Bewertung und Benotung ist nicht dasselbe
In Bezug auf die Bewertung und Benotung von Schülern machen wir etwas falsch. Wenn Lehrer zum Ende des Schuljahres erschöpfte, unmotivierte und gestresste Schüler vor sich haben, die kurz vor dem mentalen Kollaps stehen, dann funktioniert das System offensichtlich nicht wirklich.
Abschlussprüfungen messen häufig eher die Gedächtnisleistung der Schüler und konzentrieren sich weniger auf das tatsächlich Gelernte und all das fordert seinen Tribut. Die Lehrer führen Tests durch, um zu überprüfen, ob die Schüler gelernt haben oder nicht. Allerdings vergessen sie dabei häufig, dass diese Bewertungen auch dazu dienen, die Qualität ihrer Lehr- und Unterrichtsmethoden aufzudecken.
Daher ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen Bewertung und Benotung zu verstehen. Eine Note ist lediglich das Ergebnis einer Evaluation; es handelt sich um eine Zahl, die letztendlich wenig Aussagekraft hat.
Dennoch ist eine Evaluation nur eine andere Art des Lernens. Sagt uns eine 5, eine 3 oder eine 1 wirklich mehr als das, was wir ursprünglich erwartet hatten?
Bewertung sollte den Lernprozess fördern
Evaluation oder Bewertung sollte den Schülern idealerweise eine Möglichkeit bieten, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen und eigene Ideen zu entwickeln. Außerdem sollten sie Zweifel äußern und aufkommende Fragen stellen können.
Die Lehrer stehen im Dienst der Lernenden. Daher ist es auch viel besser, wenn sie einen grünen Stift benutzen, um die positiven Aspekte hervorzuheben. Darüber hinaus sollten sie Fehler lediglich als Ausgangspunkt für Verbesserungen betrachten. Wenn Lehrer die Leistungen lediglich bewerten, um Noten zu vergeben, ohne den Schülern dabei zu helfen, sich zu verbessern, dann ist dies eine ziemlich sinnlose Aktivität.
Heutzutage wollen viele Länder, dass sich ihre Lehrer mehr auf die Fähigkeiten der Schüler als auf den reinen Lehrstoff konzentrieren. Außerdem sollte nicht alles, was unterrichtet wird, automatisch auch benotet werden. Nicht alles, was Schüler lernen, ist automatisch auch bewertbar.
Beim Unterrichten geht es nicht so sehr darum, reines Wissen zu vermitteln, sondern vielmehr darum, den Schülern dabei zu helfen, die Gründe zu verstehen. Daher besteht das Ziel des Lernens nicht in der reinen Ansammlung von Wissen, sondern darin, dieses in der eigenen Denkweise zu verinnerlichen und zu integrieren.
Sollten Lehrer Prüfungen bewerten oder benoten?
Viele Prüfungen bestehen darin, auswendig gelernte Inhalte wiederzugeben. Diese Fragen sind einfach zu stellen und zu korrigieren. Derartige Prüfungen sind Teil eines Lernsystems, in dem Eltern und Lehrer von den Schülern erwarten, das Gesehene und Gehörte zu wiederholen. Es geht nicht darum, das wiederzugeben, was sie verifiziert, worüber sie nachgedacht oder was sie sich darunter vorgestellt haben.
Allerdings ignorieren viele die Tatsache, dass eine Prüfung eine wirkungsvolle Möglichkeit ist, die Aufmerksamkeit der Schüler zu fokussieren. Und einige versuchen, diese “magische” Qualität auszunutzen, indem sie kompakte Prüfungen mit wenig Zeit für individuelle Antworten stellen.
Aber eine gut konzipierte Prüfung sollte eine Fortsetzung des Lernprozesses der Schüler darstellen. Sie sollten die Möglichkeit bekommen, über das Gelesene und Gehörte nachzudenken und zu reflektieren.
Darüber hinaus nehmen nur wenige Prüfungen auch auf persönliche oder soziale Inhalte Bezug. Grundlegende Fähigkeiten werden ignoriert und die Schüler “lernen” die Informationen roboterhaft auswendig, ohne sie wirklich kritisch zu hinterfragen.
Bewertung und Benotung nach Bewertungsrubriken
Auch die Hausaufgaben sollen den Schülern dabei helfen, bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln. Allerdings müssen die Lehrer sicherstellen, dass sie geeignete Evaluationsinstrumente verwenden.
Obwohl es verschiedene Instrumente gibt, um Lernergebnisse zu bewerten, haben sich Bewertungsrubriken als besonders gut erwiesen. Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und ihres didaktischen Potenzials werden sie häufig eingesetzt.
Bewertungsrubriken sind Punktleitfäden, die zur Bewertung der Entwicklung eines Schülers benutzt werden. Sie beschreiben die besonderen Merkmale eines Projektes oder einer Aufgabenstellung. Außerdem sind sie in unterschiedliche Leistungsstufen eingeteilt, die Aufschluss darüber geben, welches Arbeitsergebnis von den Schülern letztendlich erwartet wird. Dabei wird auch die Leistung des Schülers berücksichtigt und ein Feedback ermöglicht (Andrade, 2005; Mertler, 2001).
Vorteile für die Schüler
Die Schüler erhalten durch Bewertungsrubriken wesentlich mehr Informationen als durch andere Bewertungsinstrumente. Das Feedback ist in der Tat sehr klar, denn sie kennen bereits im Voraus die Kriterien, anhand derer sie beurteilt werden.
Rubriken nutzen Kriterien, die das Lernen und die Selbstkontrolle anregen. Außerdem fördern und erleichtern sie ein umfassendes Verständnis und die Entwicklung verschiedenster Fähigkeiten.
Vorteile für die Lehrer
Bewertungsrubriken sind einfach in der Anwendung und die Lehrer können sie den Schülern anschaulich erklären. Darüber hinaus verbessern sie die Objektivität bei der Benotung. Außerdem liefern sie ein Feedback über die Effizienz der angewandten Lernmethoden. Sie sind vielseitig und lassen sich einfach an die Anforderungen des Bewertungsprozesses anpassen.
Ein neuer Ansatz zum Verständnis von Bewertung
Formative Bewertung ist demokratisch und dient dem Lehren und Lernen. Dies ist sehr wertvoll, wenn es darum geht, relevante und nützliche Informationen zu gewinnen, Aufmerksamkeit zu fokussieren und gleichermaßen auch in Bezug auf die Prozesse und Kontexte des Lehrens und Lernens.
Daher ist es nun an der Zeit, dass wir uns auf die Bedeutung der Begriffe “Bewertung” und “Benotung” zurückbesinnen!
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
Andrade, H. (2005). Teaching with rubrics. College Teaching, 53 (1) 27-30.
Álvarez Méndez, J. M. (2001). Evaluar para conocer, examinar para excluir. Barcelona: Morata.