Autismus: Meltdown und Shutdown - Was ist das?
Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine komplexe Erkrankung, die nicht nur das Leben der Betroffenen selbst, sondern auch das ihrer Familien und Angehörigen stark beeinträchtigt. Auf gesellschaftlicher Ebene sind wir weit davon entfernt, die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus zu verstehen. Ihre Verhaltensweisen können zum Teil auffällig, beunruhigend oder verwirrend sein. Das ist beispielsweise bei einer Reizüberflutung (Overload) der Fall, die zu einem Meltdown oder einem Shutdown führen kann. Wir erklären diese Begriffe heute, um das Bewusstsein zu schärfen.
Die Begriffe Meltdown und Shutdown beziehen sich auf automatische Reaktionen zum Schutz vor Reizüberflutung, wenn keine Rückzugmöglichkeit besteht. Familienangehörige sind an diese Reaktionen gewöhnt, auch wenn der Umgang damit nicht einfach ist. Menschen, die nicht darüber Bescheid wissen, reagieren jedoch oft mit Vorurteilen, Unverständnis und Ablehnung. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, Betroffene und deren Reaktionen zu verstehen.
Reizüberflutung bei Autismus
ASS-Patienten reagieren überempfindlich auf Umweltreize: Geräusche, Lichter, Gerüche… Wenn diese Sinneseindrücke zur Reizüberflutung führen, werden sie unruhig und nervös, halten sich die Ohren zu oder suchen einen Rückzugsort. Manche Betroffene entwickeln Strategien, um sich vor diesem Overload zu schützen: Musik hören, singen, Gegenstände in die Hand nehmen, kaltes Wasser trinken… Dies ist individuell sehr unterschiedlich.
Ist kein Rückzug möglich, kann die betroffene Person auch mit einem Meltdown oder Shutdown reagieren. Wir erklären jetzt, was das ist.
Meltdown
Wenn sich die Person überlastet fühlt und es keine Möglichkeit für einen Rückzug gibt, erlebt sie eine Krise, die äußerlich wie ein Wutanfall aussehen mag. Dieser Meltdown (dt. Kernschmelze) ist der Ausdruck von Frustration, Stress und Reizüberflutung in einer feindseligen Umgebung, die Unsicherheit produziert.
Bei einem Meltdown erleben Betroffene keine Wut, sondern Panik: Sie schreien, schlagen, weinen oder werfen Gegenstände um sich, da sie keine Kontrolle mehr über die Situation haben. Bei diesem Verhalten können sie sich selbst verletzen, wenn sie unter anderem mit dem Kopf an die Wand schlagen, um die übertrieben erlebten Sinneswahrnehmungen zu überdecken. Der Meltdown ist eine verzweifelte Reaktion in einer Situation, in der keine Flucht möglich ist.
Shutdown
Bei einem Shutdown (dt. Abschalten) kommt es zur Verinnerlichung des Unbehagens. Die Frustration und Reizüberflutung ziehen sich manche ASS-Patienten in eine Ecke zurück, bedecken ihren Kopf und schaukeln mit ihrem Körper hin und her. Wenn sie sich räumlich nicht zurückziehen können und die Selbststimulation nicht vor einem Overload schützen kann, verschließen sie sich auf diese Weise. Betroffene sind in dieser Situation zeitweilig nicht ansprechbar. Sie nehmen ihre Umwelt wie im Nebel wahr, sind passiv und schweigen.
Der Shutdown kann auf einen Meltdown folgen und führt in der Regel zu starker Kraftlosigkeit.
Meltdown und Shutdown: Was tun?
Präventive Maßnahmen sind grundlegend, um diese Krisensituationen im Rahmen des Möglichen zu vermeiden. Es ist jedoch auch wichtig zu wissen, wie man in der akuten Phase richtig reagiert.
Präventive Maßnahmen
- Klare Strukturen, Absprachen und Abläufe im Alltag
- Ruhepausen und Rückzugsorte
- Vermeidung von unvorhergesehenen Ereignissen
- Minimierung der Reizüberflutung (geschlossene Fenster, keine Hintergrundmusik, Kopfhörer…)
- Orte mit starker Reizüberflutung meiden
- Selbststimulation nicht unterbrechen
- Lernen von Bewältigungsstrategien
In einer Krisensituation
- In der Phase des Meltdowns ist es nicht ratsam, auf die betroffene Person einzureden, um weitere Reizeinwirkungen zu vermeiden. Bleibe in ihrer Nähe und achte darauf, dass sie sich selbst oder andere Personen nicht verletzt.
- Während des Shutdowns ist es am besten abzuwarten und, wenn möglich, Reize von der betroffenen Person fernzuhalten. Sie kann das Bedürfnis nach Nähe oder Distanz ausdrücken, du solltest dies respektieren.
Begleite Personen, die einen Meltdown oder Shutdown erleben, einfühlsam und respektvoll. Vermeide es während der Krise, die Person anzufassen und warte, bis sich die Person erholt. Jede Interaktion könnte die Situation verschlimmern.
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