Bisexualität in einer heterosexuellen Beziehung: Was tun?

Die anfängliche Verwirrung kann ein Ausgangspunkt sein, um mit Mythen und Vorurteilen über Bisexualität Schluss zu machen. Es ist jedoch nicht einfach, mit dieser Situation richtig umzugehen.
Bisexualität in einer heterosexuellen Beziehung: Was tun?

Geschrieben von Helena Sutachan

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Beziehungen sind komplexe Strukturen, die gemeinsame Kommunikation, Vertrauen, Respekt und Liebe voraussetzen. Sie sind in unvorhersehbaren Situationen und bei unerwarteten Veränderungen zerbrechlich. Wenn ein Partner in einer heterosexuellen Beziehung plötzlich seine Bisexualität kundtut, kann dies das Beziehungsende zur Folge haben. Wie kannst du mit dieser Herausforderung am besten umgehen, lernen und wachsen?

Was ist Bisexualität?

Auf den ersten Blick scheint die Definition sehr einfach zu sein: Bisexualität bedeutet, dass sich eine Person zu ihrem eigenen und zum anderen Geschlecht sexuell hingezogen fühlt. Sie fühlt sich also in homo- und heterosexuellen Beziehungen wohl.

Wenn wir das Spektrum jedoch erweitern, können wir erkennen, dass Bisexualität sexuelles Verlangen und romantische Erwartungen beinhalten kann, die auf mehr als ein Geschlecht gerichtet sind. Es handelt sich um eine der häufigsten Formen sexueller Vielfalt.

Bisexualität in einer monogamen Beziehung: Was tun?

Mythen über Bisexualität

Aufgrund der Herausforderung, die Bisexualität für die Heteronorm darstellt, haben sich eine Reihe von stigmatisierenden Mythen gebildet. Diese stimmen nicht nur nicht mit der Realität überein, sondern führen auch zu Diskriminierung und Hinterfragung ihrer Entscheidungen.

  • Promiskuität und Untreue: Der vielleicht am weitesten verbreitete Mythos ist, dass bisexuelle Menschen dazu neigen, promiskuitiv zu sein. Es wird vorschnell angenommen, dass Menschen, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen, dazu neigen, wechselhafte Sexualpartner zu haben. Es gibt jedoch noch keine Beweise für einen Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung, Promiskuität und Untreue.
  • Unentschlossenheit und Verwirrung: Ein weiterer weitverbreiteter Mythos ist, dass Bisexualität eine Phase der Verwirrung ist, vor die Person eine offen homosexuelle Identität annimmt. Diese Vorstellung ist nicht nur in einer deterministischen, statischen und eindeutigen Sichtweise der Beziehung zwischen Sex und Gender verankert, sondern minimiert auch die Selbstbestimmung von Menschen, die sich stolz als bisexuell bekennen.

Was ist Biphobie?

Diese Mythen und Vorurteile gegenüber Bisexualität und den Menschen, die diese sexuelle Orientierung begrüßen, finden ihren Ausdruck in Praktiken, die als Biphobie bekannt sind.

Darunter versteht man die Ablehnung, der bisexuelle Menschen ausgesetzt sind, nur weil sie sich als solche bekennen. Biphobie manifestiert sich nicht nur in der heterosexuellen Bevölkerung, sondern auch innerhalb des LGBTIQ+-Kollektivs.

Zu den Möglichkeiten biphobischen Verhaltens gehört also auch die Leugnung der Bisexualität. Das heißt, die Vorstellung, dass Bisexualität nicht existiert oder die Etikettierung bisexueller Menschen als feige oder verwirrt, weil sie sich nicht offen zu ihrer Homosexualität bekennen.

Ferner finden wir auch andere Arten von Diskriminierung und Gewalt, mit denen sexuell andersdenkende Minderheiten in der Vergangenheit konfrontiert waren, wie beispielsweise den Ausschluss von Arbeits- und Schulplätzen, Belästigungen, körperliche Angriffe und sogar Mord.

Bisexualität und Beziehungen

Nachdem wir Bisexualität und die damit verbundenen Vorurteile definiert haben, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie eine heterosexuelle Person reagieren kann, wenn ihr Partner plötzlich seine Bisexualität kundtut.

Unsicherheit und die Reflexion über die Beziehung ist in dieser Situation ein ganz normales Verhaltensmuster. Du solltest über die verschiedenen Auswirkungen nachdenken, die diese Enthüllung für dich, deinen Partner und die Beziehung, die ihr aufgebaut habt, zur Folge hat.

Stelle zunächst fest, wie du dich fühlst. Es ist wichtig, deine eigenen Gefühle, Fragen und Bedenken zu klären, damit du sie deinem Partner oder deiner Partnerin ruhig und respektvoll mitteilen kannst.

Viele deiner Bedenken können auf biphoben Vorurteilen beruhen. Es wird hilfreich sein, klare und verlässliche Informationen über die Sexualität zu analysieren und falsche Vorstellungen über die sexuelle Vielfalt abzulegen.

Partner bekennt Bisexualität

Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin und erkläre, was du über Bisexualität denkst. Sei dabei respektvoll und vermeide stigmatisierende Bemerkungen. Denke daran, dass dies auch für deinen Partner eine neue und vermutlich nicht einfache Situation ist.

Wenn du nach dem Gespräch mit deinem Partner eine Bestandsaufnahme deiner Gefühle machst, kannst du entscheiden, was zu tun ist. Ihr braucht vielleicht beide Unterstützung, um mit dieser Situation besser umzugehen.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • García-Barba, M., García Díaz, D., Castro-Calvo, J., Giménez-García, C., & Ballester-Arnal, R. (2017). Bifobia en jóvenes universitarios: diferencias entre géneros.
  • McCann, H. (2022). The Refusal to Refuse: Bisexuality Trouble and the Hegemony of Monosexuality. Journal of Bisexuality, 1-19.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.