Bis dass die Abneigung uns scheidet...

Bis dass die Abneigung uns scheidet...
Sara Clemente

Geschrieben und geprüft von der Psychologin und Journalistin Sara Clemente.

Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2023

Zu Beginn einer Beziehung ist es normal, dass wir voller Hoffnungen und glücklich sind, so als würde uns eine übernatürliche Kraft antreiben und in den Himmel fliegen lassen. Wenn alles gut läuft und man es offiziell machen will, folgt darauf eine Hochzeit oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass die Abneigung dem Partner gegenüber den Tod im berühmten Satz „bis dass der Tod euch scheidet“ ablösen kann.

Manchmal ist es nicht leicht zu erklären, wie man in nur wenigen Monaten oder Jahren von 100 auf 0 sinken kann. Was passiert wirklich in einer Partnerschaft, dass man nicht mehr dazu in der Lage ist, die Angewohnheiten oder Schwächen des anderen zu akzeptieren? Ist es das Zusammenleben? Fehlende Intimität? Schwindende Leidenschaft?

Wie wird aus Leidenschaft Abneigung?

Enttäuschungen können ein Grund dafür sein, dass aus Leidenschaft Abneigung wird. Wenn ein Paar erst vor Kurzem zusammengezogen ist, ist es logisch, dass sich alles nach Glückseligkeit anfühlt. Aber ohne irgendjemanden entmutigen zu wollen, ist es nun einmal notwendig, auch „die andere Seite“ kennenzulernen, die Seite, die man vom anderen bisher noch nicht gesehen hat.

Paar sitzt auf einer Couch und redet miteinander

Wenn es darum geht, Aufgaben im Haushalt aufzuteilen, ist es häufig der Fall, dass kleinere Konflikte entstehen. Und auch wenn es wünschenswert wäre, diese auf freundschaftliche Weise zu lösen, kann es gut sein, dass das, was du bei deinem Partner beobachten kannst, dich enttäuscht. Vielleicht sind das bestimmte Einstellungen oder Verhaltensweisen, die du vorher nicht kanntest, die dich nun überraschen oder sogar frustrieren.

Ein weiterer Grund ist Gleichgültigkeit. Lange zusammenzuleben und einfach irgendwie nebeneinanderher zu leben kann dazu führen, dass sich ein Gefühl von Apathie, Abneigung und Ablehnung dem Partner gegenüber entwickelt. Das ist dieser Moment, in dem dir alles, was der andere macht, gegen den Strich geht, nach Verbesserungen verlangt und von dir kritisiert wird. Es gibt Streitigkeiten wegen Kleinigkeiten und du lässt kein gutes Haar am anderen. Bis eines Tages der Zeitpunkt gekommen ist, an dem er dir buchstäblich „egal ist“. Du resignierst und lebst unglücklich in einer Beziehung geprägt von Abneigung gegenüber deinem eigenen Partner.

Vorsicht ist geboten bei Langeweile und Routine

Die tägliche Routine, fehlender Enthusiasmus und fehlende Spontanität, keine Überraschungen und neue Interessen mehr, kein solides Fundament oder zu wenig gemeinsame Hobbys – es gibt viele Gründe für Langeweile. Aber genauso wie zwei Menschen zu einem Streit gehören, ist der Langeweile in der Partnerschaft auf beide Partner zurückzuführen.

Wenn du derjenige bist, der Trübsal bläst oder keine Lust hat, das Haus zu verlassen, dann lass es deinen Partner wissen. Das kann dir nicht nur dabei helfen, dich zu erleichtern, sondern kann auch unterstützend wirken, damit deine bessere Hälfte weiß, wie sie dir helfen kann. So verhält es sich auch mit Aktivitäten, denen ihr als Paar immer zusammen nachgeht und die zur Routine werden, denn am Ende können sie die Basis für eine unerwünschte Abneigung werden.

Wenn ihr beispielsweise immer freitags ins Kino geht, habt ihr zwei Möglichkeiten, das anzugehen: Entweder wie eine Aktivität, der ihr nachgeht, um der Routine des Alltags zu entfliehen und gemeinsam Spaß zu haben, oder wie eine vorhersehbare Verpflichtung, auf die ihr euch nicht mehr freut. Die erste Option ist besser, oder?

