Attributionstheorie: Ursprung, Entwicklung und Konsequenzen
Wir alle interpretieren das menschliche Verhalten. Wir interpretieren unser eigenes Verhalten und das Verhalten unserer Mitmenschen. Die Attributionstheorie ist eine psychologische Theorie, die erklärt, WIE wir Verhalten interpretieren. Als Teil der Sozialpsychologie wurden die Grundlagen dieser Theorie vor allem von Fritz Heider entwickelt. Die Theorie diente Heider dazu, zu bewerten, wie Menschen ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer wahrnehmen.
Heiders Attributionstheorie versucht, zu analysieren, wie wir das Verhalten anderer Menschen erklären. Sie erlaubt auch Rückschlüsse darauf, wie wir Ereignisse in unserem Leben erklären. Heider glaubte, dass wir dazu neigen, das Verhalten von Menschen auf einen von zwei Faktoren zurückzuführen:
- Interne Ursachen: Persönlichkeitsmerkmale, Intelligenz, Motivation, etc.
- Externe Ursachen: Glück, Kontext, Aktionen Dritter, etc.
Gründe der kausalen Attribution
Heiders Attributionstheorie unterscheidet zwischen internen und externen Attributionen und diese wurden als der Loki der Kontrolle bezeichnet. Später fügte Bertrand Weiner der Theorie zwei weitere Faktoren hinzu, nämlich Stabilität und Kontrollierbarkeit hinzu. Wir benutzen all diese Informationen, um zu einer finalen Attribution zu gelangen:
- Lokation/Lokus: entspricht internen oder externen Ursachen, die abhängig von der Person oder dem Kontext sind. Diese hängen mit dem Selbstwertgefühl des Einzelnen zusammen. Ein Individuum, das seine Fehler persönlichen Faktoren zuschreibt, wird beispielsweise eine Abnahme seines Selbstwertgefühls bemerken, und nutzt dabei einen internen Lokus.
- Stabilität: Die Beurteilung, die wir bezüglich der Stabilität des Verhaltens vornehmen, bezieht sich auf die Dauer des Verhaltens. Wenn ein Subjekt sein Versagen Faktoren zuschreibt, die seiner Meinung nach zeitlich stabil sind (zum Beispiel, wenn man in eine bestimmte Klasse hineingeboren wurde), wird die Motivation, etwas daran zu ändern, abnehmen. Wenn die Person das Versagen aber instabilen Faktoren zuschreibt, wird sein Wunsch, Erfolg zu haben, zunehmen.
- Kontrollierbarkeit: Die Interpretation kann entweder von Faktoren abhängen, auf die wir einen Einfluss haben, oder auf solche, an denen wir nichts ändern können. Wenn wir davon ausgehen, sowieso nichts ändern zu können, wird uns das kaum motivieren, und umgekehrt.
Verhaltensattribution
Wie wir sehen können, können kausale Zuschreibungen für das Verhalten anderer oder unser eigenes Verhalten vorgenommen werden. Gleichzeitig können diese Attributionen internen oder externen Gründen unterliegen. Die Zuschreibungen können auf stabilen oder instabilen Einflüssen beruhen. Zusätzlich können sie kontrollierbar sein oder nicht. Die verschiedenen Kombinationen, die sich aus diesen Möglichkeiten ergeben, sagen etwas über unsere Motivation und Selbstwertgefühl aus.
Nehmen wir als Beispiel eine junge Frau, die ein Rennen gewonnen hat. Wir wissen, dass die Frau hart trainiert und sich gut vorbereitet hat. Diese Faktoren benutzen wir, um den Erfolg der Frau zu erklären. Dies ist eine interne Zuordnung, die sich auf die Person bezieht. Auf der anderen Seite könnte jemand sagen, dass sie gewonnen hat, weil die Konkurrenz so schlecht war. Das wäre eine externe Attribution.
Die positivsten Attributionen sind interne Erfolgszuschreibungen, die mit Stabilität und Kontrollierbarkeit verbunden sind. Diese Art der Zuschreibung erhöht unser Selbstwertgefühl und unsere Motivation.
Unterschiede in der kausalen Attribution
Wir können zu ähnlichen Ereignisse verschiedene kausale Attributionen vornehmen. Ebenso können verschiedene Personen zum demselben Ereignis unterschiedliche kausale Zuordnungen machen. Zum Beispiel kann jemand denken, dass er einen Test nicht bestanden habe, weil er nicht die dazu nötige Begabung habe. Dann erklärt er diese Tatsache damit, dass es einen unkontrollierbaren Faktor gebe, der stabil und intern sei. Ein mag aber denken, dass er den Test nicht bestanden habe, weil er zu schwer gewesen sei. Dann ist der wichtigste Einfluss zwar immer noch unkontrollierbar, aber extern und instabil. Diese Unterschiede beeinflussen nicht nur das Selbstwertgefühl und die Motivation der Betroffenen, sondern haben auch einen großen Einfluss auf unsere Erwartungen.
Wenn wir also menschliches Verhalten interpretieren, verwenden wir heuristische Methoden und Verzerrungen, die uns zu falschen Attributionen führen können. Diese Zuschreibungen sind oft von unseren Überzeugungen inspiriert, denn andere Interpretationen würden zu kognitiver Dissonanz führen. Menschen neigen im Allgemeinen dazu, kognitive Dissonanzen zu vermeiden.
Diese kausalen Attributionen beeinflussen auch unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, deren Verhalten wir bewerten. Daher werden wir diejenigen, deren Verhalten wir mit positiven Attributionen erklären, mehr schätzen. Wir hören diesen Personen eher zu und schätzen auch ihre Meinung mehr.