Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in der Familie: 7 Tipps
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine äußerst komplexe Krankheit, die nicht nur für die betroffene Person selbst, sondern auch für ihr soziales Umfeld eine große Herausforderung darstellt. Die Familie kann die Stabilität und das Wohlbefinden von Borderline-Patienten stärken, deshalb ist es vorteilhaft, wenn sie in die Therapie mit eingebunden wird. In diesem Artikel findest du verschiedene Tipps, die sehr hilfreich sind, wenn eine Person in der Familie an einer BPS leidet.
BPS-Patient in der Familie
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung führt zu emotionaler Instabilität und destruktivem, impulsivem Verhalten, sich selbst und anderen gegenüber. Zwischenmenschliche Beziehungen sind oft konfliktreich, da Betroffene oft eine große Abhängigkeit entwickeln und Angst vor dem Verlassenwerden haben. BPS in der Familie stellt deshalb eine besondere Herausforderung dar.
Dazu kommt, dass Angehörige meistens nicht über ausreichendes Wissen oder die entsprechenden Bewältigungsstrategien verfügen. Kay et al. (2018) veröffentlichten eine Studie über die Erfahrungen von Menschen BPS-Patienten in der Familie, die unter anderem über Ehekonflikte, finanzielle Probleme und allgemein Anpassungsschwierigkeiten berichten. Oft erhalten sie keine oder zu wenig Unterstützung von Fachkräften, da die Intervention primär auf die Patienten selbst ausgerichtet ist.
Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) in der Familie: 7 Tipps
Fitzpatrick, Wagner und Monson (2019) weisen in einer systematischen Überprüfung der Behandlungsmethoden für BPD darauf hin, dass Interventionen, die auf enge Beziehungen aufbauen, eine hohe Wirksamkeit zeigen. Die Einbeziehung der Familie kann in der Behandlung entscheidend sein. Zusätzlich benötigen die Familienmitglieder auch Hilfe und Bewältigungsstrategien, um zu lernen, richtig mit dem kranken Familienmitglied umzugehen und selbst keine Depression zu entwickeln.
Folgende Empfehlungen können in dieser Situation helfen und Konfliktspiralen, Kontaktabbrüche oder Eskalationen vorbeugen:
1. Geduld und Psychoedukation
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine chronische, komplexe Krankheit. Du darfst dir deshalb keine schnellen Verbesserungen erwarten, sondern musst Geduld zeigen. Die Verhaltensmuster und mentalen Schemata sind starr, daher benötigen Betroffene ausreichend Zeit, um daran zu arbeiten. Sätze wie “Du schaffst das schon” oder “Es liegt nur an dir” helfen der kranken Person nicht. Sie führen vielfach zu Konflikten und verstärkten Symptomen.
Angehörige sollten möglichst viel Wissen über diese Störung erlangen, um eine achtsame, einfühlsame Beziehung zu der kranken Person aufbauen zu können. Wenn sie in der Lage sind, ihre Gefühle zu erkennen und ihre Wut loszulassen, können sie Konfliktspiralen vermeiden und ein sicheres Umfeld schaffen, in dem sich das kranke Familienmitglied wohlfühlt.
2. Routinen und Harmonie
BPS-Patienten neigen dazu, ihre Kontrolle zu verlieren. Sie sind häufig chaotisch, deshalb wirkt sich ein ruhiges, strukturiertes familiäres Umfeld positiv aus. Auch wenn es schwierig ist, Routine und Harmonie aufrechtzuerhalten, schaffst du damit eine optimale Grundlage für Sicherheit und Stabilität.
3. Achte nicht nur auf destruktive Verhaltensweisen
Viele Familienmitglieder konzentrieren sich vordergründig auf das destruktive Verhalten der Person mit BPS, verstärken damit jedoch ihr Verhalten. Du solltest mit der kranken Person möglichst viel Zeit verbringen und ihr aktiv zuhören, damit sie das Gefühl hat, beachtet zu werden, und zwar nicht nur, wenn sie sich selbst verletzt.
4. Setze Grenzen
Geduldig und rücksichtsvoll zu sein, bedeutet nicht, dass du jedes Verhalten akzeptieren musst. Grenzen sind wichtig, du solltest mit Nachdruck darauf bestehen. Wenn sich die Person mit BPS gewalttätig oder beleidigend verhält, ziehst du dich am besten zurück, um deutlich zu machen, dass sie damit nichts erreicht. Die kranke Person muss auch lernen, die Konsequenzen ihrer Handlungen abzuschätzen und dafür einzustehen.
5. Entwickle realistische Ziele
Die Familienmitglieder müssen sich realistische Ziele für das Zusammenleben und -verhalten mit der kranken Person setzen. Ziele wie “eine Woche ohne Streit” sind keineswegs realistisch. Es ist sinnvoller, anpassungsfähig zu sein: Das Ziel ist beispielsweise, dass die Borderline-Patienten lernen, sich respektvoll auszudrücken, ohne zu schreien oder zu fluchen.
6. Konflikte lösen
Familienprobleme sind unvermeidlich, doch es besteht die Möglichkeit, Konflikte gemeinsam zu lösen und auch die kranke Person einzubeziehen. Was kann jedes Familienmitglied tun, dass sich bestimmte Konflikte nicht wiederholen? Vereinbarungen, an die sich alle halten, sind sehr hilfreich.
7. Halte dich an die Behandlung und befolge die Empfehlungen
Schließlich ist es von grundlegender Bedeutung, dass sich alle an den Behandlungsprozess halten, um Verbesserungen zu erreichen. Die fachärztlichen Empfehlungen müssen unbedingt berücksichtigt werden. Wenn eine Strategie nicht funktioniert, kann die Fachkraft helfen, andere Mechanismen zu finden, um Beziehungen zu reparieren oder Probleme zu lösen.
Wenn sich alle an die fachärztlichen Anweisungen halten, können sie der kranken Person helfen und gleichzeitig auch das Familienleben einfacher gestalten. Gemeinsame Aktivitäten, effektive Bewältigungsstrategien, Respekt und Einfühlungsvermögen helfen Borderline-Patienten, ihre Stabilität zurückzuerlangen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Fitzpatrick, S., Wagner, A. C., & Monson, C. M. (2019). Optimizing borderline personality disorder treatment by incorporating significant others: A review and synthesis. Personality Disorders: Theory, Research, and Treatment, 10(4), 297.
- Kay, M. L., Poggenpoel, M., Myburgh, C. P., & Downing, C. (2018). Experiences of family members who have a relative diagnosed with borderline personality disorder. Curationis, 41(1), 1-9