Atychiphobie: Die Angst vor dem Scheitern überwinden
Die Angst vor dem Scheitern gehört zu unserer psychologischen Grundausstattung. Fehler zu machen und Ziele nicht zu erreichen, kann unangenehme Gefühle hervorrufen, die oft schwer zu überwinden sind. Manchmal sind die Sorgen sogar so groß, dass sie zu pathologischer Angst führen, die so lähmend ist, dass sie das tägliche Leben beeinträchtigt. In diesem Fall sprechen wir von Atychiphobie.
Diese irrationale und übermäßige Angst vor Niederlagen und Misserfolgen kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Hohe Selbstansprüche, kognitive Verzerrungen oder traumatische Erfahrungen aus der Vergangenheit spielen dabei eine wesentliche Rolle. Um diese Angststörung zu überwinden, ist es wichtig, bestimmte mentale Muster zu hinterfragen und das Verständnis von Scheitern neu zu definieren. Erfahre in diesem Artikel, wie du mit dieser Herausforderung umgehen kannst.
Atychiphobie kann aus verschiedenen Ursachen resultieren, wie zum Beispiel traumatischen Erfahrungen, übertriebenem Perfektionismus oder negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Was ist Atychiphobie?
Atychiphobie bezeichnet die pathologische Angst vor Misserfolg oder Scheitern. Menschen, die an dieser Phobie leiden, haben eine übermäßige und irrationale Furcht vor Fehlern und Niederlagen, die ihren Alltag erheblich beeinträchtigen kann. Diese Angst ist oft so stark, dass sie den Betroffenen davon abhält, Risiken einzugehen oder neue Herausforderungen anzunehmen, aus Angst, nicht erfolgreich zu sein.
Eine in Advances in Applied Sociology veröffentlichte Studie erklärt die Auswirkungen von Atychiphobie auf Jugendliche. Durch bewertende/beschreibende Fragebögen gaben fast alle zu, dass sie von der Angst vor dem Scheitern betroffen waren und Stress, Selbstzweifel und Ängste erlebten.
Diese spezifische Phobie verinnerlicht das Scheitern als Teil der Identität. Sie führt deshalb zu erlernter Hilflosigkeit, die oft mit anderen schwächenden Faktoren wie extremem Perfektionismus verbunden ist.
Die beiden Grundmerkmale spezifischer Phobien sind Angst und Vermeidung. Zu den charakteristischsten Symptomen der Atychiphobie zählt deshalb die Tendenz zur Untätigkeit. Betroffene haben Angst davor, bei der Verwirklichung ihrer Ziele zu scheitern, deshalb zögern sie und beginnen erst gar nicht mit der Umsetzung.
Weitere Erkennungsmerkmale dieser pathologischen Angst sind:
Kognitive Symptome
- Perfektionismus
- Übermäßige Selbstkritik
- Kritischer interner Dialog
- Anhaltende Angst vor Fehlern
- Ständige kognitive Verzerrungen
- Grübeln über die Fehler von gestern
- Störung durch ängstliche Gedanken
- Irrationale Vorstellungen; das Gefühl, ein Versager zu sein
- Pessimismus
Emotionale Symptome
- Apathie
- Scham
- Reizbarkeit
- Hoffnungslosigkeit
- Geringes Selbstwertgefühl
- Angst vor externem Urteil
- Anhaltende Angst vor Fehlern
- Minderwertigkeitsgefühle
- Unwohlsein, wenn festgelegte Ziele nicht erreicht werden
- Emotionale Lähmung oder Entscheidungsunfähigkeit aufgrund einer starken emotionalen Belastung
Verhaltensmanifestationen
- Vermeidung
- Prokrastination
- Mangelnde Initiative
- Ständige Ablenkungen
- Aufgabe von Zielen
Körperliche Manifestationen
- Ermüdung
- Tachykardie
- Muskelschmerzen
- Verdauungsstörung
- Schlafstörungen
“In meiner Laufbahn habe ich mehr als 9.000 Würfe verworfen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26-mal war ich derjenige, der das Spiel gewinnen konnte und ich habe daneben geworfen. Ich bin immer und immer wieder gescheitert. Genau deshalb bin ich erfolgreich.”
