Chronische Schmerzen - Wie können wir helfen?
Chronischen Schmerzen sind eines der wichtigsten gesundheitsbezogenen Probleme unserer modernen Gesellschaft. Früher noch gab es nicht viele dieser Fälle, aber heutzutage treffen wir dieses Problem immer häufiger an. Manche müssen diese Schmerzen als Teil einer Erkrankung erleiden, die ebenfalls chronisch ist. Andere hingegen leiden unter intensiven und langanhaltenden Schmerzen, für die die Wissenschaft keinen konkreten Auslöser findet. Am Schlimmsten daran ist, dass das Leben der Betroffenen in jedem Fall zur Hölle auf Erden werden kann, weil die Schmerzen einfach nicht nachlassen wollen und unerträglich sind.
Noch vor wenigen Jahrzehnten führten ernste Erkrankungen zu einem relativ schnellen Verfall und Menschen starben hilflos. Heute verfügt die Wissenschaft über diverse Möglichkeiten, das Leben eines ernsthaft erkrankten Menschen zu verlängern. In den letzten Jahren wurden zudem viele Erkrankungen des Nervensystems neu definiert, und ihre Prävalenz steigt mit der Lebenserwartung der Bevölkerung. Das Resultat dessen ist, dass immer mehr Menschen mit chronischen Schmerzen zu kämpfen haben.
„Schmerzen sind unvermeidbar, aber Leid wird gewählt.“
Buddha
Physische Schmerzen treten häufiger auf und schränken die Betroffenen sehr ein. Sie können sich nicht mehr konzentrieren, können die Schmerzen nicht ignorieren, leben, um diese Schmerzen zu fühlen oder um sich mit so starken Schmerzmitteln ruhig zu stellen, dass viele der Kanäle gekappt werden, die der Mensch benutzt, um sich mit seinem Inneren und der Außenwelt zu verständigen. Starke Analgetika geben ihnen das Gefühl, da zu sein, ohne anwesend zu sein.
Das ist nicht nur für die Betroffenen, die an chronischen Schmerzen leiden, eine tragische Situation, sondern auch für ihr soziales Umfeld. Schmerzen beeinträchtigen den Gemütszustand auf sehr negative Weise und mit der Zeit machen sich wesentliche Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar. Jemand, der mit dieser Art Schmerz zu kämpfen hat, wird manchmal unzugänglich. Das soziale Umfeld weiß oftmals nicht, wie dem Betroffenen geholfen werden kann, um die Situation dieses geliebten Menschen zu verbessern. Aus diesem Grund möchten wir dir heute ein paar Tipps zu diesem Thema geben.
Werde dir deiner Grenzen bezüglich der chronischen Schmerzen des Betroffenen bewusst
Wenn wir an der Seite einer Person stehen, die unter chronischen Schmerzen leidet, ist es häufig der Fall, dass wir Schuldgefühle entwickeln. Wir sind uns dessen nicht bewusst, doch es passiert sehr oft. Wir sehen jemanden leiden und können ihm lediglich eine palliative Fürsorge zukommen lassen, die nicht immer anschlägt. Wir bekommen das Ausmaß der Schmerzen mit, aber können nicht viel dagegen tun.
All das löst ein Gefühl großer Angst bei uns aus. Es macht sich ein starkes Gefühl der Hilfslosigkeit breit. „Es muss doch noch mehr geben, das ich tun kann!“, wird häufig angenommen. Wir versuchen eine Sache, dann eine andere, aber am Ende gelingt es uns bestenfalls, dem Betroffenen kurzzeitig Linderung zu verschaffen.
Ich möchte dir raten, zuallererst das Gefühl der Hilfslosigkeit loszuwerden, indem du nicht länger Kraft in Versuche steckst, die keine Früchte tragen. Es ist wichtig, dass du dich gut über all das informierst, das du tun kannst, und du dir dessen Grenze ganz deutlich vor Augen führst. Du kannst nicht mehr als dein Bestmögliches geben. Wenn du aber noch mehr Kraft investierst, wird sie sich gegen dich richten, so wie ein Ball, den du gegen eine Wand wirfst.
Manchmal ist das Einzige, das du tun kannst, einfach da zu sein. Damit zeigst du dem Betroffenen, dass du an seiner Seite und dazu bereit bist, sein Leid mit ihm zu teilen. Was du allerdings nicht tun kannst, ist, ihm sein Leid zu nehmen. Vielleicht reicht es schon, ihn zu fragen, wie du ihm helfen kannst, und wenn es dir möglich ist, ihm auf diese Weise zu helfen. In vielen Fällen wünscht sich ein kranker Mensch beispielsweise, dass du mehr Zeit mit ihm verbringst, anstatt nach Alternativen zu googeln, die seine Ärzte längst ausgeschöpft haben.
Hilf zuerst dir selbst
Wir können jemand anderem nichts geben, das wir selbst nicht haben. Es geht darum, einem Menschen, der mit chronischen Schmerzen zu kämpfen hat, zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen. Es geht nicht darum, bei ihm zu sein und dich so unwohl wie der Betroffene zu fühlen. Deine Verantwortung besteht darin, dass es dir so gut wie möglich geht.
Diese Verantwortung beinhaltet auch, deine eigenen Bedürfnisse anzuerkennen. Sicherlich kannst du diesem Menschen viel geben, doch es gibt auch vieles, das du nicht für ihn tun kannst. Weder du noch jemand anders. Was du aber tun kannst, ist, dich zu stärken, bestimmt zu sein und dein Leben in die Hand zu nehmen, um gleichzeitig das Leben des Betroffenen zu verbessern.
Im Besonderen ist es wichtig, dass du lernst, dir deine eigenen Freiräume zu bewahren. Unter bestimmten Umständen musst du auch mal „Nein“ sagen können. Wer an chronischen Schmerzen leidet, kann sehr einnehmend sein. Er versucht eventuell auch, bei dir seinen Frust abzuladen. Dieser Mensch kämpft in einer sehr schwierigen Situation und hin und wieder sieht er keinen anderen Ausweg, als dir die Schuld zu geben oder mehr von dir zu verlangen, als du geben kannst. Das ist alles absolut verständlich. Jedoch soll das nicht heißen, dass seine Vorwürfe der Wahrheit entsprechen oder du so bist, wie du in solchen Frustmomenten von ihm beschrieben wirst.
Es ist sehr hilfreich, zu lernen, dir einzugestehen, wann es notwendig ist, dich der Situation zu entziehen. Freundlich und liebevoll kannst du dem Betroffenen verständlich machen, dass auch er dir helfen kann, indem er diese Freiräume respektiert, in denen du nicht bei ihm bist. Es hängt von deinem eigenen Wohlbefinden ab, ob du dazu in der Lage bist, einem an chronischen Schmerzen leidenden Menschen auf eine gesunde und bestimmte Weise zu helfen. Auch wenn dich diese Person zurückweist oder versucht, dich mit ihrer schlechten Laune anzustecken, sind deine Anwesenheit und dein guter Wille Balsam für seine Seele. Daran solltest du immer denken.
In welchem Zusammenhang stehen negative Gefühle und chronische Schmerzen?
Es liegt eigentlich auf der Hand, Schmerzen mit einer negativen Gemütslage in Zusammenhang zu bringen, oder? >>> Mehr