, mit dem wir messen können, wo wir uns auf dem Kontinuum befinden

Interpretation der Ergebnisse

Um deine endgültige Punktzahl zu erhalten, addierst du einfach die Punkte, die du jedem Element zugewiesen hast. Deine Punktzahl sollte dann irgendwo zwischen 0 und 84 liegen. Je höher die Punktzahl, desto höher ist dein Bedürfnis nach kognitiver Geschlossenheit.

Dieses Konzept hat einen Einfluss darauf, wenn es darum geht Hypothesen und Alternativen für  Situationen zu entwickeln, die in deinem Leben auftauchen. Dies hat auch damit zu tun, wie einfühlsam, tolerant und flexibel du in Bezug auf dein Urteilsvermögen und  deine Entscheidungsfindung bist.


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  • Horcajo, J., Díaz, D., Gandarillas, B., & Briñol, P. (2011). Adaptación al castellano del Test de Necesidad de Cierre Cognitivo. Psicothema23(4), 864-870.
  • Luis, J., Cervone, N., Biglieri, J., & Quattrocchi, P. Propiedades psicométricas del Test revisado de Necesidad de cierre cognitivo (TR-NCC) en una muestra de estudiantes de la Universidad de Buenos Aires.

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