Anuptaphobie: die irrationale Angst, Single zu sein
Das Leben zu zweit kann wunderbar, bereichernd und erfüllend sein: Wir genießen Liebe, Zuneigung, Geborgenheit und emotionale Unterstützung in einer Beziehung. Doch auch das Singledasein hat verschiedene Vorteile, deshalb entscheiden sich viele bewusst dafür. Im Jahr 2021 gab es in Deutschland rund 16,62 Millionen Einpersonenhaushalte. Für Menschen mit Anuptaphobie ist das Alleinsein jedoch unerträglich, denn Betroffene leiden an der irrationalen Angst, allein zu bleiben.
Sie tun alles, um nicht verlassen zu werden oder eine Beziehung aufzubauen. Wenn sie Single sind, fällt ihre Wahl auf die erste verfügbare Person, die sie treffen, denn ihre Angst ist so groß, dass sie keine Reflexion zulässt. Viele Menschen gelangen auf diese Weise in einen toxischen Kreislauf, der immer wieder zum Scheitern der Beziehung oder zu großer Abhängigkeit führt. Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Anuptaphobie: Was ist das?
Anuptaphobie ist die Bezeichnung für die irrationale Angst davor, für immer allein zu bleiben. Für Betroffene ist das Alleinsein gleichbedeutend mit Versagen, Leere und Unglück. Die Angst vor Einsamkeit, vor einem Leben ohne Partner kann sich wie jede andere Angststörung äußern, einige spezifische Verhaltensweisen sind:
- Betroffene leben in toxischen, unbefriedigenden Beziehungen, um der Einsamkeit zu entgehen. Sie ertragen oft Missbrauch, wiederholte Untreue und Manipulation. Trotzdem tun sie alles, um die Beziehung aufrechtzuerhalten.
- Die Partnerschaft wird zur Besessenheit: Betroffene haben wenige Auswahlkriterien, denn das Wichtigste für sie ist, einen Partner zu haben.
- In jeder Person, die ihnen begegnet, sehen Betroffene eine Chance, um dem Alleinsein zu entkommen. Sie neigen deshalb zu schnellen, intensiven Beziehungen, die jedoch oft nur von kurzer Dauer sind.
- Wenn eine Beziehung scheitert, versuchen sie sofort, einen neuen Partner zu finden. Das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist Single zu sein.
Ein geringes Selbstwertgefühl kann zu Angst vor dem Alleinsein führen.
Wie kommt es zu Anuptaphobie?
Es gibt verschiedene Ursachen für diese Angststörung, die oft gemeinsam auftreten. Die häufigsten davon sind folgende:
1. Sozialer Druck
Anuptaphobie kommt bei Personen über 30 Jahren häufiger vor als bei jüngeren Menschen. Der soziale Druck spielt dabei sehr oft eine Rolle, denn ab einem gewissen Alter muss man “zur Ruhe kommen, eine Beziehung formalisieren und eine Familie gründen”. Diese konservativen Lebensmuster werden uns schon früh eingeimpft, können jedoch zu einer starken Belastung werden.
Wenn das Umfeld mit Fragen wie “Du bist in deinem Alter noch immer ledig?” oder “Du hast noch keine Kinder?” kontinuierlich Druck ausübt, ist das natürlich alles andere als angenehm. Betroffene fühlen sich entwertet und überfordert. Die Botschaft lautet, dass wir nur innerhalb einer Beziehung ein erfülltes Leben führen können, und dies kann in manchen Fällen zu Anuptaphobie führen.
2. Geringes Selbstwertgefühl
Personen mit einem schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl benötigen ständig externe Bestätigung und Anerkennung. Die Zugehörigkeit und Zuneigung in einer Beziehung ist eine Möglichkeit, dieses Bedürfnis zu decken, während Betroffenen das Singledasein das Gefühl der Leere gibt.
3. Emotionale Abhängigkeit
Menschen mit emotionaler Abhängigkeit können Angst vor dem Alleinsein entwickeln. Sie machen ihr Wohlbefinden von der Bindung zu einer anderen Person abhängig. Diese Abhängigkeit entsteht in der Regel bereits in der Kindheit, da Betroffene keine bedingungslose Liebe erhalten. Sie sehnen sich deshalb nach Zuneigung und haben Angst davor, sie zu verlieren oder verlassen zu werden.
Auch bei Überbehütung in der Kindheit entwickeln sich häufig Muster der Abhängigkeit. Betroffene glauben, nicht für sich selbst sorgen zu können. Die Einsamkeit stellt für sie eine unüberwindbare Herausforderung dar.
4. Schlechte Sozialkompetenzen
Die Anuptaphobie kann sich durch mangelnde Sozialkompetenzen oder das Gefühl der Ablehnung verschlechtern. Extreme Schüchternheit oder Kontaktprobleme können die Angst vor dem Alleinsein nähren.
Die Behandlung von Anuptaphobie
Das Ausmaß dieser Angststörung bestimmt die nötige Behandlung. Manche Menschen erleben extreme Angst, Kummer und auch physiologische Symptome, wenn sie an das Alleinsein denken. Es kann dabei zu Herzrasen, Schweißausbrüchen und Kurzatmigkeit kommen. Dies wirkt sich sehr einschränkend auf den Alltag aus und führt vielfach zu ungesunden Beziehungen. Um die Lebensqualität zu verbessern und Ängste abzubauen, ist eine Psychotherapie nötig. Falls du an dieser Angststörung leidest, solltest du unbedingt eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen.
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