Michael Jordan
Mögliche Ursachen für Atychiphobie
Charles Dickens sagte: “Jeder Misserfolg lehrt uns, was wir lernen müssen.” Menschen mit Atychiophobie betrachten das Scheitern jedoch nicht als unvermeidliche Tatsache, sondern führen es auf ihre eigene Schwäche zurück. Die Ursachen dafür sind vielseitig, da bei spezifischen Phobien genetische, familiäre, umweltbedingte und entwicklungsbedingte Faktoren eine Rolle spielen. Die pathologische Angst vor dem Scheitern geht zudem mit einigen Besonderheiten einher, die wir anschließend unter die Lupe nehmen.
Negative Erfahrungen aus der Vergangenheit
- Psychische Traumata: Tiefe emotionale Wunden, die zum Beispiel durch Ablehnung oder Demütigung entstehen, können zu Atychiphobie führen.
- Erhebliche Misserfolge: Wir alle machen Fehler und müssen mit Misserfolgen umgehen. Manche Personen erleben jedoch belastende Ereignisse auf besonders intensive Weise und entwickeln deshalb pathologische Ängste vor dem Scheitern.
- Harte Kritik: Personen, die in der Familie ständig scharf kritisiert werden, haben ein schwaches Selbstwertgefühl und sind besonders anfällig für diese Phobie. Auch Kinder, die auf Erfolg gedrillt werden und sich oft unfähig fühlen, können eine negative Selbstwahrnehmung und in der Folge Angst vor dem Scheitern entwickeln.
Psychologische Faktoren
- Angststörungen: Atychiphobie geht wie alle spezifischen Phobien häufig mit umfassenderen Angststörungen einher. Manchmal liegt ihr eine generalisierte Angststörung oder eine Zwangsstörung zugrunde. In diesen Fällen ist eine umfassende Diagnose von entscheidender Bedeutung.
- Geringes Selbstwertgefühl: Im Allgemeinen verursacht der Mangel an Wertschätzung, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit eine Vielzahl psychologischer Probleme. Eine mögliche Folge ist die Angst vor dem Scheitern.
- Perfektionismus: Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Menschen mit hohen Ansprüchen der Umgang mit dem Scheitern oft schwerfällt. Sie akzeptieren keine Fehler und betrachten Misserfolge nicht als Lernprozess, sondern als persönliche Niederlage. Diese Einstellung führt tendenziell zu einer starken Angst vor der Möglichkeit, die eigenen Erwartungen nicht zu erfüllen.
Kulturelle und soziale Faktoren
- Stigmatisierung von Fehlern: In Umgebungen, in denen Fehler stigmatisiert oder bestraft werden, entwickeln viele Angst vor dem Scheitern. Dies ist in sehr wettbewerbsintensiven Arbeits- oder Bildungsumgebungen häufig.
- Soziale Erwartungen: In unserer Kultur besteht ein großer Druck, erfolgreich zu sein und Misserfolge um jeden Preis zu vermeiden. Dies kann zur Angst vor dem Scheitern beitragen, denn Fehler sind keine zulässige Option.
- Soziale Vergleiche: Wir alle vergleichen uns mit anderen, das ist ganz normal und kann sogar positiv sein. In manchen Fällen entsteht dadurch jedoch ein großer Druck, insbesondere wenn Betroffene das Gefühl haben, den gesellschaftlichen Standards nicht gerecht zu werden.
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Atychiphobie: Was tun?
Die Angst vor dem Scheitern ist ein unerbittlicher Feind des persönlichen Wachstums. Sie kann zur Stagnation führen, wenn Betroffene ein zunehmend negatives Selbstbild entwickeln und damit aufhören, Ziele zu verfolgen. Doch es gibt Wege, die Angst vor dem Scheitern zu überwinden.
Die Behandlung der Atychiphobie erfordert einen multifaktoriellen Ansatz. Einerseits sind mentale Strategien wichtig, andererseits ist eine gründliche psychologische Bewertung von entscheidender Bedeutung. Nur, wenn die Ursachen geklärt werden, ist eine erfolgreiche Intervention möglich. Folgende Strategien sind dabei hilfreich.
