Couch-Potato: Mein Partner ist passiv und langweilig!

Passivität zerstört die Liebe. Lies diesen Artikel, wenn du das Gefühl hast, deine Beziehung alleine zu tragen, da sich dein Partner in keiner Weise engagiert und kein Interesse zeigt.
Couch-Potato: Mein Partner ist passiv und langweilig!
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 28. März 2023

Im Zustand der Verliebtheit scheint die Welt voller Möglichkeiten zu sein, doch wenn dein Partner passiv und langweilig ist, kann dies mit der Zeit zu Konflikten und Enttäuschung führen. Eine Person, die grundsätzlich nie Lust auf Unternehmungen hat und immer nur am Computer oder Fernseher klebt, kann zu einer wahren Herausforderung für eine Beziehung werden. Hast du auch eine Couch-Potato zu Hause, die alles für selbstverständlich hält, sich kaum um etwas kümmert und am liebsten zu Hause ist und nichts tut?

“Liebe ist nichts Natürliches. Es erfordert vielmehr Disziplin, Konzentration, Geduld, Glauben und die Überwindung des Narzissmus. Es ist kein Gefühl, es ist eine Übung.”

Erich Fromm

Ist dein Partner passiv und langweilig? Fehlt es ihm an Initiative und Interesse? Dieses Verhalten muss nicht unbedingt auf fehlende Zuneigung zurückzuführen sein. Persönlichkeitsmerkmale spielen dabei eine wesentliche Rolle. Unsicherheit, fehlende Verantwortung, Abhängigkeit, Erziehungsfaktoren… Was verbirgt sich hinter dieser Passivität?

Passivität ist ein häufiger Grund für das Scheitern einer Beziehung.

Passivität ist ein häufiger Grund für das Scheitern einer Beziehung.
Passives Verhalten wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus.

Passiv und langweilig: mögliche Ursachen

Immer wieder kommen Paare aufgrund von Passivität in die Therapie: Der Partner zeigt kein Interesse, setzt sich nicht für die Beziehung ein, plant und organisiert keine Aktivitäten und “schwimmt einfach mit”, ohne jedes Engagement zu zeigen. Wenn in einer Beziehung eine Person das ganze Gewicht trägt, geraten die Fundamente ins Wanken.

Auffällig ist, dass diese Menschen im sozialen und beruflichen Bereich durchsetzungsstark und entschlossen sein können, doch in der Beziehung verhalten sie sich passiv und langweilig. Es fehlt ihnen an affektiver Verantwortung und Interesse. Für die andere Person ist diese Situation sehr schwierig. Sie muss sich um alles selbst kümmern, planen, organisieren und das fehlende Engagement ihres Partners ausgleichen. Sie fühlt sich alleingelassen und sehnt sich nach Veränderungen, die nie eintreffen. Wir sehen uns anschließend mögliche Gründe dafür an.

Mangelndes Interesse und das Gewicht der Routine sind zwei Faktoren, die zu Passivität führen können.

1. Erziehung, kulturelle Vorurteile und persönliche Faktoren

Passivität entsteht häufig durch unbewusste soziale und kulturelle Vorurteile. Traditionelle Rollenbilder sind noch immer tief verankert. So glauben manche Männer beispielsweise, dass Emotionen, Haushalt und Kindererziehung Frauensache sind und mischen sich deshalb nicht ein. Es gibt auch Frauen, die zu großer Abhängigkeit neigen und sich gerne “führen” lassen. Doch immer mehr Paare befreien sich von diesen Rollenzwängen.

Häufig spielen jedoch auch Persönlichkeitsfaktoren eine entscheidende Rolle: Personen, die sich in einer Beziehung passiv und langweilig verhalten, mangelt es oft an affektiven und emotionalen Kompetenzen. Wenn wir in ihre Kindheit zurückblicken, sehen wir in vielen Fällen, dass ihre Bedürfnisse nicht befriedigt und ihre Gefühle von ihren nächsten Bezugspersonen nicht bestätigt wurden.

