Bewältigungsstrategien: Was zeichnet sie aus?

Bewältigungsstrategien: Was zeichnet sie aus?
Sara Clemente

Geschrieben und geprüft von der Psychologin und Journalistin Sara Clemente.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Menschen neigen dazu, unterschiedliche Strategien zu verwenden, um mit Problemen umzugehen. Diese Strategien werden auch als Bewältigungsstrategien bezeichnet. Diese Mechanismen werden bewusst oder unfreiwillig angewandt. Sie helfen uns in beiden Fällen, die Anforderungen und Konflikte in unserem Leben zu meistern.

Aufgrund unserer Erfahrungen und unserer Erkenntnisse hat jeder von uns seine eigene Methode entwickelt, mit Herausforderungen oder Situationen umzugehen. Wir gehen auch unterschiedlich vor, um Hindernisse, die sich aus diesen Herausforderungen ergeben, erfolgreich zu überwinden. Diese Bewältigungsstrategien sind wichtig, denn je reicher und vielfältiger sie sind, desto leichter wird es uns fallen, Schwierigkeiten und Hindernissen aus unserem Weg zu räumen.

“Emotionen sind das Ergebnis eines Prozesses der kognitiven Beurteilung einer Situation, der Bewältigungsstrategien und der Folgen, die es hat, wenn wir diese Bewältigungsstrategien nutzen.”

Lazarus und Folkman, 1986

Lazarus’ Erklärung

Wenn situationsbedingte Herausforderungen auftauchen (z. B. ein anstrengendes Projekt auf der Arbeit, das voraussichtlich länger dauern wird), müssen wir so reagieren, dass wir uns an die Situation anpassen können. Mit anderen Worten, wir müssen eine Bewältigungsstrategie anwenden, um die Hürde zu nehmen.

Eine Frau sitzt erschöpft an einem Tisch und stützt ihren Kopf mit einer Hand ab.

Wenn wir uns beispielsweise in einer Situation befinden, die Stress oder Angst verursacht, setzen wir bestimmte Bewältigungsmechanismen in Gang, um nicht in Panik zu verfallen. Deshalb glaubte Richard Lazarus, dass Stress die Folge eines Prozesses der Anpassung an die Umwelt sei. Ohne eine solche Anpassung könnten wir schlicht nicht überleben.

Positiver und negativer Einsatz von Bewältigungsstrategien

Wenn wir mit einer unerwarteten Situation konfrontiert sind, gibt es zwei Optionen für uns: Die erste ist, unseren Bewältigungsstrategien zu folgen, die es uns ermöglichen, die Situation zu durchstehen. In diesem Fall passen wir uns an die Umstände an und können daher unsere Ressourcen effektiv nutzen. Es gibt jedoch ein zweites Szenario, das ebenfalls zur Realität werden kann. In diesem Szenario erfordert die Situation mehr, als wir geben und verarbeiten können.

Bewältigungsstrategien ermöglichen es uns, uns an verschiedene Situationen und unsere Umgebung anzupassen.

In diesem Fall erkennen wir ein Ungleichgewicht zwischen dem, was zur Lösung des Problems erforderlich ist, und den Fähigkeiten oder Talenten, die wir zur Bewältigung des Konflikts einsetzen können. Solche Situationen, die viel von uns abverlangen, können physiologische und psychologische Folgen haben.  

Zunächst wäre die physiologische Reaktion unseres Körpers zu nennen. Diese Reaktion umfasst eine erhöhte Herzfrequenz, einen Blutdruckanstieg und kalter Schweiß oder Hitzewallungen. Zum anderen kann eine emotionale Reaktion auftreten. Zu den Symptomen der emotionalen Reaktion gehören Ärger, Stress, Angstzustände und Depressionen.

Ein Mann sitzt nachdenklich auf einem Stuhl und blickt ins Leere.

Doppelte Bewertung

Stellen wir uns vor, unser Partner sagt uns, dass er aus beruflichen Gründen ins Ausland reisen müsse. Nach Richard Lazarus würden wir erstens eine primäre Beurteilung der Situation vornehmen. Das heißt, wir würden analysieren, ob dieses Ereignis positiv oder negativ sei. Wir würden auch versuchen, zu verstehen, welche Konsequenzen das Ereignis haben und wie es sich auf uns auswirken könnte.

Später würden wir eine zweite Beurteilung vornehmen. Bei dieser Beurteilung würden wir uns nicht auf das Ereignis selbst konzentrieren, sondern auf unsere Person. Zu diesem Zeitpunkt würden wir über die Fähigkeiten oder Werkzeuge nachdenken, die wir benötigen, um uns dieser Situation oder neuen Realität zu stellen. Das heißt, wir würden im Geiste all unsere Bewältigungsstrategien durchgehen und eine passende auswählen. Abhängig von dieser letzten Einschätzung würden wir entstehenden Stress managen.

Arten von Bewältigunsstrategien

Strategien, die nach Lösungen suchen

Die von uns gewählte Bewältigunsstrategie soll uns helfen, uns der Situation zu stellen. Sie basiert auf der Suche nach Lösungen zur Wiederherstellung unseres kognitiven Gleichgewichts. Sie hilft bei der Lösungsfindung bzw. der Änderung der Situation und bezieht sich zuweilen auf Konfrontation und die Suche nach sozialer Unterstützung.

Normalerweise verwenden wir eine Bewältigunsstrategie, wenn wir das stressige Ereignis als kontrollierbar betrachten. Angenommen, wir müssen an einem Tag viele Aufgaben erledigen. Dies führt zu Unbehagen und Stress in unserem Leben. Wie passen wir uns dieser Situation an? Wenn wir die richtigen Bewältigungsmechanismen einsetzen, werden wir unsere Aufgaben problemlos bewältigen können. Und wenn nicht?

Strategien, die sich auf Emotionen fokussieren

Im Gegensatz zu anderen Bewältigungsstrategien verwenden wir emotionsbasierte Strategien normalerweise, wenn die Situation so anstrengend ist, dass uns die Kontrolle zu entgleiten scheint. Wir versuchen dann, uns nicht mehr auf das Problem zu konzentrieren, sondern auf die Emotionen, die dieses hervorruft. Erst wenn wir unsere Emotionen wieder reguliert haben, können wir uns endlich entspannen. Diese Strategien sollen unser emotionales Gleichgewicht wiederherstellen.

Eine Frau liegt gestresst im Bett und hat die Hände vor ihr Gesicht geschlagen.

Diese Strategien umfassen Selbstkontrolle, Distanzierung, positive Neubewertung, Selbstinkrimierung und Flucht/Vermeiden. Bewältigungsstrategien, die auf Flucht und Vermeidung basieren, sind jedoch nur vorübergehend produktiv. Bei der Wahl dieser Strategie versuchen wir, unsere Probleme durch eine andere Art von Aktivität zu verdrängen. Wir möchten uns so weit wie möglich von der Stressquelle entfernen. Sobald diese Aktivität jedoch beendet ist, müssen wir uns erneut der Situation stellen.

Wir müssen Bewältigungsstrategien nicht streng nach Vorschrift ausführen. Sie sind genauso flexibel wie wir. Mit entsprechender Beratung und psychologischer Unterstützung können wir sie dazu nutzen, unseren Stress erfolgreich zu bewältigen, auch wenn er uns zu überwältigen droht.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.