Überzeugungen neu definieren
Viele Überzeugungen, die unsere Sicht auf das Leben prägen, haben ihren Ursprung in unserer Erziehung und unseren Erfahrungen. Es ist an der Zeit, die Vorstellung vom Scheitern zu hinterfragen und negative Überzeugungen umzugestalten. Erkenne zunächst, dass die Angst vor dem Scheitern ein universelles menschliches Gefühl ist. Du musst dir bewusst sein, dass ein Fehler die Welt nicht zerstört. Vielmehr ermöglicht er es dir, auf deinem Weg voranzukommen.
Wenn du Angst davor hast, andere zu enttäuschen oder Schwäche zu zeigen, solltest du wissen, dass das Scheitern ein Sprungbrett zu Wohlstand und Erfolg sein kann. Fehler sind lediglich persönliche Erfahrungen und sollten nicht durch die Meinung anderer beeinflusst werden.
Veränderungen im Alltag
Veränderungen erfordern neue Bewältigungsstrategien im Alltag. Lähmende und irrationale Ängste können durch flexiblere Denkweisen und fortschrittliche Ansätze überwunden werden. Folgende Strategien können dir dabei helfen:
- Tagebuch: Ein Tagebuch, in dem du deine Gedanken und Gefühle über Misserfolge aufzeichnest, kann dir helfen, Muster und Auslöser zu erkennen und damit den Prozess der Reflexion und Veränderung erleichtern.
- Kleine und motivierende Ziele: Definiere kleine, erreichbare Ziele, um Erfolgserlebnisse zu erfahren und dich zu motivieren.
- Soziale Unterstützung: Lasse nicht zu, dass dich deine irrationalen Ängste die Spirale der Isolation, Einsamkeit und Vermeidung führen. Soziale Kontakte mit Familie und Freunden bieten dir Unterstützung und helfen dir, deine Angst zu überwinden.
- Schrittweise Exposition: Phobien erfordern immer eine progressive Herangehensweise. Bei Atychiphobie empfiehlt es sich, aktiv zu sein und Aktivitäten durchzuführen, mit denen du schrittweise lernen kannst, Fehler zu tolerieren.
- Ändere deinen internen Dialog: Baue positivere mentale Gespräch auf, die auf persönliches Wachstum abzielen. Sei bei Fehlern mitfühlend mit dir selbst und werde dir bewusst, dass sie Lernchancen darstellen, die du nutzen kannst.
Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie ist bei spezifischen Phobien sehr effektiv. Du lernst, Verhaltensmuster zu korrigieren, Fehler zu akzeptieren und mit deinen Ängsten besser umzugehen.
Auch die Akzeptanz- und Commitment-Therapie konzentriert sich darauf, Menschen dabei zu helfen, ihre negativen Emotionen zu akzeptieren, anstatt sie zu meiden, und sich zu Handlungen zu verpflichten, die ihren persönlichen Werten entsprechen. Ein sehr interessanter Ansatz, der dir hilft, positiver mit Fehlern umzugehen und persönliche Ziele zu erreichen.
Scheitern definiert nicht deinen Wert
Die Angst, Fehler zu machen und letztlich zu scheitern, ist ein universelles Gefühl. Wenn du dich in einer Phase befindest, in der du aufgrund von Ängsten immer wieder Gelegenheiten verpasst, ist es Zeit für Veränderungen. Eine Wachstumsmentalität zu entwickeln, um aus der Stagnation herauszukommen, erfordert Selbstvertrauen und Mut.
Du musst lernen, dich deinen Ängsten zu stellen, Rückschläge als Lernchance zu akzeptieren und dein Selbstwertgefühl stärken. Es geht darum, einschränkende Überzeugungen neu zu formulieren und allmählich deine Schutzbarrieren zu überwinden. Manchmal musst du deinen Ängsten trotzen und dich mutig den Herausforderungen stellen. Beginne noch heute mit dem ersten Schritt!
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