Chronische Selbstaufopferung: Lerne, dich selber zu schätzen
Chronische Selbstaufopferung kann dazu führen, dass du dich selber verlierst. Du bist ein menschliches Wesen und es ist normal, dass du Zeit und Energie in andere Menschen und Angelegenheiten investieren willst. Dennoch musst du verstehen, dass dich chronische Selbstaufopferung auslaugen und zermürben wird, auch wenn du nur gute Absichten damit verfolgst.
Wenn du glaubst, dass du definitiv deine eigenen Überzeugungen und persönlichen Werte aufgrund dessen, was andere Menschen sagen und wollen, aufgeben würdest, solltest du noch einmal gründlich nachdenken. Du darfst auf keinen Fall leichtfertig deine eigenen Ideen verwerfen und dich selber vor anderen Menschen verleugnen.
“Es ist der Misserfolg, der dir die richtige Perspektive auf den Erfolg ermöglicht.”
– Ellen DeGeneres –
Was ist chronische Selbstaufopferung?
Dich selbst für andere zu opfern und ganz einer Sache hinzugeben, kann zwei Dinge bedeuten:
- Die Notwendigkeit, einen Wertekonflikt zu überwinden. Zwischen deinen eigenen und denen der Person oder Menschen, für die du dich selber opferst.
- Die Akzeptanz, dich selber aufzugeben. Das beinhaltet auch deine Ideen, Bedürfnisse oder Wünsche.
Aufopferung bedeutet, dass du dein eigenes Wohlbefinden vernachlässigen oder deine Wünsche für andere oder etwas zurückstellen musst. Selbstaufopferung geht darüber hinaus. Hierbei gibst du auch einen Teil deines Selbst auf.
Im psychologischen Sinne bedeutet Selbstaufopferung, dass du deine persönlichen Interessen zugunsten des Wohlbefindes eines anderen Menschen aufgibst.
Da Selbstaufopferung darin besteht, dir bestimmte Bedürfnisse oder persönliche Wünsche zu versagen, bedeutet das letztendlich, dass du einen wichtigen Teil von dir selber aufgibst. Du gibst deine persönliche Würde und manchmal sogar deine Identität auf.
Andererseits bedeutet Selbstaufopferung, dass du etwas oder jemanden viel mehr schätzt als dich selber. Und das spricht Bände über deine Solidarität und deinen Altruismus.
Obwohl Menschen dazu neigen, Altruismus zu schätzen, kann er extrem weit gehen, wenn Menschen sich selber aufopfern. Gleiches gilt, wenn der Mensch der sich aufopfert, einen Teil seines eigenen Wohlbefindens einbüßt.
Daher kann chronische Selbstaufopferung in manchen Fällen durchaus disruptiv oder dysfunktional für diejenigen sein, die alles aufgeben.
Wenn Selbstaufopferung zu pathologischem Altruismus wird
Die Liste der Beispiele für Selbstaufopferung ist endlos. Ein Beispiel sind Menschen, die sich in einer bestimmten Situation für andere opfern, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern: Eltern, die für ihre Kinder leben oder die Menschen, die sich vollkommen ihrem Partner hingeben und dabei ihr eigenes Glück und Wohlbefinden aufgeben.
Auf kurze Sicht sind viele dieser Verhaltensweisen nicht problematisch. Sie könnten sogar als normal oder gewöhnlich angesehen werden.
Aber das Problem entsteht, wenn jemand sich auf krankhafte Weise aufopfert. Denn diese Menschen laufen Gefahr, dass sie ihr eigentliches Wesen, ihre Essenz verlieren.
Selbstaufopferung ist ein Synonym für die mangelnde Wertschätzung, die du dir selber gegenüber empfindest. Wenn dies mit einer Veränderung von Werten einhergeht und damit, dass der Mensch sich wertlos fühlt, kann sich daraus eine pathologische Situation entwickeln.
Chronische Selbstaufopferung kann sich zu einem pathologischen Altruismus entwickeln, bei dem der Betroffene glaubt, dass er wertlos ist und daher nicht mehr auf sich selber achtet.
Dieser Verlust der eigenen Essenz kann bedeuten, dass diese Menschen ihre eigenen Bedürfnisse überhaupt nicht mehr befriedigen. Stattdessen stellen sie die Meinung anderer Menschen über alles andere. Das wiederum kann zu negativen Gedanken führen.
Letztendlich kann dies zu einem Zustand führen, indem die Betroffenen überhaupt keine Rücksicht mehr auf sich selber nehmen. Außerdem geben sie ihre eigenen Werte auf, können nicht mehr rational denken und haben ein niedriges Selbstwertgefühl. Kurz gesagt, chronische Selbstaufopferung kann dazu führen, dass ein Mensch die charakteristischen Eigenschaften verliert, die ihn zu einer eigenen Persönlichkeit machen.
“Die Menschen sehen nur selten die schmerzhaften und stockenden Schritte, mit denen der unbedeutendste Erfolg erzielt wurde.”
– Anne Sullivan –
Woher weißt du, dass du zu viel gibst?
Wenn du herausfinden möchtest, ob du zu viel gibst, können dir nachfolgende Anzeichen wertvolle Hinweise darüber liefern:
- Du hilfst jemandem und bemerkst dabei, dass du nicht mehr genügend Zeit, Energie oder Ressourcen für dich selber zur Verfügung hast.
- Wenn du deine eigenen Bedürfnisse über die anderer Menschen stellst, fühlst du dich schuldig.
- Manchmal fühlst du dich innerlich leer. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass du deine eigenen Bedürfnisse nach Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit nicht ausreichend befriedigst.
- Oder du hast permanent das Gefühl, du müsstest irgendein Opfer bringen, um andere Menschen glücklich zu machen.
- Inzwischen ist deine Selbstaufopferung zu einer Art Verpflichtung für dich geworden, während du es bisher freiwillig getan hast.
- Außerdem neigst du häufig dazu, ja zu sagen, obwohl du weißt, dass du besser nein hättest sagen sollen.
Autoren wie Ayn Rand schlagen eine Strategie vor, um der Tendenz zur Selbstaufopferung entgegenzuwirken: Verstärke deinen persönlichen und moralischen Ehrgeiz. Im Grunde genommen bedeutet das, dass du dich selber davon überzeugen musst, dass du das Recht verdient hast, dich wertvoll zu fühlen. Denke nur das Beste von dir, denn niemand ist wichtiger als du selbst!
Kurz gesagt, kümmere dich um dich selbst, damit du dich selber nicht verlierst. Bekämpfe chronische Selbstaufopferung, indem du einen “kontrollierten Egoismus” praktizierst, um dich nicht selber zu vergessen!