2. Ängstlich-passiver Bindungstyp

Der ängstlich-passive Bindungstyp läuft seinem Partner hinterher. Häufig übernehmen Frauen diese passive Rolle, wenn sich jedoch ein Mann ernsthaft für eine Bindung interessiert, empfinden sie ihn als uninteressant, passiv und langweilig. Es gibt jedoch auch Männer, die sich von einer aktiven Frau abhängig machen.

Personen mit Bindungsangst schützen sich vor den emotionalen Folgen einer möglichen Enttäuschung oder Trennung. Sie investieren deshalb wenig in Gegenseitigkeit und halten Abstand, um nicht verletzt zu werden. Andere haben Angst vor der Vereinnahmung und entwickeln deshalb passives Verhalten.

3. Autoritäre und fordernde Erziehung

Die passive Haltung kann das Ergebnis der Erziehung sein. Kinder, die ständig Kritik ernten und sehr autoritär erzogen werden, entwickeln oft unbewusst Passivität, um Konflikte zu vermeiden. Diese Unsicherheit kann im Erwachsenenalter dazu führen, dass sie die Verantwortung lieber anderen überlassen.

4. Aufmerksamkeitsdefizit mit oder ohne Hyperaktivität

Personen mit ADHS sind in Beziehungen oft passiv und langweilig. Sie vergessen viele Dinge, bringen nichts zu Ende und zeigen wenig Engagement für andere. Eine Studie der Universität von Ohio sowie andere Forschungen zeigen diese Schwierigkeiten von Personen mit ADHS auf.

5. Schlechte Konfliktbewältigung

Manche Menschen reagieren auf Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten mit einem Rückzug. Nach dem Motto: “Wenn du meine Bedürfnisse nicht berücksichtigst, engagiere ich mich in der Beziehung nicht mehr.” Ihre Kommunikationsfähigkeiten und ihre emotionale Intelligenz sind unzureichend, ihre Frustrationstoleranz sehr gering. 

Manche Menschen  beschließen, sich nach Konflikten nicht mehr für die Beziehung zu engagieren, was zweifellos von großer Unreife zeugt.

6. Mangelndes Interesse an der Beziehung

Wenn dein Partner oder deine Partnerin nicht immer passiv und langweilig war, kann es sein, dass er oder sie das Interesse an der Beziehung verloren hat. Die tägliche Routine oder andere Gründe können einer Person das Gefühl geben, dass die Beziehung nicht mehr leidenschaftlich ist oder nicht mehr funktioniert. Wenn nur noch eine Person daran arbeitet, die Beziehung aufrechtzuerhalten, ist sie bereits gescheitert.

Frau denkt: Mein Partner ist passiv und langweilig
Wenn dein Partner passiv und langweilig ist, musst du offen und ehrlich mit ihm sprechen, um Lösungen zu finden.

Was tun?

Chronische Passivität zerstört eine Beziehung, du solltest deshalb frühzeitig etwas unternehmen, wenn dir die Beziehung wichtig ist. Die Partnerschaft nur noch aus Angst vor Einsamkeit aufrechtzuerhalten, ist jedoch keine Lösung. Wenn du eine passive Person liebst, bist du bereits allein, das sollte dir inzwischen klar sein. Passives Verhalten ist eine erlernte Reaktion auf ein Problem, das vernachlässigt wird. Der erste Schritt besteht deshalb in einem offenen, aufrichtigen Gespräch, um die Situation besser zu verstehen. Du musst wissen, dass sich hinter der Passivität deines Partners ungelöste Situationen verbergen, für die diese Person Verantwortung übernehmen muss.

Ein Paar ist ein Team, das aus zwei voneinander unabhängigen Menschen mit individuellen Bedürfnissen besteht. Wenn die passive Person bereit ist, an ihren Problemen zu arbeiten und vergangene Wunden zu heilen, wird sich dies sehr positiv auf die Beziehung auswirken. Ist das nicht der Fall, ist die Partnerschaft zum Scheitern verurteilt. Liebe erfordert Dynamik, Gegenseitigkeit, tägliche Zuneigung, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Sind diese Voraussetzungen nicht vorhanden, verkümmert sie in kurzer Zeit.


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