Paar sitzt Rücken an Rücken enttäuscht auf dem Boden

Einstellungen, die zu Abneigung dem Partner gegenüber führen

Misstrauen, sich von Eifersucht leiten lassen, Unsicherheit, Minderwertigkeitskomplexe oder nicht aufrichtig sein – das sind einige der Verhaltensweisen, die wir häufig an den Tag legen, wenn wir uns in einer Beziehung unwohl fühlen. Sie alle führen früher oder später zum zur Abneigung dem Partner gegenüber und zum Beziehungsende. Deswegen solltest du dich dafür entscheiden, das Gespräch mit deinem Partner zu suchen und gemeinsam mit ihm die Kommunikation innerhalb der Partnerschaft zu verbessern, wenn du möchtest, dass eure Beziehung eine Zukunft hat.

Ein weiterer häufiger Fehler, der ein Beziehungskiller sein kann, abgesehen von der Kommunikation, über die wir nachstehend reden wollen, ist, den Partner nicht zu unterstützen. Wenn wir ein Problem haben und versuchen, das zu kommunizieren, sind wir oft davon überzeugt, dass uns der andere nicht verstehen wird. Noch schlimmer ist es, wenn wir ihm davon erzählen und er uns missachtet, wir uns nicht beschützt oder verstanden fühlen. Um das zu vermeiden, solltest du die Empathie zu deinem Lebensbegleiter machen.

Fehlende Zeit ist ebenfalls einer der größten Feinde einer gesunden Beziehung. Es ist wichtig, dass du dir ein paar Minuten am Tag Zeit nimmst, um mit deinem Partner zu sprechen, ihm Nähe zu schenken oder auch Augenkontakt, was ihm neue Energie gibt. Stress oder zu viel Arbeit sind normalerweise große Risikofaktoren.

Man weiß erst zu schätzen, was man hat, wenn man es verliert.

Die Lösung? Kommunikation!

Eine gesunde und stabile Beziehung zu haben, ist, wie du sehen kannst, keine einfache Aufgabe; man muss sich anstrengen und an beide Seiten denken. Noch schwieriger ist es, wenn immer wieder der nächsten Generation ein Märchen erzählt wird, wie „wenn ein Mann spricht, wird er müde; wenn eine Frau spricht, entspannt sie sich“.

Die Frau hat sich aufgrund der Rollen, die sie in der Erziehung und in sozialen Bereichen einnehmen musste, eher auf der kommunikativen Seite positioniert. Während sich der Mann wegen des Klischees, der Beschützer und schroff zu sein, mehr für das Schweigen entschieden hat.

Heutzutage ist der Mangel an Kommunikation in einer Beziehung der Ursprung des Scheiterns derselben. Wenn dich etwas am anderen stört – zum Beispiel, dass dein Partner nie seine Kleidung in den Wäschekorb legt oder dass er den Müll nicht hinausbringt, dann sag es ihm. Nicht mit der Absicht, einen Streit anzuzetteln, sondern um deine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt aber nicht nur darin, auf das Negative hinzuweisen, sondern in fortgeführter Liebe. Deshalb solltest du auch die positiven Seiten hervorheben: Vergiss nicht, deinem Partner zu sagen, was er deiner Meinung nach gut macht.

Die Stille hört man nicht, aber sie füllt alles aus.

Frau klammert sich an ihren Partner

Deinem Partner mitzuteilen, was dich stört, kann vielleicht zur Folge haben, dass er genau diese Verhaltensweisen ablegt oder ändert. Und falls er das nicht tut, darfst du das nicht persönlich nehmen. Du solltest einfach verstehen, dass niemand perfekt ist und dass auch du, genauso wie dein Partner, deine „Macken“ hast.

Wenn du dich andernfalls lieber dafür entscheidest, zu schweigen, verschweigst du deinem Partner nicht nur Informationen, die eure Bindung stärken können, sondern dein innerer Unmut wird nur noch größer werden. Und eines Tages wirst du dann aus irgendeinem Grund explodieren. Zu kommunizieren bedeutet, zu leben. Wenn man ungesagt lässt, was der andere nicht weiß, ist das so, als würde es nicht existieren.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.