Aristoteles und das Glück als höchstes Ziel des menschlichen Lebens

Der griechische Universalgelehrte bezeichnete Glück als höchstes Ziel des Menschen. Erfahre heute, wie Aristoteles Glück definiert, um deinen eigenen Weg zu finden, dich deinem Glück zu nähern.
Aristoteles und das Glück als höchstes Ziel des menschlichen Lebens
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2023

Wir streben alle nach Glück – doch was ist das? Auch Aristoteles stellte sich diese Frage, mit der er sich in seinem Werk Nikomanische Ethik¹ befasste. Der griechische Universalgelehrte bezeichnete Glückseligkeit (Eudaimonie) als höchstes Ziel des Menschen, das jedoch nicht ohne moralische Tugend erreichbar ist. Wir müssen uns deshalb fragen, was das Wesen des Menschen ausmacht, um eine Antwort zu finden. Wir laden dich heute ein, die Gedankenwelt von Aristoteles zu entdecken, um deinem eigenen Glück näherzukommen.

Wie Aristoteles Glück definiert

Wie anfangs kurz erwähnt, beschreibt Aristoteles Glück in seinem Werk Nikomanische Ethik als das höchste Ziel des menschlichen Lebens. Alle unsere Handlungen sind zielorientiert: Wenn wir Hunger haben, versuchen wir, dieses Bedürfnis zu befriedigen und überlegen uns, wie wir das bewerkstelligen können. Aristoteles geht jedoch davon aus, dass alle unsere Handlungen einen übergeordneten Zweck haben: das Glück. 

Wenn wir einen alten Menschen fragen, ob sein Leben glücklich ist, wird er auf alle seine Handlungen zurückblicken. In der Jugend stehen jedoch Lernprozesse im Vordergrund: Je mehr Erfahrungen wir im Laufe der Zeit sammeln, desto näher kommen wir dem höchsten Lebensziel. Für Aristoteles ist Glück also eine Tätigkeit, die das ganze Leben lang ausgeführt werden muss, um schließlich zum Ziel zu kommen.

Wie Aristoteles Glück definiert
Für Aristoteles ist Glück durch Übung und Erfahrung möglich.

Tugend und Glück

Aristoteles lehrt, dass wir nur durch Tugend Glück erreichen können. Tugend wird oft auch mit Tüchtigkeit gleichgestellt, durch die wir die höchste Bestimmung des Menschen erlangen. Jeder Mensch hat die Anlage zu bestimmten Tugenden, die er jedoch im Laufe seines Lebens entwickeln muss. Der Philosoph unterscheidet die auf Gewohnheit beruhenden ethischen Tugenden und die Tugenden des Verstandes. Beispiele für letztere sind Weisheit und Klugheit. Zu den ethischen Tugenden zählen unter anderem Besonnenheit und Großzügigkeit. Diese Tugenden sind nicht von Natur aus gegeben, sie werden durch richtige Handlungen und Gewohnheiten erworben.

Durch die Ausübung dieser Tugenden können wir Wohlbefinden und Glück erreichen. Aristoteles geht also davon aus, dass wir durch Übung Tugenden entwickeln und unser Leben dadurch seinen Wert erhält. Glück ist keinesfalls ein Zufall, sondern das Ergebnis ständiger Anstrengung.

Wir stehen jedoch in einem stetigen Spannungsverhältnis zwischen Wille und Vernunft. Schließlich zeichnen wir uns nicht nur durch Intelligenz aus, sondern haben auch Begierden und Leidenschaften. Die Rolle der Gewohnheit ist auf dem Weg zu den ethischen Tugenden deshalb wesentlich: Wir müssen gleichzeitig tugendhafte Handlungen und einen tugendhaften Charakter schmieden, um das Ziel tatsächlich zu erreichen. Die Vernunft muss unsere Begierden regulieren, denn nur die goldene Mitte führt zum Glück.

Die goldene Mitte und das Glück

Aristoteles argumentiert, dass Tugend das Gleichgewicht zwischen zwei Extremen ist. Wir erreichen die Vorzüglichkeit des Charakters, wenn wir die goldene Mitte finden, denn ein Übermaß bedeutet Zügellosigkeit, ein Mangel hingegen Entbehrung.

Je mehr wir uns um einen ausgeglichenen Charakter bemühen, desto näher kommen wir dem Mittelweg und vermeiden Extreme. Nur wenn wir Handlungen in die Praxis umsetzen, können wir die ethischen Tugenden erlernen und erwerben. Wenn wir also gerecht sein wollen, müssen wir gerechte Taten vollbringen.

Wille und Wahl: der Weg zum Glück

Aristoteles war davon überzeugt, dass die Handlungen zählen, die Menschen in ihrer Freiheit und in voller Kenntnis der Umstände, unter denen sie stattfinden, ausführen. Wenn jemand etwas unter Zwang oder Nötigung tut, ist diese Handlung moralisch nicht relevant.

Die goldene Mitte erreicht man durch Überlegung und Reflexion. Auch hier spielen die Mittel und der Zweck eine wichtige Rolle, denn für einen bestimmten Zweck werden die besten Mittel zu seiner Erreichung bewertet. Wir benötigen einen Handlungsplan, der uns auf den Weg zum Glück führt.

Aristoteles und der Weg zum Glück
Auf dem Weg zum Glück sind Wille und Freiheit wichtig.

Gemeinschaft und Glück nach Aristoteles

Aristoteles argumentiert, dass Glück nicht isoliert erreicht werden kann, sondern ein integraler Bestandteil eines gut gelebten Lebens in Gemeinschaft ist. Deshalb ist das Glück des Ganzen wichtig, nicht nur das Glück des isolierten Individuums. Tugendhaftigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für ein Leben in Harmonie mit anderen, und Glück wird erreicht, wenn man in einer tugendhaften Gemeinschaft lebt.

Forscher untersuchen heute, wie die Nikomanische Ethik von Aristoteles helfen kann, nicht nur über die Gemeinschaft, sondern auch über die Erziehung nachzudenken. Der Schwerpunkt sollte auf einer Erziehung zu den Tugenden liegen, bei der Klugheit als dominierende Tugend im Mittelpunkt steht.

Wie wir gesehen haben, ist für Aristoteles das Glück das Endziel des menschlichen Lebens, das durch die Ausübung von Tugenden erreicht wird. Ebenso formen rationale und intelligente Entscheidungen für die Ausführung von Zielen einen tugendhaften Charakter. Glück ist ein Zustand des Gleichgewichts und der Mäßigung, die Voraussetzung für ein harmonisches Leben in einer tugendhaften Gemeinschaft.

Diese Erklärung ist wahrscheinlich weit entfernt von der heutigen, etwas ungeduldigen Vorstellung von Glück. Für die einen mag es die Erlangung materieller Güter sein, für die anderen die Vermeidung bestimmter Empfindungen, wie Schmerz. Doch die Definition von Aristoteles hat auch heute noch Gültigkeit und hilft uns auf unserem eigenen Weg zum Glück.

Literaturempfehlung

  1. Nikomanische Ethik, Aristoteles, Reclam 2017

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